wenn er praktisch hilflos in einer Plastikblase von sechs Fu? Durchmesser eine Meile unter der Oberflache des Ozeans sa?e? Auf wen dies zutrifft, der moge mit seiner Kritik warten, bis ich fertig bin.
Der zweite Grund, weswegen ich meinen Ballast nicht ubersturzt abwarf, sollte sich namlich sogleich zeigen. Meine Aufmerksamkeit konze ntrierte sich noch immer auf das Wrack. Ich sah es zunachst gar nicht herankommen. Beim ersten fluchtigen Blick aus dem Augenw inkel hielt ich es gar nur fur einen weiteren Hai. Dann aber wurde mir klar, da? es sich um eine menschliche Gestalt handelte und ich damit meinen Beweis hatte. Famos. Nichts wie an die Oberflache, wenn die Gestalt erst verschwunden ist.
Nein, geht nicht. Was ich brauchte, war ein uberzeugender Beweis. Und wenn meine eigenen Augen mich nicht zu uberzeugen vermochten, war es hochst unwahrscheinlich, da? meine Worte jema nden anderen uberzeugen konnten. Was ich da sah, war ein Mensch, was an sich stimmte. Ein Poly-Phasen-Anzug, vier Zoll dick, an den Gliedma?en ebenso ausgerustet, kann dem Wasserdruck von eineinviertel Tonnen pro Quadratzoll, der in einer Meile Tiefe herrscht, gut standhalten. Eine solche Taucherrustung la?t den Trager auch noch einigerma?en me nschenahnlich aussehen und gestattet ihm immerhin eine, wenn auch unbeholfen wirkende Fortbewegung.
Diese Rustung hier aber gestattete ihm keine wie immer gearteten Schwimmbewegungen, es sei denn er befande sich in einem Quecksilberozean. Und diese ganz unubersehbar menschliche Gestalt schwamm!
Sie tauchte in einiger Entfernung zu meiner Li nken auf, ganz plotzlich, als ware sie aus der oben herrschenden Dunkelheit heruntergesto?en. Sie schwamm auf mich und das Wrack zu, hatte es aber dabei nicht eilig. Als die Gestalt naher herankam, konnte ich Einzelheiten deutlicher unterscheiden.
Und am deutlichsten war die Tatsache — noch deutlicher als die Tatsache, da? es sich um eine Frau handelte —, da? sie keine Taucherrustung trug. Sie trug statt dessen einen Kaltwasser-Coverall vom Typ Scuba- Suit. Daran war nichts auffallend bis auf den runden, durchsichtigen Helm, den sie statt der Atemmaske aufgesetzt hatte. Den Ballast trug sie in Ringen da und dort an Leib und Gliedern anstatt am Gurtel. Ich wiederhole — tatsachlich mu?te ich es mir selbst wiederholte Male vorsagen —, da? ihr Anzug kein Druck-Anzug war. Ihre Schwimmbewegungen zeigten klar an, da? der Anzug so flexibel war wie menschliche Haut, genauso wie ein Scuba-Anzug sein soll.
Meinen Tank schien sie nicht zu bemerken. Fur mich eine gro?e Erleichterung. Sie bemerkte auch das Wrack erst, als sie sich ihm bereits bis auf zwanzig Yards genahert hatte. Bis dahin war sie namlich ganz gemachlich am Rand des Zeltdaches entlanggeschwommen, wie auf einem Nachmi ttagsspaziergang. Dann aber wechselte sie jah die Richtung und hielt direkt auf den Bug der
Das wollte mir nicht in den Kopf. Unglaublich, da? niemand gezielt nach dem Wrack suchte und da? jemand durch puren Zufall darauf stie?! Ich hatte eigentlich ein ganzes Arbeitskommando erwartet, das von den Menschen unter dem Zeltdach ausgeschickt wurde.
Nun ja, bei der ganzen Sache war dies nicht die erste Uberraschung. Hor jetzt auf mit den Arbeitshypothesen, Freund, dafur fehlen dir die Fakten!
Beschranke dich aufs Beobachten. (Ich nenne mich selbst nicht mal beim Namen).
Also verlegte ich mich aufs Zuschauen. Ich sah, wie sie den eingedruckten Bug umrundete, hineinschwamm, dann wieder heraus und schlie?lich daruber hinwegglitt. Dann werkelte sie mit einem Gegenstand herum, der sich als La mpe entpuppte, die an ihrem Gurtel gehangen hatte. Sie schwamm noch einmal hinein. Das bereitete mir nicht wenig Sorge. Die Tarnung des Tanks war nicht so, da? sie einer naheren Inspektion standgehalten hatte. Die Kammern, die Fortbewegungsfedern…
Da kam sie wieder heraus, ohne sichtbare Anzeichen der Erregung, und in diesem Augenblick, da dammerte mir etwas. Ein sehr geringfugiger Punkt verglichen mit dem, was ich bereits gesehen hatte — zumindest schien er beim ersten Hinsehen geringfugig. Und als ich langer daruber nachdachte, wuchs er sich immer mehr zu einem Ratsel aus.
Ihr Unterwasseranzug war wie gesagt ganz gewohnlich, bis auf Helm und Ballast. Diese Alltaglichkeit beinhaltete einen kleinen Tank zwischen den Schultern, dessen oberes Ende am Helm anstie? und vermutlich damit in Verbindung stand, obwohl ich keine Verbindungsrohre sehen konnte.
Das alles war noch einleuchtend. Was mich daran aber storte, war die Tatsache, da? ich keine Luftblaschen sehen konnte.
Nun bin ich mit Atemluftaufbereitungssystemen ziemlich vertraut, und kenne mich bei den dazu benotigten Chemikalien aus — Gemenge aus Alkali-Metall-Peroxyden und Superoxyden, die mit Wasser reagieren und Sauerstoff freisetzen und Kohlendioxyd aufnehmen. Und ich wei?, da? dazu neben einem Behalter fur die Chemikalien und einem Misch-System auch eine Art „Lunge“ notwendig ist — ein volumenveranderlicher Umgebungsdruck-Gas-Sack oder — Tank —, wobei die Chemikalien die Zwischenstufe zwischen dieser Sack-Lunge und der Lunge des Benutzers darstellen. Das ausgeatmete Gas mu? irgendwo aufbewahrt werden, bis es aufgearbeitet und wieder eingeatmet wird. Diese ›Lunge‹ mu? ein Volumen haben, das die von einem Schwimmer bei einem Atemzug ausgeatmete Luft fassen kann — andersherum ausgedruckt, das Volumen mu? annahernd dem seiner flachen Lunge entsprechen. An diesem Schwimmanzug war aber kein solcher Sack zu sehen, und der Ruckentank war nicht annahernd gro? genug, als da? darin einer hatte sein konnen.
Es sah ganz so aus, als kame dieses System ohne chemischen Sauerstoffvorrat aus. Wenn keine mikroskopisch kleine Pumpe vorhanden war, die die ausgeatmete Luft ganz schnell aufnahm und sie mit unglaublichem Druck in einen anderen Teil des kleinen Tankes druckte, hatte man die beim Ausatmen entstehenden Blasen sehen mussen. Ich sah keine Anzeichen fur ein solches Ruckverarbeitungssystem, aber ich konnte auch keine Blasen sehen. Ich hatte mir schon den Kopf zerbrochen, welche Gas-Mischung sie wohl atmete — bei diesem Druck hatte ein halbes Prozent Sauerstoff ihr die Lungen verbrannt, und ein Verdunnungsmittel war mir nicht bekannt. Sogar Helium war hier unten so stark loslich, da? Dekompression eine Sache von vielen Stunden war.
Blitzartig kam mir der Gedanke, da? hier Menschen vielleicht standig unter diesem Druck lebten und eine fast reine Helium-Atmosphare mit dem Bruchteil eines Prozentes Sauerstoff darin atmeten.
Wenn dies der Fall war, begriff ich aber noch immer nicht, warum der Anzug des Madchens keine Blaschen von sich gab. Angenommen, es gabe jeden erdenklichen wirtschaftlichen Grund, Helium wiederzugewinnen, so gibt es dabei doch technische Probleme, die meiner Ansicht nach noch nicht hinlanglich gelost sind.
Nein. Samtliche Hypothesen unzulanglich. Beobachtung fortsetzen! Als Tatsache liegt bislang nur vor, da? sie sich in einem geschlossenen System bei Au?endruck vollig normal zu bewegen und darin zu leben scheint, und da? der fragliche Druck — lassen wir mal das alte Ammenmarchen, da? ein menschlicher Korper flachgedruckt wurde — ausreichend hoch ist, um alle mit Gasdynamik zusammenhangenden biophysischen oder biochemischen Vorgange umzusto?en.
Viel zu beobachten gab es nicht mehr. Das Madchen hangte die Lampe wieder an ihren Gurtel, warf einen letzten Blick aufs Wrack und schwamm dann fort. Sie schlug dabei nicht den Weg ein, den sie gekommen war, sondern schwamm rechts an mir voruber, fort aus dem beleuchteten Bereich.
Nach wenigen Sekunden war sie verschwunden, obgleich ich wu?te, da? sie noch nicht sehr weit sein konnte.
Wahrscheinlich war sie unterwegs, um Hilfe zu holen. Wie lange es nun dauern wurde, bis sie mit den anderen wieder zuruckkam, war nicht abzuschatzen. Der Zelteingang konnte wenige hundert Yards entfernt sein oder aber auch mehrere Meilen.
Meine erste Vermutung kam mir ein wenig wahrscheinlicher vor, aber ich wurde nicht einen einzigen Cent darauf setzen.
Nur meine Zukunft.
Moglich, da? sie das technische Zubehor bemerkt hatte, das meinen Tank bewegte und auf dem Boden festhielt. Und unter den gegebenen Umstanden bedurfte es keines uberragenden schauspielerischen Talents ihrerseits, um eine uberraschte Miene zu verbergen. Wenn sie es bemerkt hatte und meldete, dann wurden die, die mit ihr kamen, gro?e Neugierde fur den gesamten Bereich entwickeln. Das Tank-Au?ere war in den Umrissen absichtlich ein wenig unregelma?ig gehalten, damit es nicht zu sehr als kunstliches Objekt auffiel, doch konnte das Ding niemanden hinters Licht fuhren, der es sich genauer ansah. Vielleicht war es vorteilhafter, wenn ich mich ein Stuck weiter weg bewegte. Meine personliche Sicherheit kummerte mich wenig.
Ich konnte immer noch entkommen, doch bevor sich das als notwendig erweisen sollte, wollte ich soviel als moglich sehen.