»Die Priesterinnen sind davon uberzeugt, da?
Samu trat uber den Toten hinweg und betrachtete das mannshohe Relief. Tatsachlich war die rechte Hand des geflugelten Gottes mit getrocknetem Blut besudelt. Ebenso das Schwert an seiner Seite. Doch das war unmoglich!
Unschlussig blickte sie auf den Toten hinab. Sein Kopf war mit einem glatten Schnitt abgetrennt worden. Der Schlag mu?te mit gro?er Kraft gefuhrt worden sein. Das sprach dafur, da? ein Gott den Leichnam enthauptet hatte.
Aber wie hatte sich
»Zweimal in nur zwei Tagen hat sich uns das Wirken der
»Ptolemaios XII., der
Samu konnte sehen, wie dem
»Ich werde dem
In der Menge der Schaulustigen bildete sich eine Gasse, so da? die beiden ungehindert passieren konnten. Deutlich horte Samu das verargerte Getuschel der Epheser. Sie nannten sie flusternd eine agyptische Hexe!
Die Priesterin und die Prinzessin hatten schon fast den Eingang der Villa erreicht, als Kleopatra stehenblieb, um noch einmal zu dem machtigen Tempel zuruckzublicken. »Warum sind die Gotter der Griechen so wunderlich, Samu?«
Erstaunt blickte die Priesterin das Madchen an. »Wie meinst du das?«
»Wovon redest du?«
»Das Blut ... Es war an der Schwertscheide. Hast du denn nicht genau hingesehen?
Samu mu?te sich eingestehen, nicht so sehr auf diese Kleinigkeiten geachtet zu haben, weil sie sich uber die arrogante Art des
Viel mehr hatte die Priesterin sich uber die Tatsache gewundert, da? uberhaupt Blut an der Waffe war. Doch auch diese Beobachtung pa?te zu dem Bild, das sie sich von den nachtlichen Ereignissen gemacht hatte. Hoffentlich kamen nicht die Priesterinnen der Artemis zu demselben Schlu?, zu dem sie gekommen war! Kleopatra wurde sie auf keinen Fall in ihr Wissen einweihen.
»Wir Sterblichen werden das Wesen der Gotter nie vollends erfassen konnen, Prinzessin. Auch wenn uns manchmal ihr Handeln sehr vertraut vorkommt, so tun sie doch schon im nachsten Augenblick wieder etwas, das uns vollig unbegreiflich ist. Betrachte nur
»Kann es nicht auch sein, da? die Gottinnen in Wahrheit machtiger sind als ihre Manner?«
Samu lachelte. »Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis du selbst die Erfahrung machst, welche Macht Frauen uber Manner haben. Dann wird dir die Antwort auf diese Frage klar werden.«
Laute Stimmen im
Eine Zeitlang blieb der Grieche unter seiner warmen Wolldecke liegen und lauschte auf die Gerausche in der gro?en Villa. An ihm hatte offenbar niemand Interesse. Keiner kam herein, um ihn zu wecken . Man brauchte ihn nicht! Ob dies schon die ersten Konsequenzen aus dem Gesprach mit dem Konig waren? Es hatte ihn bisher immer gewundert, wie schnell die sonst so oberflachlichen Hoflinge bemerkten, wer in Ungnade gefallen war. Es war fast so, als sei man gestorben. Niemand nahm mehr Notiz von einem. Und wenn man hinging und einen der Hofbeamten ansprach oder auch nur mit einer der Tanzerinnen plauderte, mit denen sich der Herrscher gelegentlich vergnugte, dann schien es, als bereite es dem Gegenuber korperliche Qualen, mit einem zu reden. Jede Ausflucht war willkommen, um vor einem solchen Gesprach zu fliehen.
Zweimal hatte Philippos in seiner kurzen Zeit am Hof des Konigs erlebt, was es hie?, ausgesto?en zu sein. Er hatte es beobachtet und keine besondere Teilnahme fur das Schicksal der Betroffenen gezeigt. Jetzt war es vorbei mit seiner Rolle als unbeteiligter Beobachter!
Beklommen blieb er liegen und beobachtete, wie der schmale Streifen Sonnenlicht, der durch ein kleines, hochgelegenes Fenster in sein Zimmer fiel, langsam uber den Boden wanderte.
Wenn das Licht seine Sandalen erreichte, dann wurde er aufstehen. Er konnte sich nicht ewig unter seiner Decke verkriechen! Er durfte jetzt nicht den Kopf verlieren! Wenn er ein Geachteter war, dann wurden sich auch daraus noch Vorteile fur ihn ergeben! Er mu?te nur lange genug daruber nachdenken. Fast jedes Problem lie? sich allein durch Nachdenken bewaltigen!
Wenn die Epheser sich gegen Ptolemaios und die anderen agyptischen Fluchtlinge erhoben, weil sie in dem Vorfall wahrend der Prozession ein schreckliches Omen sahen, dann mochte es Philippos vielleicht sogar das Leben retten, wenn er beim Konig in Ungnade gefallen war. Geistesabwesend starrte der Grieche auf die kleinen Staubkorner, die in dem goldenen Sonnenstrahl auf und nieder tanzten, der das graue Zwielicht seiner Kammer durchschnitt. Nicht mehr lange, und der Lichtstreifen auf dem Boden hatte seine Sandalen erreicht.
Dicht neben den Schuhen lag seine zerknullte
Im
Einen Moment lang spahte Philippos von der saulengerahmten Loggia ins