Toiletten gibt es einen Hinterausgang. Dort steht, dass beim Offnen der Tur ein Alarm losgeht, aber das stimmt nicht. Wenn Ihnen das ernst war, was Sie gesagt haben, dann warten Sie funf Minuten. Verlassen Sie die Bar und gehen Sie hinten hinaus. Ich werde dort warten. Wollen Sie, dass ich die Dinge in die Hand nehme?«

Sie nickte eifrig. »Yeah, ich denke, das wurde mir gefallen.«

»Okay, dann wollen wir’s so halten.« Er verlie? die Bar, ohne sich umzusehen, in der Hoffnung, dass sie genugend beschwipst sein wurde, seiner Aufforderung nachzukommen. Ja, er war scharf auf sie, aber er hatte nicht bis zum heutigen Tage uberlebt, indem er sich dabei sehen lie?, wie er Bars mit seinen Opfern verlie?. Die Nachtluft duftete wurzig, als er an zwei anderen Bars vorbei zum Parkplatz ging, und dieser wurzige Duft uberlagerte die schwachen Anfluge von abgestandenem Urin, Erbrochenem und Sex, die stets in den Stra?en mit popularen Etablissements des Nachtlebens in der Luft hangen. Bei ihm setzte jetzt der Adrenalinsto? ein, und er fragte sich, wie er das immer tat, ob er den Haken richtig gesetzt hatte und die Angelschnur richtig einzog. Wurde sie kommen oder nicht?

Das Timing war perfekt. Er hatte gerade seinen Wagen an den Randstein am Hinterausgang der Bar bugsiert, wo ihn auf der einen Seite die Bar und auf der anderen der gro?e Abfallcontainer vor neugierigen Blicken schutzte, als sie durch die kleine Hintertur herauskam. Ein weiteres Plus fur ihn — die Beleuchtung hier hinten war ausgebrannt, und er konnte die Blondine nur im schwachen Schein seiner eigenen Scheinwerfer sehen, als sie leicht ins Torkeln kam. Vielleicht war sie auf lockeren Kies getreten? Er offnete die Tur auf der Beifahrerseite.

Ubervorsichtig lie? sie sich auf den Beifahrersitz seines niedrigen Detroit Raver sinken, wahrend er so tat, als wurde er nach einem Musikwurfel suchen. Seine Nervenenden prickelten in der Mischung aus Triumph und Vorfreude, die ihm einen eisigen Schauder uber den Rucken jagte, als sich die Tur seines Wagens klickend hinter ihr schloss. Der Beat von Blue Oyster Cult’s »Godzilla« drohnte durch das Fahrzeug, als er sich in den nachtlichen Verkehr von Chicago einreihte.

Worth loste die Blondine lange genug von seinem Hals, um vom Aufzug zu seinem Apartment im Loft eines alten Lagerschuppens zu gelangen. Er stie? die Tur auf und blieb einen Augenblick lang stehen, um ihr Gelegenheit zu geben, die ganze Wirkung in sich aufzunehmen. Betrachtliche Brocken seines durchaus gro?zugigen Gehalts hatte er dafur aufwenden mussen, um das Zimmer in dem von ihm geschatzten Stil der Siebzigerjahre auszugestalten. Worth’ Stolz war, dass er es geschafft hatte, samtliche notigen Mobelstucke in schwarzem Leder, Glas und Chrom zu besorgen, die einen beeindruckenden Kontrast zu dem blutenwei?en Shag-Teppichboden bildeten, den er speziell hatte anfertigen lassen. Drei Wande waren in Eichenlaminat vertafelt — echte Eiche war selbst ihm zu teuer. Die vierte bedeckten schwarze Samtvorhange, die von der Decke bis zum Boden reichten. Die frei stehende Bar parallel zu einer der vertafelten Wande hatte eine schwarze Marmorplatte sowie Schubladen und Regale ebenfalls aus Eichenlaminat, was exakt zu den Wanden passte.

Farblich darauf abgestimmte rote Lava-Lampen — Originale, nicht etwa Reproduktionen — beleuchteten den Raum und erzeugten die gewunschten Farbtone. Deckenspots hoben die Dali- und Escher-Drucke an den Wanden hervor. Fichtennadelduft mischte sich in die schwachen Spuren von abgestandenem Schwei?, Sex, Rost und Leder, konnten sie aber nicht ganz uberdecken.

Sie blieb einen Augenblick lang stehen und sah sich im Raum um. Dann schenkte sie ihm ein blendend perfektes Lacheln und vergrub das Gesicht an seinem Hals, schmiegte sich an ihn. Herrgott, die musste wirklich hei? sein …

»Einen Drink? Ich nehme einen Martini.« Er grinste ein leider nur vermeintlich wissendes Grinsen und knodelte: »Naturlich geschuttelt, nicht geruhrt.« Er trat an die Bar und nahm diverse Flaschen von dem Glasregal dahinter.

»Warum nicht?« Sie lachte, lie? ihre Handtasche auf die Couch fallen.

Er schenkte ihr ein und reichte ihr das Glas. »Cheers.«

Sie nahm einen Schluck, stellte das Glas dann auf dem Beistelltisch aus Chrom und Glas ab, schmiegte sich an ihn und lie? ihre Hande an seiner Brust emporwandern. Er schlang die Arme um sie und kusste sie aufs Kinn, um gleich darauf an ihrem Ohr zu knabbern. Als er spurte, wie ihre Knie ein wenig nachgaben, verlagerte er sein Gewicht, um sie zu stutzen. Wahrend ihre Huften, so schien es zumindest, unbewusst gegen die seinen drangten, spurte er, wie ihm zwischen den Beinen hei? wurde. Er vergrub das Gesicht in ihrem Haar und atmete den sauberen, frischen Duft ein, der sich in ihren Korpergeruch mischte.

Seine Finger zitterten leicht, als er ihre Seidenbluse aufknopfte, vorsichtig, zartlich, jeden Augenblick dieser Ouverture genie?end, die in so viel Larm und Wut enden wurde. Ganz sanft, jetzt das Vertrauen aufbauen, das sie bereitwillig in die Falle lockte — die reinste und kostlichste Probe seiner Kunst. Seine Hande glitten unter ihre Bluse, strichen an ihrer Wirbelsaule entlang und dann uber die weiche, perfekte Haut ihres Ruckens. Er rieb sein Kinn an dem ihren, war froh, dass er sich am Nachmittag rasiert hatte, und nahm dann ihren Mund, tauchte tief in die feuchte Warme ein. Herrgott, in dieser Frau konnte er ertrinken.

Ihre schlanken Finger mit den wunderschonen Nageln spielten mit dem Haar in seinem Nacken, und er spurte, wie sein Atem schneller ging, spurte die Ungeduld in sich aufsteigen und wusste doch zugleich, dass er sich zuruckhalten und sie zum nachsten Schritt locken musste. Er fuhr mit einem Finger ganz leicht an ihrer Wirbelsaule empor, ehe er ihr mit beiden Handen unter den Po griff und sie hart zu sich heranzog. Ein Schaudern uberlief sie.

»Und wo ist jetzt dein Zimmer?« Sie druckte das Gesicht an seinen Hals und biss ihn dann leicht in die Schulter.

Er lie? die Hand wieder an ihrem Rucken emporgleiten, griff in ihr Haar, zog ihren Kopf sanft zuruck, knabberte an ihrer Nasenspitze und schuttelte den Kopf.

»Nicht doch. Schlafzimmer ist langweilig. Komm her.« Er griff nach ihrer Hand und fuhrte sie zu der Wand mit dem Samtvorhang, druckte seitlich einen Schalter und grinste, als die Vorhange sich auseinander schoben und den Blick auf vier in die Wand eingelassene Stahlringe und einen knapp zehn Zentimeter breiten Sitz freigaben, den man offenbar verstellen konnte.

»Sobald du das einmal versucht hast, wirst du es nie wieder in einem Bett tun wollen. Es ist unglaublich.« Du wirst dann gar nichts mehr wollen, weil es dich dann namlich nicht mehr gibt, aber das ist nicht mein Problem, dachte er.

»Du wirst mir doch nicht wehtun, oder?« Ihre Augen musterten ihn nervos.

»Aber ganz bestimmt nicht. Hand aufs Herz.« Er hielt ihr Gesicht mit beiden Handen, und seine Augen bohrten sich in die ihren. »Das wurde mir doch gar keinen Spa? machen. Mir tut’s doch nur gut, wenn’s dir gut tut.«

Sie fiel gegen ihn, als ihre Knie ihr offenbar den Dienst versagten, und lie? sich von ihm wieder auf den Sitz schieben.

»Uups. Das klappt besser ohne Jeans.« Er zog ein paar schwarze Seidentucher aus einer Tasche unten an der Wand und blickte zu ihr auf, kniete nieder, um ihr beim Ausziehen ihrer Jeans und ihres Hoschens zu helfen, und kusste sie dabei auf Hufte und Schenkel.

Nachdem sie beides weggetreten hatte, strich er uber die seidige Lange eines ihrer Beine, wahrend er sie an die Ringe band. Hubsche Beine. Eigentlich alles hubsch. Wirklich schade drum. Er knopfte seine Jeans auf und legte die Hande links und rechts neben ihren Kopf.

»Du wei?t doch, dass du jetzt hilflos bist?«, schnurrte er.

Sie nickte und stohnte leise, als er sie nahm. Es dauerte nicht lange. Sie riss verblufft die Augen auf, als er sich von ihr loste und die Hosen wieder hochzog.

»Sind … sind wir fertig?« Sie verdrehte ihre Handgelenke und zuckte zusammen, weil das Tuch so fest gebunden war. »Kannst du mich jetzt losbinden? Diese Dinger hier schneiden einem ja fast in die Haut.«

»Oh, wir sind noch nicht fertig, Su?e, das war erst der erste Akt. Wer hat dich geschickt?« Er ging zur Bar hinuber und nahm einen Schluck von seinem Martini.

»Was? Niemand … ist das so eine Art Rollenspiel? Die mag ich eigentlich nicht …«

»Ja, richtig.« Er grinste schief. »Also, wie hei?t du, Su?e?« Er ging zu der Wand zuruck und brullte ihr ins Ohr. »Wer. Hat. Dich. Geschickt!«

»Au!« Sie zerrte an den Ringen. »Das macht keinen Spa?, ich will jetzt nach Hause. Bind mich los, verdammt!«

»Tut mir Leid, Su?e.« Er trat an die Wand und schnippte einen Schalter. »Der zweite Akt ist gewisserma?en eine Art Galavorstellung. So, du wirst mir jetzt sagen, wer dich geschickt hat und wie du wirklich hei?t, sonst wird

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