«Tut mir leid, da? ich Sie habe warten lassen, Mr. Romano.

Ihr derzeitiger Kontostandbelauft sich auf dreihundertzehn?tausendneunhundertfunf Dollar und funfunddrei?ig Cent.«

Romano spurte, wie ihm dasBlut aus dem Gesicht wich.»Was?«

«Dreihundertzehntausendneunhundertfunf…«

«Sieblode Gans!«schrie Romano.»Ich habe nicht soviel Geld auf dem Konto. Sie haben da irgendwas verbockt. Geben Sie mir den…«

Der Horer wurde ihm aus der Hand genommen. Anthony Orsatti legte ihn auf die Gabel.»Wo kommt das Geld her, Joe?«

Joe Romano war leichenbla?.»Ich schwore esbei Gott, Tony, ich wei? nichts von diesem Geld.«

«Nein?«

«He, du mu?t mir glauben! Wei?t du, was da los ist? Jemand will mich aufs Kreuz legen.«

«Der mu? dich aber sehr gern mogen. Wo er dir doch 'n Abschiedsgeschenk von dreihundertzehntausend Dollar gemacht hat. «Orsatti nahm schwerfallig in einem der Sessel Platz und schaute Joe Romano lange an. Schlie?lich sagte er ruhig:»War alles schon arrangiert, wie? Das Ticket nach Rio… einfacher Flug… die Koffer… Als wolltest du 'n neues Leben anfangen.«

«Nein!«Panik klang aus Romanos Stimme.»Herrgott, du kennst mich doch, Tony. Ich habdich niebeschissen. Dubist fur mich wie ein Vater.«

Er schwitzte jetzt. Es klopfte, und Madge steckte den Kopf durch die Tur. Sie hatte ein Kuvert in der Hand.

«Tut mir leid, da? ich store, Mr. Romano. Hier ist ein Telegramm fur Sie, aber da mussen Sie selbst unterschreiben.«

Mit dem Instinkt eines Tieres, das in der Falle sitzt, sagte Joe Romano:»Jetzt nicht. Ich habe zu tun.«

«Ich nehm's«, sagte Anthony Orsatti, und er hatte sich aus

dem Sessel erhoben, bevor Madge die Tur schlie?en konnte. Er las das Telegramm und lie? sich Zeit dabei. Dann richtete er seine kalten Augen auf Joe Romano.

Anthony Orsatti sprach so leise, da? Romano ihn kaum verstand.»Ich lese es dir vor, Joe. ›bestatigen dankend Ihre Reservierung der Princess?Suite fur zwei Monate abFreitag, dem 1. September.‹ Unterzeichnet ist es mit: ›S. Montalband, Hoteldirektor, Rio Othon Palace, CopacabanaBeach, Rio de Janeiro.‹ Es ist deine Reservierung, Joe. Aber du wirst sie nichtbrauchen, oder?«

13

Andre Gillien stand in der Kuche und traf Vorbereitungen fur Spaghetti alla carbonara, einen gro?en italienischen Salat und einenBirnenkuchen, als er ein lautes, unheilverkundendes Knallen horte. Sekunden spater verstummte dasbehagliche Summen der Klimaanlage.

Andre stampfte mit dem Fu? auf und sagte:»Merde! Nicht heute abend! Heute abend wollen die Herren doch spielen!«

Er eilte zum Sicherungskasten, legte die Schalter um, einen nach dem andern, kippte sie wieder zuruck… Nichts passierte.

Oh, Mr. Pope wurde wutend sein. Er wurde toben! Andre wu?te, wie sehr sich sein Arbeitgeber immer auf den allwochentlichen Pokerabend am Freitag freute. Er war schon eine Tradition, dieser Abend, und es kamen stets dieselben ausgesuchten Gaste. Ohne Klimaanlage war es im Haus nicht auszuhalten. Die reinste Sauna! New Orleans im September — das standen nurBarbaren durch. Auch nach Sonnenuntergang gabes keine Erlosung von der Hitze und Schwule des Tages.

Andre kehrte in die Kuche zuruck und schaute auf die Kuchenuhr. 16 Uhr. Die Gaste wurden um 20 Uhr eintreffen. Andre spielte mit dem Gedanken, Mr. Pope anzurufen und ihm von dem Malheur zuberichten, aber dann fiel ihm wieder ein, da? sein Arbeitgeber gesagt hatte, er werde den ganzen Tagbei Gericht sein. Der arme Mann war so furchtbar im Geschirr. Erbrauchte einbi?chen Entspannung am Abend. Und jetzt das!

Andre holte ein kleines schwarzes Adre?buch aus einer Kuchenschublade, schlug eine Telefonnummer nach und wahlte.

Es klingelte dreimal. Dann meldete sich eine metallische Stimme:»Hier ist der automatische Anrufbeantworter der Eskimo Air Conditioning Company. Unsere Monteure sind im Augenblick nicht greifbar. Wenn Sie Ihren Namen und Ihre Telefonnummer hinterlassen, werden wir sobald wie moglich zuruckrufen. Bitte sprechen Sie nach dem Signalton.«

Pah! Sich mit einer Maschine unterhalten mussen — das waren die Segnungen der Zivilisation!

Ein schriller, widerlicher Lautbeleidigte Andres Ohr. Er sprach in die Muschel:»Hierbei Monsieur Perry Pope, Charles Street 42. Unsere Klimaanlage funktioniert nicht mehr. Bitte schicken Sie jemand! So schnell wie moglich!«

Andre knallte den Horer auf die Gabel. Kein Wunder, da? niemand greifbar war. Vermutlich fielen in dieser entsetzlichen Stadt uberall die Klimaanlagen aus. Die Wartungsdienste waren dieser verfluchten Hitze und Schwule schlichtweg nicht gewachsen. Trotzdem empfahl es sich, da?bald jemand kam. Mr. Pope konnte sehr ungehalten werden. Sogar ausgesprochen jahzornig.

In den drei Jahren, die Andre Gillien als Kochbei Perry Pope arbeitete, hatte er gemerkt, wie einflu?reich sein Dienstherr war. Man mu?te es als verbluffendbezeichnen. So jung und schon sobrillant! Perry Pope kannte Gott und die Welt. Erbrauchteblo? mit den Fingern zu schnippen, und schon sprangen die Leute.

Andre Gillien hatte den Eindruck, da? es im Hausbereits merklich warmer wurde. Wenn jetzt nichtbald was passiert, ist die Kacke am Dampfen.

Andre ging wieder daran, Salami und Provolone fur den Salat in hauchdunne Scheiben zu schneiden, und konnte sich nicht des schrecklichen Gefuhls erwehren, da? der Abend einboses Ende nehmen wurde.

Als es drei?ig Minuten spater an der Hintertur klingelte, waren Andres Kleider von Schwei? durchweicht, und die

Kuche glich einemBackofen. Gillien hastete zur Tur und offnete.

Zwei Monteure in Overalls standen vor ihm, den Werkzeugkasten in der Hand. Der eine war einbaumlanger Schwarzer, der andere ein kurzwuchsiger Wei?er mit verschlafenem und gelangweiltem Gesichtsausdruck. Auf dem Fahrweg parkte ihr Kombi.

«Sie haben Probleme mit Ihrer Klimaanlage?«fragte der Schwarze.

«Allerdings! Gott sei Dank, da? Sie da sind. Sie mussen sie sofort reparieren. Es kommenbald Gaste.«

Der Schwarze ging in die Kuche, schnupperte, roch den Kuchen im Rohr und sagte:»Mmm!«

«Bitte!«drangte Gillien.»Machen Sie was!«

«Schauen wir uns die Anlage mal an«, sagte der kurzwuchsige Mann.»Wo ist sie denn?«

«Hier lang.«

Andre fuhrte diebeiden Monteure im Sturmschritt zu dem Raum, in dem das Klimagerat stand.

«Das ist 'n gutes Gerat, Ralph«, sagte der Schwarze zu seinem Kollegen.

«Ja, AI. So gute machen die heute gar nicht mehr.«

«Aber warum funktioniert das Ding dann nicht, um Himmels willen?«wollte Gillien wissen.

Diebeiden Monteure drehten sich um und starrten ihn an.

«Wir sind hier eben erst reingekommen, Mann«, sagte Ralph vorwurfsvoll. Er kniete nieder und offnete eine Klappe am unteren Teil des Gerats, zog eine Taschenlampe aus seinem Overall, legte sich auf denBauch und spahte in die Eingeweide der Maschine. Ein paar Sekunden darauf stellte er sich wieder auf dieBeine.»Da fehlt nichts«, sagte er.

«Wo fehlt's denn?«fragte Andre.

«Mu? 'n Kurzer sein — irgendwo in 'nem Endverschlu?kasten. Der hat die ganze Anlage lahmgelegt.

WievielBeluftungsschlitze haben Sie denn hier?«

«In jedem Zimmer einen. Moment. Ja… das sind mindestens neun.«

«Daran liegt's wahrscheinlich. Der Umwandler ist uberlastet. Na, schauen wir's uns mal an.«

Die drei Manner marschierten wieder in den Flur. Als sie am Wohnzimmer vorbeikamen, sagte AI:»Der

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