hat's aber schon hier, der Mr. Pope.«

Das Wohnzimmer war exquisit eingerichtet. Lauter antike Mobel, die ein Vermogen wert waren. Auf demBoden lagen kostbare Orientteppiche. Links vom Wohnzimmerbefand sich ein geraumiges Speisezimmer, rechts davon ein Zimmer, in dessen Mitte ein gro?er, mit grunem Filzbespannter Spieltisch stand. In einer Ecke dieses Zimmers stand ein zweiter, runder Tisch, derbereits zum Abendessen gedeckt war. Diebeiden Monteure traten ein, und AI leuchtete mit seiner Taschenlampe denBeluftungsschlitz hoch oben an der Wand an.

«Hmm«, brummte er. Erblickte zur Zimmerdecke uber dem Spieltisch auf.»Was ist denn da oben?«

«Der Dachboden.«

«Den schauen wir uns auch mal an.«

Diebeiden Monteure folgten Andre auf den Speicher, einen langen, niedrigen Raum voll Staubund Spinnweben.

AI ging zu einem Schaltkasten an der Wand. Er inspizierte das Drahtegewirr.»Ha!«

«Haben Sie was gefunden?«erkundigte sich Andre gespannt.

«Ja. Ist 'n reines Kondensatorproblem. Liegt an der hohen Luftfeuchtigkeit. Wegen so was hatten wir diese Woche sicher schon hundert Anrufe. Der Kondensator ist kaputt. Dabrauchen wir 'n neuen.«

«O Gott! Dauert das lang?«

«Nein. Wir haben einen im Auto.«

«Bitte, beeilen Sie sich!«flehte Andre.»Mr. Pope kommtbald nach Hause.«

«Immer mit der Ruhe«, sagte AI.»Das haben wir gleich.«

Die drei Manner kehrten in die Kuche zuruck.»Ich… ich mu? mich jetzt um die Salatso?e kummern«, verkundete Andre.»Finden Sie den Weg auf den Dachboden auch allein?«

AI hobbegutigend die Hand.»Nur keine Aufregung, Meister. Sie machen Ihren Job, und wir machen unsern, okay?«

«Ja. Danke. Vielen Dank.«

Andrebeobachtete, wie diebeiden Monteure zu ihrem Kombi gingen und mit zwei gro?en Leinentaschen zuruckkamen.»Wenn Sie wasbrauchen«, sagte er,»dann rufen Sie mich.«

«In Ordnung.«

Die Monteure stiegen die Treppe hinauf, und Andre verschwand in seiner Kuche.

Auf dem Speicher offneten Ralph und AI ihre Leinentaschen und forderten einen kleinen Camping?Klappstuhl zutage, dazu einen Drillbohrer, ein Stullenpaket, zwei DosenBier, ein Zeiss?Nachtglas und zwei lebende Hamster, denen ein dreiviertel Milligramm Acetylpromazin injiziert worden war.

Diebeiden Manner machten sich ans Werk.

«Ernestine wird machtig stolz auf mich sein«, gluckste Al.

Zunachst war er strikt dagegen gewesen.

«Dubist nicht ganz dicht, Frau. Mit Perry Pope mach ich keinen Schei?. Der sorgt dafur, da? ich ewig und drei Tage eingebuchtet werde. Nein, also echt nicht.«

«Wegen dem la? dir keine grauen Haare wachsen. Wenn das gelaufen ist, ist er weg vom Fenster, glaub's mir.«

Sie lagen nackt auf dem Wasserbett in Ernestines Wohnung.

«Wieso willst du da voll drauf einsteigen, meine Su?e?«fragte AI.

«Weil er 'nbloder Zipfel ist.«

«He, die Welt ist voll vonbloden Zipfeln, aber deswegen

kannst du nicht dein Leben lang rumrennen und jedem in die Eier treten.«

«Also gut. Ich mach's fur 'ne Freundin.«

«Fur Tracy?«

«Richtig.«

AI mochte Tracy. Sie hatten an dem Tag, an dem sie aus dem Gefangnis entlassen worden war, alle gemeinsam zu Abend gegessen.

«Sie ist 'ne Klassefrau«, raumte AI ein.»Aber warum sollen wir den Kopf fur sie hinhalten?«

«Weil — wenn wir ihr nicht helfen, dann mu? sie jemand nehmen, der nicht halbso gut ist wie du, und wenn sie geschnappt wird, knasten sie sie wieder ein.«

AI setzte sich auf undblickte Ernestine neugierig an.»Ist dir das so wichtig?«

«Ja, Honey.«

Sie wurde es ihm niebegreiflich machen konnen, aber die Wahrheit war einfach die: Ernestine konnte den Gedanken nicht ertragen, da? Tracy wieder im Gefangnis sa? undBigBertha ausgeliefert war. Es ging Ernestine dabei nicht nur um Tracy, sondern auch um sich selbst. Sie hatte sich zu TracysBeschutzerin aufgeschwungen, und wennBigBertha Hand an sie legte, war das eine Niederlage fur Ernestine.

Also sagte sie lediglich:»Ja. Es ist mir echt wichtig, Honey. Machst du's?«

«Allein schaff ich das ums Verrecken nicht«, murmelte AI.

Und Ernestine wu?te, da? sie gewonnen hatte. Sie knabberte sich zartlich an Als langem, schlanken Korper nach unten, in Richtung Suden. Und sie murmelte:»Ist Ralph nicht vor 'n paar Tagen aus 'm Knast entlassen worden?«

Um 18 Uhr 30 kehrten diebeiden Manner verschwitzt und verdreckt in Andres Kuche zuruck.»Ist es jetzt repariert?«fragte Andre angstlich.

«War 'ne verdammt verzinkte Sache«, teilte AI ihm mit.»Also, was Sie hier haben, das ist 'n Kondensator mit 'm Allstromsperrpunkt, und der…«

Andre fiel ihm ungeduldig ins Wort.»Schon gut, schon gut. Aber ist es jetzt repariert?«

«Klar. Alles inButter. In funf Minuten lauft's wieder wie geschmiert.«

«Wunderbar! Die Rechnung legen Siebitte auf den Kuchentisch, und…«

Ralph schuttelte den Kopf.»Die kriegen Sie in den nachsten Tagen von der Firma zugeschickt.«

«Tausend Dank. Au revoir!«

Andrebeobachtete, wie diebeiden Manner durch die Hintertur verschwanden, ihre Leinentaschen in der Hand. Als sie au?er Sicht waren, gingen sie ums Haus herum, auf den Hof, und offneten den Kasten mit dem Au?enkondensator der Klimaanlage. Ralph hielt die Taschenlampe, und AI verband die Leitungen wieder miteinander, die er vor knapp drei Stunden unterbrochen hatte. Die Klimaanlage sprang sofort wieder an.

AI schriebsich die Telefonnummer von dem Firmenschildchen ab, das am Kondensator hing. Als er kurze Zeit spater die Nummer anwahlte und sich der automatische Anrufbeantworter der Eskimo Air?Conditioning Company meldete, sagte AI:»Hierbei Perry Pope, Charles Street 42. Unsere Klimaanlage funktioniert jetzt wieder. Schonen Tag noch.«

Der allwochentliche Pokerabend am Freitagbei Perry Pope war ein Ereignis, dem dieBeteiligten stets freudig entgegenblickten. Es war immer dieselbe kleine Gruppe: Anthony Orsatti, Joe Romano, Richter Henry Lawrence, ein Stadtrat, ein Senator — und naturlich der Gastgeber. Die Einsatze waren hoch, das Essen war kostlich, und die

Gesellschaft, die sich an diesen Abenden zu versammeln pflegte, verkorperte geballte Macht.

Perry Pope zog sich in seinem Schlafzimmer um, legte eine wei?e Seidenhose und ein dazu passendes Sporthemd an. Er summte vergnugt vor sich hin und dachte an denbevorstehenden Abend. Seit einiger Zeit hatte er eine unglaubliche Glucksstrahnebeim Pokern. Man konnte auch sagen, da? mein ganzes Leben eine Glucksstrahne ist, dachte er.

Wenn jemand in New Orleans eine juristische Gefalligkeitbrauchte, ging er zu Perry Pope. Seine Macht verdankte er den gutenBeziehungen, die er zu Orsatti unterhielt. Man kannte ihn als den» Arrangeur«, und tatsachlich konnte er alles richten — vom Strafzettel uber eine Anzeige wegen Drogenhandelsbis hin zur Mordanklage. Das Leben war einfach herrlich.

Anthony Orsattibrachte einen neuen Gast mit.»Joe Romano spielt nicht mehr mit«, erklarte er.»Aber Kommissar Newhouse kennt ihr ja auch alle.«

Die Manner schuttelten sich reihum die Hand.

«Die Drinks stehen auf dem Sideboard, meine Herren«, verkundete Perry Pope.»Essen gibt's spater. Ja, wollen wir dann mal?«

Die Manner nahmen ihre gewohnten Platze am grunen Spieltisch ein. Orsatti deutete auf Joe Romanos leeren Stuhl und sagte zu Kommissar Newhouse:»Da sitzen Sie jetzt, Mel.«

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