dafur, da? er zum Richter ernannt wurde.
«Ich wei? nicht, wie du den Lawrence drankriegen willst«, sagte Ernestine.»Er ist reich und machtig und unangreifbar.«
«Er ist reich und machtig, ja, aber nicht unangreifbar«, korrigierte Tracy ihre Freundin.
Sie hattebereits einen Plan ausgearbeitet, doch als sie imBuro von Richter Lawrence anrief, merkte sie, da? sie ihre Strategie wurde andern mussen.
«Ich mochtebitte mit Richter Lawrence sprechen.«
Eine Sekretarin sagte:»Tut mir leid. Richter Lawrence ist nicht da.«
«Wann kommt er denn zuruck?«fragte Tracy.
«Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
«Es ist sehr wichtig. Ist er morgen wieder da?«
«Nein. Er ist verreist.«
«Oh. Kann ich ihn irgendwo erreichen?«
«Leider nicht. Er ist au?er Landes.«
Tracy achtete sorgsam darauf, da? man keine Enttauschung aus ihrer Stimme heraushorte.»Aha. Darf ich fragen, wo er sich aufhalt?«
«In Europa. Erbesucht ein internationales Symposion.«
«Das ist ja ein Jammer«, sagte Tracy.
«Wer spricht da, bitte?«
Tracy uberlegteblitzschnell.»Mein Name ist Elizabeth Dastin. Ichbin die Vorsitzende der Sektion Sud der American Trial Lawyers' Association. Unser Verband veranstaltet am Zwanzigsten des Monats sein jahrliches Festbankett in New Orleans. Das ist immer mit einer Ehrung verbunden, und wir habenbeschlossen, Richter Henry Lawrence zum Mann des
Jahres zu ernennen.«
«Sehr schon«, sagte die Sekretarin,»aber ich furchte, bis dahin wird er noch nicht zuruck sein.«
«Ach, das ist aber schade. Wir haben uns alle schon so sehr auf eine seinerberuhmten Reden gefreut. Er ist von unserem Preiskomitee einstimmig gewahlt worden.«
«Es wird ihm leid tun, das zu versaumen.«
«Ja, das glaube ich auch. Sie wissen sicher, was fur eine gro?e Ehre das ist. Einige der prominentesten Richter dieses Landes sind in der Vergangenheit von uns zum Mann des Jahres ernannt worden… Augenblick mal. Ich habe eine Idee. Meinen Sie, da? Richter Lawrence fur uns eine kurze Rede aufBand sprechen konnte… ein paar Dankesworte vielleicht?«
«Das… das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Er hat massenweise Termine, und…«
«Ich darf noch hinzufugen, da? das Fernsehen und die Pressebundesweit in aller Ausfuhrlichkeit daruberberichten werden.«
Schweigen. Richter Lawrences Sekretarin wu?te, wie gern sich ihr Chef von den Medien hatscheln lie?. Soweit sie es uberblickte, diente die Reise, auf der er sich zur Zeitbefand, hauptsachlich diesem Zweck.
Sie sagte:»Vielleicht kommt er doch dazu, ein paar Worte fur Sie aufBand zu sprechen. Ich konnte ihn zumindest fragen.«
«Oh, das ware wunderbar«, antwortete Tracybegeistert.»Damit ware der Abend gerettet.«
«Soll Richter Lawrence uber irgend etwasBestimmtes sprechen?«
«Ja. Wir stellen uns folgende Thematik vor…«Tracy zogerte.»Das ist leider etwas kompliziert. Es warebesser, wenn ich es ihm direkt erklaren konnte.«
Wieder Schweigen. Die Sekretarin war in der Zwickmuhle. Einerseits hatte sie Weisung, die Reiseroute ihres Chefs nicht
zu verraten. Andererseits sah es ihm ahnlich, da? er sie mitBeschimpfungen uberschutten wurde, wenn ihm eine so wichtige Ehrung entging.
Sie sagte:»Eigentlichbin ich nichtbefugt, Informationen zu geben. Aber wenn ich in diesem Fall eine Ausnahme mache, ist ihm das sicher recht. Sie konnen ihn in Moskau erreichen, im Hotel Rossija. Da ist er die nachsten funf Tage, und danach…«
«Wunderbar. Ich werde sofort Kontakt zu ihm aufnehmen. Vielen herzlichen Dank.«
«Ich habe zu danken, Mi? Dastin.«
Die Telegramme waren an Richter Henry Lawrence, Hotel Rossija, Moskau, gerichtet. Das erste lautete folgenderma?en:
NACHSTES AUSSERORDENTLICHES FORTBILDENDES TREFFEN
DER RICHTER NUNMEHR ARRANGIERT.
TEILT UNS MIT, WIEVIEL ZIMMER, DA DIESEBESTELLT WERDEN
MUSSEN.
BORIS
Das zweite Telegramm traf tags darauf ein:
RAT ERBETENBETREFFEND REISEPLANE.
FLUGZEUG DER SCHWESTER SICHER, WENN AUCH
VERSPATET EINGETROFFEN.
PASS VERLOREN UND GELD.
SCHWESTER WIRD DEMNACHST UNTERGEBRACHT IN SEHR
SCHONEM SCHWEIZER HOTEL.
DURCH DIEBANK ERSTKLASSIGES HAUS.
BORIS
Das dritte Telegramm lautete:
PASS FUR SCHWESTERBESCHAFFT UBER AMERIKANISCHE
BOTSCHAFT.
NEUE VISA NICHT EINGETROFFEN.
INFORMATIONEN LEIDER NICHT VERFUGBAR UBER DIE
AMERIKANISCHEBOTSCHAFT.
RUSSISCHES KONSULAT MOCHTE SCHWESTER AUSBOOTEN.
BORIS
Das KGBwartete ab, obweitere Telegramme kamen. Dies war nicht der Fall, und Richter Henry Lawrence wurde verhaftet.
Das Verhor dauerte zehn Tage und zehn Nachte.
«An wen haben Sie die Informationen weitergeleitet?«
«Was fur Informationen? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
«Von den Planen. Wer hat Ihnen die Plane gegeben?«
«Was fur Plane?«
«Die von unserem Atom?U — Boot.«
«Sie sind nicht rechtbei Verstand. Was wei? ich denn von sowjetischen Atom?U — Booten?«
«Das wollen wir ja gerade herausfinden. Mit wem hatten Sie diese geheimen Treffen?«
«Was fur geheime Treffen? Ich habe keine Geheimnisse.«
«Na schon. Dann verraten Sie uns vielleicht, werBoris ist.«
«Boris?«
«Der Mann, der Geld auf Ihr Schweizer Konto eingezahlt hat.«
«Was fur ein Schweizer Konto?«
Die Leute vom Geheimdienst waren wutend.»Sie sind ein starrkopfiger Idiot«, sagten sie zu Richter Henry Lawrence.»Wir werden an Ihnen ein Exempel statuieren, um all die anderen amerikanischen Spione abzuschrecken, die die UdSSR unterminieren wollen.«
Als es dem amerikanischenBotschafter gestattet wurde,
seinen Landsmann zubesuchen, hatte Richter Henry Lawrence funfzehn Pfund abgenommen. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann ihn seine Hascher zum letzten Mal hatten schlafen lassen, und er war nur noch ein Wrack.
«Warum machen die das mit mir?«jammerte der Richter.»Ichbin amerikanischer Staatsburger. Ichbin