ware ihrbesser gegangen. Sie hatte Aspirin genommen, aber ihre Kopfschmerzen wurden dadurch nicht gelindert. Es schien unertraglich hei? im Zimmer. Sie schwitzte. Morgen ist es vorbei. Die Schweiz. Da gehe ich hin. In die kuhlenBerge der Schweiz.
Sie stellte den Wecker auf 5 Uhr, und als er klingelte, war sie in ihrer Zelle im Southern Louisiana Penitentiary for Women und Old Iron Pants schrie:»Aufstehen!«, und der Korridor hallte vom Schrillen der Glocke wider. Tracy erwachte mitBeklemmungsgefuhlen. Das Licht tat ihr in den Augen weh. Sie mu?te sich zum Aufstehen zwingen, schleppte sich insBad, blickte in den Spiegel. Ihr Gesicht war fleckig und etwas gerotet. Ich darf nicht krank werden, dachte Tracy. Heute nicht. Es gibt soviel zu tun.
Sie versuchte, das Pochen in ihrem Kopf zu ignorieren, und zog sich langsam an: einen schwarzen Overall mit tiefen Taschen, Schuhe mit Gummisohlen und eineBaskenmutze. Ihr Herz schlug unregelma?ig, aber sie wu?te nicht, obdas an der Aufregung lag oder an der Krankheit, die sie ausbrutete. Sie fuhlte sich elend. Der Hals tat ihr weh. Auf dem Tisch lag das Tuch, das Jeff ihr geschenkt hatte. Sie griff danach undband es sich um.
Der Haupteingang zum Hotel Plaza Atheneebefindet sich in
der Avenue Montaigne, der Lieferanteneingang — gleich um die Ecke — geht nach der Rue duBoccador. Ein schmaler Korridor mit Mulltonnen fuhrt zur Stra?e. Daniel Cooper, der in der Nahe des Haupteingangs auf Wacht stand, sah nicht, wie Tracy durch den Lieferanteneingang verschwand, aber er spurte unerklarlicherweise, da? sie fort war, und zwar im Moment, in dem es geschah. Er eilte auf die Avenue hinaus undblickte in alle Richtungen. Tracy war nirgendwo zu sehen.
Der graue Renault, der Tracy am Lieferanteneingang abgeholt hatte, steuerte auf die Place de l'Etoile zu. Es herrschte wenig Verkehr zu dieser Stunde, und der Fahrer, ein pickeliger junger Mann, sauste in eine der zwolf Avenuen, die sternformig von diesem Platz ausgehen. Ich wollte, er wurde nicht so rasen, dachte Tracy. Ihr wurde schlechtbei diesem Tempo.
Drei?ig Minuten spater kam der Wagen mit einer wusten Vollbremsung vor einem Lagerhaus zum Stehen. Auf dem Schild uber der Tur standBRUCERE & CIE. Tracy erinnerte sich, da? Ramon VaubansBruder hier arbeitete.
Der junge Mann machte die Tur des Renault auf und sagte:»Vite!«
Als Tracy aus dem Wagen stieg, erschien ein Mann in mittleren Jahren mit dauergewelltemblonden Haar.»Folgen Sie mir, Mademoiselle«, sagte er.
Tracy stolperte ihm ins Lagerhaus nach, an dessen Ende ein halbes Dutzend Container, gefullt und verplombt, auf den Abtransport zum Flughafen wartete. Daneben eine Kiste mit Segeltuchplane, in der noch etwas Platz war.
«Da rein. Schnell! Wir haben keine Zeit.«
Tracy war weich in den Knien. Sie schaute die Kiste an und dachte: In die kann ich nicht rein. Da sterbe ich.
Der Mannblickte sie fragend an.»Ist Ihnen nicht wohl?«
Jetzt war der rechte Moment auszusteigen.»Doch, doch, alles in Ordnung«, murmelte Tracy. Es warbald vorbei. In ein paar Stunden wurde sie auf dem Weg in die Schweiz sein.
«Gut. Hier, nehmen Sie das. «Der Mann gabihr ein Klappmesser, ein zusammengerolltes, dickes Seil, eine Taschenlampe und ein kleinesblaues, mit rotemBand umwickeltes Kastchen.»Das ist das Duplikat des Diamantenpackchens«, sagte er.
Tracy holte tief Luft, trat in den Container und setzte sich. Sekunden spater fiel die gro?e, schwere Plane uber die Offnung. Tracy horte, wie sie festgezurrt wurde.
Sie konnte die Stimme des Mannes kaum mehr verstehen.»Von jetzt an kein Wort, keineBewegung und keine Zigarette.«
«Ichbin Nichtraucherin«, wollte Tracy erwidern, aber sie hatte nicht die Kraft dazu.
«Bonne chance. Ich habe ein paar Locher in die Wande der Kiste gebohrt, damit Sie atmen konnen. Vergessen Sie nicht zu atmen. «Der Mann lachte uber seinen Scherz. Seine Schritte entfernten sich. Tracy war allein im Dunkeln.
Es war eng in der Kiste, verdammt eng. Eine Garnitur E?zimmerstuhle und ein Tisch nahmen fast den ganzen Raum ein. Tracy hatte das Gefuhl, in Flammen zu stehen. Ihre Haut gluhte, und das Atmen fiel ihr schwer. Ich habe mir irgendwas geholt, dachte sie, aber das mu? warten. Ich habe zu arbeiten. Ich mu? mich auf andere Dinge konzentrieren.
Sie konzentrierte sich auf Gunthers Stimme: Siebrauchen sich uberhaupt keine Sorgen zu machen, Tracy. Wenn die Fracht in Amsterdam ausgeladen wird, bringt ein Lastwagen Ihren Container zu einem Lagerhaus in der Nahe des Flughafens. Jeff wird dort auf Sie warten. Geben Sie ihm die Diamanten und kehren Sie zum Flughafen zuruck. Am Swissair?Schalter liegt ein Ticket nach Genf fur Siebereit. Verlassen Sie Amsterdam so schnell wie moglich. Wenn die Polizei von dem Rauberfahrt, riegelt sie die ganze Stadt ab. Es kann nichts schiefgehen, aber fur den Fall eines Falles haben Sie hier die Adresse und den Schlussel eines sicheren Hauses in Amsterdam. Es ist unbewohnt.
Tracy mu?te gedost haben, denn sie schreckte hoch, als der Container vomBoden gehoben wurde. Eine schwingendeBewegung, und Tracy stutzte sich an den Seitenwanden ab. Der Container kam auf etwas Hartem zum Stehen. Eine Tur knallte, ein Motor rohrte, und einen Augenblick spater fuhr der Lastwagen los.
Es ging zum Flughafen.
Der Plan war auf die Sekunde genau ausgeklugelt. Der Container mit Tracy sollte ein paar Minuten vor Eintreffen des De?Beers?Containers auf der Laderampe stehen. Der Lastwagenfahrer hatte Weisung, eine Richtgeschwindigkeit von 70 km/h zu halten.
An diesem Morgen schien der Verkehr auf der Stra?e zum Flughafen dichter als sonst, aber dasbereitete dem Fahrer kein Kopfzerbrechen. Der Container wurde rechtzeitig anBord sein, und erbekam dafur funfzigtausend Francs, genug fur eine schone Urlaubsreise mit seiner Frau und seinenbeiden Kindern.
Er schaute auf die Uhr am Armaturenbrett und lachelte in sich hinein. Kein Problem. Der Flughafen war knapp funf Kilometer entfernt, und er hatte noch zehn Minuten Zeit.
Genau nach Plan erreichte er die Abzweigung, die zur gewaltigen Lagerhalle des Flughafens fuhrte. Als er auf das eingezaunte Gelande zuhielt, gabes plotzlich einen lauten Knall. Das Lenkrad schlug aus, und ein Zittern durchlief den Lastwagen.
Schei?e! dachte der Fahrer. Eine Reifenpanne. Ausgerechnet jetzt.
Das riesige Transportflugzeug der Air France, eineBoeing 747, stand an der Laderampe. Die Fracht warbeinah komplett anBord. Ramon Vauban schaute zum x?ten Mal auf seine
Armbanduhr und fluchte. Der Lastwagen war uberfallig. Das Packchen von DeBeers lag schon in seiner Kiste; die Plane warbereits mit Stricken festgezurrt. Vauban hatte auf die Seite der Kiste einen roten Punkt gemalt, damit die Frau sie gleich finden konnte. Und nun sah er zu, wie die Kiste uber Ladeschienen und Ladebrucke ins Flugzeug glitt und an ihren Platz gestellt wurde. Daneben war Raum fur eine weitere Kiste. Drei Container mu?ten noch verladen werden. Es wurde allmahlich Zeit, da? die Maschine abflog. Verdammt und zugenaht, wobliebdie Frau?
Ein Kollege im Flugzeug rief:»Los, Ramon! Was halt uns noch auf?«
«Eine Sekunde«, entgegnete Vauban. Er eilte zum Ende der Laderampe. Keine Spur von dem verfluchten Lastwagen.
«Vauban! Was ist?«Er drehte sich um. Einer seiner Vorgesetzten naherte sich.»Jetzt machen Sie mal Dampf hinters Verladen! Die Maschine mu? an den Start!«
«Ja, Monsieur. Ich habe nur noch darauf gewartet, da?…«
Und in diesem Moment raste der Lastwagen vonBrucere & Cie in die Lagerhalle und hielt mit kreischendenBremsen vor Vauban.
«Das ist das letzte Stuck Fracht«, sagte Vauban.
«Gut, dann sorgen Sie dafur, da? es schleunigst anBord kommt«, knurrte sein Vorgesetzter.
Vauban tat wie gehei?en.
Sekunden spater war die Verladung abgeschlossen. Die Triebwerke wurden gezundet, das Flugzeug rollte zur Startbahn, und Vauban dachte: Jetzt hangt alles von der Frau ab.
Es tobte ein wilder Sturm. Eine gewaltige Woge hatte das Schiff erfa?t, und es sank. Ich ertrinke, dachte Tracy. Ich mu? hier raus.
Sie streckte die Arme aus und stie? gegen etwas. Ein