sich die Tulpenfelder am Rande von Alkmaar an, besuchten den Kasemarkt, die alte Stadtwaage und das Heimatmuseum. Zu Tracys Uberraschung sprach Jeff mit den Einheimischen niederlandisch.

«Wo haben Sie das gelernt?«erkundigte sie sich.

«Ich kannte mal eine Hollanderin.«

Tracybereute es, da? sie die Frage gestellt hatte.

Als Jeff fand, Tracy habe sich jetzt recht gut erholt, mietete er Fahrrader, und sie machten kleine Touren uber Land. Jeder Tag war wie herrlicher Urlaub, und Tracy wunschte sich, es moge nie enden.

Jeff verbluffte sie immer wieder. Erbehandelte sie mit einer Umsicht und Zartheit, die ihre Vorbehalte gegen ihn dahinschmelzen lie?, aber er unternahm keine Annaherungsversuche. Er war Tracy ein Ratsel. Sie dachte an die schonen Frauen, mit denen sie ihn gesehen hatte, und sie war sicher, da? er sie alle haben konnte. Warumblieber dannbei ihr in diesem Stadtchen fern von der gro?en Welt?

Tracy redete plotzlich von Dingen, uber die sie nie gesprochen hatte, die sie keinem Menschen hatte anvertrauen wollen. Sie erzahlte Jeff von Joe Romano und Anthony Orsatti, von Ernestine Littlechap undBigBertha und der kleinen AmyBrannigan. Jeff horte ihr zu — mal wutend, mal traurig und immer voll Anteilnahme. Erberichtete Tracy von seiner Stiefmutter und Onkel Willie und dem Vergnugungspark und seiner Ehe mit Louise. Noch nie hatte sich Tracy jemandem so nah gefuhlt.

Und dann wurde es Zeit, Abschied zu nehmen.

Eines Morgens sagte Jeff:»Die Polizei fahndet nicht nach uns, Tracy. Ich glaube, wir sollten unsere Zelte hier abbrechen.«

Tracy war so enttauscht, da? es ihr einen Stich gab.»Okay. Wann?«

«Morgen.«

Sie nickte.»Ich packe vor dem Fruhstuck.«

Am Abend lag sie wach. Sie konnte nicht schlafen. Jeffs Gegenwart schien den Raum zu fullen wie noch nie. Es waren unverge?liche Tage gewesen, und nun gingen sie zu Ende. Sie schaute zum Feldbett hinuber, auf dem Jeff lag.

«Schlafen Sie?«flusterte Tracy.

«Nein…«

«An was denken Sie?«

«An morgen. Da? wir dieses Zimmer verlassen und diese Stadt. Das wird mir alles fehlen.«

«Und du wirst mir fehlen, Jeff. «Es war ihr einfach so herausgerutscht.

Jeff setzte sich auf undblickte Tracy an.»Sehr?«fragte er leise.

«Furchtbar.«

Einen Moment darauf stand er neben ihr.»Tracy…«

«Psst. Sag nichts. Nimm mich in die Arme. Halt mich fest.«

Esbegann langsam und sacht, zarteBeruhrung und sanfte Liebkosung, und es steigerte sich zumBacchanal, zum Fest der Lust. Tracy wurde von einer Woge mitgerissen und emporgehoben, hoher und hoher, bis ihr ganzer Korper zu zitternbegann und sie nur noch schreien konnte. Allmahlich verebbte der Sturm. Tracy schlo? die Augen. Sie spurte Jeffs Lippen auf ihren, sie zog ihn an sich und fuhlte sein Herz gegen ihres schlagen. Und Tracy dachte: Jetzt wei? ich's. Zum ersten Mal wei? ich's. Aber ich darf nicht vergessen, da? es nur ein schones Abschiedsgeschenk ist.

Sie liebten sich die ganze Nacht und sprachen uber alles und nichts, und es war, als hatten sichbei ihnen Schleusen geoffnet, die lange verschlossen gewesen waren. Als der Morgen dammerte und die Kanale im Fruhlicht zu funkelnbegannen, sagte Jeff:»La? uns heiraten, Tracy.«

Sie war sicher, da? sie nicht richtig gehort hatte. Aber er sagte es noch einmal, und Tracy wu?te, es war komplett verruckt und restlos unmoglich, und es konnte naturlich nur schiefgehen — und es warberauschend schon und es wurde selbstverstandlich gutgehen. Und sie flusterte:»Ja.«

Spater fragte sie:»Wann hast du's gewu?t, Jeff?«

«Als ich dich in diesem Haus gefunden habe und dachte, du

wurdest sterben. Ichbin fast durchgedreht.«

«Und ich dachte, du warst mit den Diamanten abgehauen«, gestand Tracy.

Jeff nahm sie in die Arme.»Tracy, was ich in Madrid getan habe… das war nicht des Geldes wegen. Es ging um das Spiel, um die Herausforderung. Deshalbarbeiten wir ja auch in dieserBranche, nicht? Du wirst vor ein Problem gestellt, das eigentlich unlosbar ist, aber dann fragst du dich, obes nicht doch irgendeine Moglichkeit gibt.«

Tracy nickte.»Genau. Am Anfang habe ich's gemacht, weil ich Geldbrauchte. Und spater wurde es etwas ganz anderes. Ich finde es einfach aufregend, meine Krafte mit Leuten zu messen, die erfolgreich und schlau und skrupellos sind. Ich lebe gern gefahrlich.«

Nach einem langen Schweigen sagte Jeff:»Tracy, was wurdest du davon halten, es aufzugeben?«

Sieblickte ihn verdutzt an.»Warum?«

«Wir warenbisher Einzelganger. Jetzt sind wir's nicht mehr. Ich konnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zusto?t. Warum sollen wir noch Kopf und Kragen riskieren? Wir haben soviel Geld, da? wir nie wieder arbeiten mussen. Warum setzen wir uns nicht zur Ruhe?«

«Und was tun wir dann, Jeff?«

Er grinste.»Da lassen wir uns schon was einfallen.«

«Im Ernst, Liebling, was fangen wir dann mit unserem Leben an?«

«Wir tun das, was uns Spa? macht. Wir reisen und legen uns Hobbys zu. Wir schauen uns die ganze Welt an.«

«Das klingt gut.«

«Also?«

Tracyblickte Jeff in die Augen.»Wenn du meinst…«

Er umarmte sie und fing an zu lachen.»Sollen wir der Polizei eine gedruckte Anzeige schicken?«

Tracy lachte mit.

Die Kirchen waren alter als alle, die Daniel Cooperbisher gesehen hatte. Einige schienen aus heidnischer Zeit zu stammen, und manchmal wu?te er nicht, ober zum Teufelbetete oder zu Gott. Mit geneigtem Kopf sa? er in derBeginenkirche und in der Pieterskerk und in der Nieuwekerk zu Delft, und jedesmalbetete er das gleiche: La? sie so leiden, wie ich leide.

Der Anruf von Gunther Hartog kam am nachsten Tag, als Jeff gerade nicht da war.

«Wie geht es Ihnen, Tracy?«fragte Gunther.

«Prachtig«, antwortete Tracy.

Nachdem er erfahren hatte, was ihr passiert war, hatte Gunther jeden Tag angerufen. Tracybeschlo?, ihm vorerst nicht zu verraten, da? Jeff und sie heiraten wurden. Sie wollte es noch eine Weile fur sichbehalten und still genie?en.

«Kommen Sie mit Jeff gut aus?«

Tracy lachelte.»Glanzend.«

«Wurden Sie noch einmal mit ihm zusammenarbeiten?«

Jetzt mu?te sie es ihm sagen.»Gunther, wir… wir steigen aus.«

Ein kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung.»Ich verstehe nicht ganz.«

«Jeff und ich… tja, wir werden anstandige Menschen, wie man so sagt.«

«Bitte? Aber… aber warum denn?«

«Es war Jeffs Idee, und ich habe mich einverstanden erklart. Kein Risiko mehr.«

«Und wenn ich Ihnen sagen wurde, da? ich etwas fur Sie habe, das Ihnen zwei Millionen Dollarbringt und vollig gefahrlos ist?«

«Dann wurde ich von Herzen lachen.«

«Es ist mir ernst, meine liebe Tracy. Sie wurden nach

Amsterdam fahren, das nur eine Stunde von Ihrem jetzigen Aufenthaltsort entfernt ist, und…«

«Sie mussen sich jemand anderen suchen.«

Gunther seufzte.»Ich furchte, au?er Ihnen schafft das niemand. Wurden Sie wenigstens mit Jeff daruber reden?«

«Okay, aber das fuhrt garantiert zu nichts.«

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