«Noch ein Ta?chen Kaffee?«Jeffs Stimme.

«Nein danke, Liebling. «Tracys Stimme.»Probier mal diesen Kase, den uns der Zimmerservice geschickt hat. Na, was sagst du?«

Kurzes Schweigen.»Mmmm. Kostlich. Was wurdest du heute gern machen, Tracy? Sollen wir nach Rotterdam fahren?«

«Ach, bleiben wir doch einfach hier und spannen einbi?chen aus.«

«Klingt gut.«

Daniel Cooper wu?te, was mit» ausspannen «gemeint war, undbekam strichdunne Lippen.

«Die Konigin hat ein neues Waisenhaus gestiftet.«

«Wie nett von ihr. Die Niederlander sind so gro?zugig und gastfreundlich. Und sie hassen starre Regeln und Vorschriften.«

Gelachter.»Darum mogen wir sie ja auch.«

Normal?banale Morgenplauderei eines Liebespaars. Sie gehen so frei und ungezwungen miteinander um, dachte Cooper. Aber oh, wie wurde Tracy esbu?en mussen!

«Apropos gro?zugig…«— Jeffs Stimme —»… rate mal, wer noch in diesem Hotel wohnt? Der ungreifbare Maximilian Pierpont. Ich habe ihn seinerzeit auf der Queen Elizabeth II nicht zu fassen gekriegt.«

«Und mir ist er im Orientexpre? durch die Lappen

gegangen.«

«Wahrscheinlich ist er hier, um mal wieder eine Firma auszuplundern. Wir sollten jetzt wirklich was machen, Tracy. Ich meine, solange er unter einem Dach mit uns wohnt…«

Gelachter.»Dabin ich ganz deiner Meinung, Liebling.«

«Ich habe gehort, da? unser gemeinsamer Freund die Angewohnheit hat, unbezahlbare Kunstwerke mit sich herumzuschleppen. Wir konnten doch…«

Eine andere Stimme, eine Frauenstimme.»Goede morgen, Mynheer, goede morgen, Mevrouw. Haben Sie was dagegen, wenn ich jetzt aufraume?«

Van Duren wandte sich Witkamp zu.»Maximilian Pierpont soll observiert werden. Wenn die Whitney oder ihrBegleiter Kontakt zu ihm aufnehmen, mochte ich sofort informiert werden.«

Kommissar van Duren hatte sich zum Rapportbei Polizeichef Toon Willems eingefunden.

«Sie konnten es auf eine Reihe von Objekten abgesehen haben. Neuerdings interessieren sie sich sehr fur einen reichen Amerikaner namens Maximilian Pierpont, der ebenfalls im Amstel?Hotel logiert. Sie haben die Philatelistentagungbesucht, in der Niederlandischen Diamantschleiferei den Lukullbesichtigt, eine geschlagene Stunde vor der Nachtwache verbracht…«

«Aber es ist doch ausgeschlossen, da? sie die Nachtwache stehlen wollen!«Der Polizeichef lehnte sich in seinem Sessel zuruck und fragte sich, ober nichtblo? leichtfertig Geld, Zeit und Arbeitskrafte verschwendete. Was ihm vorlag, waren zuviel Spekulationen und zuwenig Fakten.»Im Moment wissen Sie also nicht, welches Objekt diebeiden im Auge haben.«

«Das ist richtig. Ichbin auch nicht sicher, obsie es selbst schon wissen. Aber wenn sie sich entscheiden, werden sie es uns ja mitteilen.«

Willems runzelte die Stirn.»Sie werden es uns mitteilen?«

«Die Wanzen«, erklarte van Duren.»Sie haben keine Ahnung, da? sie abgehort werden.«

Der Durchbruch fur die Polizei kam am nachsten Morgen um neun. Tracy und Jeff fruhstuckten in Tracys Zimmer. Auf Horchposten uber ihnenbefanden sich Daniel Cooper, Kommissar Joop van Duren und der Assistent Witkamp. Sie horten, wie Kaffee eingegossen wurde.

«Hier steht was Interessantes, Tracy. Unser Freund hatte recht. Sperr die Ohren auf: ›Amro?Bankbereitet Transport von funf Millionen Dollar in Goldbarren nach Surinam vor.‹«

In der Suite einen Stock hoher sagte Witkamp:»Das ist doch…«

«Psst!«

Die drei Herren lauschten weiter.

«Ich uberlege mir gerade, wieviel funf Millionen Dollar in Goldbarren wohl wiegen. «Tracys Stimme.

«Das kann ich dir genau sagen, Liebling. Etwas mehr als 758 Kilo. Sind etwa 67 Goldbarren. Ach ja — das Schone an Gold ist seine Anonymitat. Man schmilzt es ein, und schon konnte es jedem gehoren. Naturlich ware es nicht einfach, dieseBarren aus den Niederlanden rauszukriegen.«

«Das ist sicher irgendwie zu schaffen. Aber wie kommen wir an die Goldbarren ran? Sollen wir mir nichts, dir nichts in dieBank marschieren und sie einfach mitnehmen?«

«So ungefahr.«

«Willst du mich verhohnepiepeln?«

«Aber nein, Tracy. La? uns malbei der Amro?Bank vorbeischauen. Okay?«

«Was hast du vor?«

«Das erzahle ich dir unterwegs.«

Eine Tur wurde geschlossen. Stille.

Kommissar van Duren zwirbelte verbissen seinen Schnurrbart.»Nein, nein, nein — dieses Gold kriegen sie nicht

in die Finger! Ich habe das Sicherheitssystem der Amro?Bank personlich uberpruft und hatte eine gute Meinung davon.«

Daniel Cooperbemerkte trocken:»Wenn das Sicherheitssystem der Amro?Bank auch nur eine Schwachstelle hat, dann wird Tracy Whitney sie finden.«

Kommissar van Durenbesa? ein leicht reizbares Temperament. Der Amerikaner war eine Heimsuchung. Was ihn so unausstehlich machte, war seine gottverdammte Uberheblichkeit. Aber Kommissar van Duren durfte erst in zweiter Linie reizbar sein. In erster Linie war er Polizist, und er hatte Weisung, mit diesem Giftzwerg zusammenzuarbeiten.

Der Kommissar wandte sich Witkamp zu.»Das Uberwachungsteam soll verstarkt werden. Sofort. Und ich mochte, da? samtliche Kontaktpersonen fotografiert undbefragt werden. Ist das klar?«

«Ja, Kommissar.«

«Und alles sehr diskret, wohlgemerkt. Diebeiden durfen nicht spitzkriegen, da? sie observiert werden.«

«Ja, Kommissar.«

Van Duren schaute Cooper an.»So. Ist Ihnen jetzt wohler?«

Cooper lie? sich zu keiner Antwort herab.

In den nachsten funf Tagen hielten Tracy und Jeff Kommissar van Durens Leute in Atem, und Daniel Cooper studierte die taglichenBerichte. Am Abend, wenn die anderen den Horchposten verlie?en, pflegte Daniel Cooper noch eine Weile zubleiben. Er lauschte auf die Gerausche des Liebesakts, der, wie er wu?te, unten vollzogen wurde. Er horte zwar nichts, aber in seiner Vorstellung stohnte Tracy:»O ja, Liebling, ja, ja. O Gott, ich halt's nicht mehr aus… es ist so schon… Jetzt, oh, jetzt…«

Dann der lange, schaudernde Seufzer und das samtige Schweigen. Und es war alles fur ihn, fur Daniel Cooper.

Bald gehorst du mir, dachte er. Dann wird dich kein anderer

mehr haben.

Bei Tag gingen Tracy und Jeff getrennt ihrer Wege, und uberall folgte ihnen jemand. Jeffbesuchte eine kleine Druckerei in der Nahe des Leidseplein, und zwei Kriminalbeamtebeobachteten von der Stra?e aus, wie er ein ernstes Gesprach mit demBesitzer fuhrte. Als Jeff die Druckerei verlie?, heftete sich der eine derbeiden Kriminalbeamten an seine Fersen. Der andere trat in die Druckerei und zeigte demBesitzer seinen Dienstausweis.

«Was wollte der Mann, der eben hier war?«

«Er hat keine Visitenkarten mehr. Ich soll neue fur ihn drucken.«

«Lassen Sie mal sehen.«

Der Drucker zeigte dem Kriminalbeamten einen handgeschriebenen Zettel:

Sicherheitsdienst Amsterdam

Cornelius Wilson,

Chefdetektiv

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