Abhorgerate in den Hotelzimmern derbeiden Verdachtigen installieren zu durfen. Sie wurde ihm nichtbewilligt.
«Kommen Sie wieder, wenn Sie einenbegrundeten Verdacht haben«, sagte der Polizeichef.»Aber vorerst kann ich es nicht gestatten, da? Sie einen Lauschangriff auf Leute durchfuhren, diebis jetzt nur Amsterdambesichtigt haben — und das ist, wie Sie wissen, nicht strafbar.«
Dieses Gesprach hatte am Freitag stattgefunden. Am Montagmorgenbesuchten Tracy und Jeff die Niederlandische Diamantschleiferei in der Paulus?Potter?Straat. Daniel Cooperbegleitete das Uberwachungsteam. Am Eingang zur Diamantschleiferei wimmelte es von Touristen. Ein Fuhrer geleitete sie durch denBetriebund erklarte jeden Schritt der Prozedur, und am Ende derBesichtigung trat er mit der Gruppe in einen gro?en Ausstellungsraum mit Vitrinen voll Diamanten, die kauflich zu erwerben waren. Naturlich wurden die Touristen hauptsachlich aus diesem Grund durch denBetriebgefuhrt. In der Mitte des Raumes stand, geradezu dramatisch, ein hohes schwarzes Podest mit einem Glassturz, und unter diesem Glassturz lag der schonste Diamant, den Tracy je gesehen hatte.
Der Fuhrer verkundete stolz:»Und hier, meine Damen und Herren, ist derberuhmte Lukull, von dem Sie sicher alle schon gehort haben. Ursprunglich war er ein Geschenk einesBuhnenschauspielers an seine Frau. Er wird heute auf zehn Millionen Dollar geschatzt. Der Lukull ist ein makelloser Stein, einer der vollkommensten Diamanten der Welt.«
«Dann ist er ja sicher einbegehrtes Objekt fur Juwelendiebe«, sagte Jeff laut.
Daniel Cooper trat einen Schritt vor, damit erbesser horen konnte.
Der Fuhrer lachelte milde.»Schon moglich. Aber sie kommen nicht ran. «Er deutete mit dem Kopf nach dem Wachmann, der neben dem Glassturz stand.»Dieser Diamant ist nochbesser geschutzt als die Kronjuwelen im Tower von London. Es kann uberhaupt nichts passieren. Wenn jemand
den Glassturzberuhrt, geht eine Alarmanlage los, und alle Fenster und Turen in diesem Raum werden dichtgemacht. Nachts werden Infrarotstrahlen eingeschaltet, und wenn jemand den Raumbetritt, geht eine andere Alarmanlage mit Direktverbindung zur Polizei los.«
Jeff schaute Tracy an und sagte:»Ich glaube, diesen Diamanten wird niemand stehlen.«
Cooper wechselte einenbedeutungsvollenBlick mit einem der Kriminalbeamten. Am Nachmittag erhielt Kommissar van Duren einenBericht uber das Gesprach.
Tags daraufbesuchten Tracy und Jeff das Reichsmuseum. Am Eingang kaufte Jeff einen Plan. Dann ging er mit Tracy in die Ehrengalerie. Siebetrachteten die Gemalde von Fra Angelico, Murillo, Rubens, van Dyck und Tiepolo. Sie lie?en sich Zeit und verweilten vor jedemBild. Schlie?lichbegaben sie sich in den Raum, in dem die Nachtwache hing, Rembrandtsberuhmtestes Gemalde. Dortblieben sie. Und die attraktive Kriminalbeamtin Fien Hauer, die ihnen folgte, dachte: Ach, du lieber Gott!
Vor demBildbefand sich eine Absperrung aus Seilen, und ein Warter stand ganz in der Nahe.
«Es ist kaum zu glauben«, sagte Jeff,»aber wegen dieses Gemaldes hat man Rembrandt die Holle hei? gemacht.«
«Warum denn? Es ist doch phantastisch.«
«Schon, aber der Auftraggeber und Hauptmann der Schutzenkompanie, die hier dargestellt wird, ein gewisser FransBanning Cocq, fand es unerhort, da? Rembrandt die anderen Leute mit derselben Aufmerksamkeitbedachte wie ihn. «Jeff wandte sich dem Warter zu.»Ich hoffe, da? dieses Meisterwerk gut gesichert ist.«
«O ja, Mynheer. Wer versuchen wollte, etwas aus diesem Museum zu stehlen, mu?te an Infrarotstrahlen und Kameras vorbei — und nachts an Wachmannern mit scharfen Hunden.«
Jeff lachelte.»Ich glaube, diesesBild wird immer an seinem
Platzbleiben.«
Am spaten Nachmittag erhielt Kommissar van Duren Meldung von diesem Wortwechsel.
«Die Nachtwache!«rief er aus.»Nein, also wirklich nicht… das ist doch unmoglich!«
Daniel Cooper sah ihn nur stumm an. Mit flackerndem, fanatischemBlick.
Im Kongre?zentrum von Amsterdam fand eine Philatelistentagung statt, und Tracy und Jeff gehorten zu den ersten, die dort erschienen. Der Ausstellungsraum war scharfbewacht, dennbei vielenBriefmarken, die man hierbesichtigen konnte, handelte es sich um unbezahlbare Stucke. Cooper und ein niederlandischer Kriminalbeamterbeobachteten, wie diebeiden durch die Ausstellung wanderten. Tracy und Jeffblieben vor derBritisch?Guiana stehen, einer unansehnlichen karminrotenBriefmarke.
«So was Ha?liches«, bemerkte Tracy.
«Keinebosen Worte, Liebling. Das ist die einzige Marke dieser Art, die es auf der Welt gibt.«
«Und was ist sie wert?«
«Eine Million Dollar.«
Der Warter nickte.»Richtig, Mynheer.«
Tracy und Jeff gingen zum nachsten Schaukasten undbetrachteten eine» Inverted Jenny«. Auf ihr sah man ein Flugzeug, das verkehrt herum abgedruckt war.
«Die ist interessant«, kommentierte Tracy.
Der Warter, der auf die Marke aufpa?te, sagte:»Sie hat einen Wert von…«
«… funfundsiebzigtausend Dollar«, erganzte Jeff.
«Genau.«
Sie gingen weiter zu einer 9 Kreuzer Schwarz aufBlaugrun.
«Die ist eine halbe Million Dollar wert«, raunte Jeff Tracy zu.
Cooper folgte denbeiden, in der Menge verborgen.
Jeff deutete auf eine andere Marke.»Die ist wirklich selten. Eine 1 Penny Mauritius, Post Office, orange. Statt Postpaid hat irgendein Tagtraumer von Graveur Post Office in die Druckplatte gestichelt. Tja, und heute ist sie einiges mehr wert als einen Penny.«
«Sie kommen einem so klein und schutzlos vor«, sagte Tracy.»Als konnte man sie einfach in die Tasche stecken und weggehen.«
Der Warter vor dem Schaukasten lachelte.»Ein Diebkame da nicht sehr weit. An allen Kasten sind Alarmdrahte, und der Ausstellungsraum ist Tag und Nachtbewacht.«
«Wieberuhigend«, sagte Jeff ernst.»Man kann ja gar nicht vorsichtig genug sein heutzutage.«
An diesem Nachmittag sprachen Daniel Cooper und Kommissar Joop van Duren gemeinsambei Polizeichef Willems vor. Van Duren legte die Observierungsberichte auf den Tisch seines Vorgesetzten und wartete.
«Das ist nichts Definitives«, meinte der Polizeichef schlie?lich.»Aber ich mu? zugeben, da? Ihre Verdachtigen einige sehr wertvolle Objekte auszuspionieren scheinen. In Ordnung, Kommissar. Installieren Sie Abhorgerate in den Zimmern derbeiden.«
Daniel Cooper war in Hochstimmung. Von nun an wurde Tracy Whitney kein Privatleben mehr haben. Er wurde genau wissen, was sie sagte und tat. Daniel Cooper dachte an Tracy und Jeff imBett undbesann sich darauf, wie sich Tracys Unterwasche an seiner Wange angefuhlt hatte. So weich, so wohlriechend…
Er mu?te wieder einmal in die Kirche.
Als Tracy und Jeff am Abend das Hotel verlie?en, um zum Essen zu gehen, brachte ein Technikerteam der Polizei in Tracys und Jeffs Zimmern kleine drahtlose Mikrophone an, versteckte sie hinterBildern, in Lampen, unter Nachtkastchen.
Kommissar Joop van Duren hatte die Suite unmittelbar daruber requiriert, und dort installierte ein Techniker einen Empfanger mit Antenne und schlo? ein Tonbandgerat an.
«Es reagiert auf Stimmen«, erklarte er.»Niemand mu? dasein, um es zu uberwachen. Wenn jemand spricht, zeichnet es alles automatisch auf.«
Aber Daniel Cooper wollte dasein. Er mu?te dasein. Es war Gottes Wille.
33
Am nachsten Morgen sa?en Daniel Cooper, Kommissar Joop van Duren und dessen junger Assistent Witkamp in der Suite uber Tracys Zimmer und lauschten dem Gesprach, das unten gefuhrt wurde.