»Wir haben einen dringenden Anruf aus dem Buro des Staatsanwalts bekommen«, drang es aus der Funksprechanlage. »Fuchs Eins ist in Gefahr! Haben Sie mich verstanden?«

Ohne Warnung schwenkte der Laster nach rechts, traf die Seite der Limousine und drangte sie gegen das Gelander der Brucke. Eine Sekunde spater hatten die Sicherheitsbeamten im Wagen ihre Revolver gezogen. »Nach unten!«

Adam fand sich auf dem Boden der Limousine wieder, geschutzt durch Clay Reddins Korper. Die Sicherheitsbeamten kurbelten die Fenster an der linken Seite der Limousine herunter, aber ihre Revolvermundungen fanden kein Ziel. Der Lastwagen ragte neben ihnen hoch wie eine Wand. Der Fahrer thronte weit oben, au?erhalb ihrer Sicht. Es gab einen neuen Sto? und ein knirschendes Krachen, als die Limousine wieder gegen das Gelander gesto?en wurde. Der Fahrer ri? das Lenkrad nach links, um den Wagen auf der Brucke zu halten, aber der Laster drangte ihn immer wieder zuruck. Zweihundert Fu? unter ihnen schaumte das eiskalte Wasser des Raritan dahin.

Der Sicherheitsbeamte neben dem Fahrer schrie in das Mikrofon: »Hier ist Leuchtturm Eins! Mayday! Mayday! Alle Einheiten zur Zwillingsbrucke!«

Aber jeder in der Limousine wu?te, da? die Hilfe nicht mehr rechtzeitig eintreffen wurde. Der Fahrer versuchte anzuhalten, aber der machtige Kotflugel des Lasters hatte sich in die Limousine verkeilt und schleifte sie mit. Es war nur noch eine Sache von Sekunden, bis der Laster sie uber die Kante der Brucke sto?en wurde. Der Beamte am Steuer bearbeitete abwechselnd das Gaspedal und die Bremse, um die Limousine von dem Druck des Lasters zu befreien, aber der Laster nagelte den Wagen gnadenlos gegen das Bruckengelander. Die Limousine hatte nicht den geringsten Spielraum. Der Laster blockierte auf der linken Seite jede Fluchtmoglichkeit, und auf der rechten Seite wurde der Wagen gegen das Eisengelander gepre?t. Der Fahrer kampfte verzweifelt mit dem Lenkrad. Der Laster warf sich mit neuer Wucht gegen die Limousine, und jeder in ihrem Inneren konnte spuren, wie das Bruckengelander nachzugeben begann.

Der Laster rammte immer heftiger gegen die Karosserie und drangte die Limousine von der Brucke. Plotzlich brachen die Vorderrader des Wagens durch das Gelander. Der Wagen hatte jetzt starke Schlagseite. Jemand im Inneren stie? einen Schrei aus. Die Limousine schwankte auf der Kante der Brucke hin und her, und jeder im Wagen bereitete sich auf das Sterben vor.

Adam spurte keine Angst, nur ein Gefuhl unbeschreiblichen Verlusts, Trauer uber das verschwendete Leben. Mit Jennifer hatte er es teilen, Kinder haben sollen - und plotzlich wu?te er von irgendwo aus der Tiefe seines Ich, da? sie ein Kind gehabt hatte.

Die Limousine neigte sich wieder dem Wasser zu, und Adam stie? einen einzigen lauten Schrei aus, eine Anklage gegen die Ungerechtigkeit dessen, was geschehen war und was noch geschah.

Aus dem Himmel uber ihren Kopfen stie?en plotzlich zwei Polizeihubschrauber herab. Das Hammern von Maschinenpistolen erklang. Der Sattelschlepper schlingerte, und auf einen Schlag horte alle Bewegung auf. Adam und die anderen konnten die Helikopter am Himmel kreisen horen. Die Manner ruhrten sich nicht, denn sie wu?ten, da? das kleinste Zucken den Wagen aus dem Gleichgewicht bringen und in die eisigen Fluten unter ihnen sturzen konnte.

Aus der Ferne naherten sich Polizeisirenen. Wenige Minuten spater erklangen Stimmen, die Befehle brullten. Der Motor des Sattelschleppers erwachte wieder zum Leben. Langsam, vorsichtig, setzte sich der Laster in Bewegung, kroch von der eingezwangten Limousine fort. Der Druck lie? nach. Der Wagen schwankte eine furchtbare Sekunde lang, dann stand er still. Der Laster gab den Blick aus dem linken Seitenfenster frei.

Streifenwagen und Polizisten in Uniform mit gezogenen Waffen schwarmten uber die Brucke.

Ein Polizeicaptain tauchte neben dem verbeulten Wagen auf. »Es ist unmoglich, die Turen zu offnen«, sagte er. »Wir holen Sie durch die Fenster heraus.«

Als erster wurde Adam aus dem Fenster gehoben, langsam und vorsichtig, um den Wagen nicht doch noch durch eine heftige Bewegung aus dem Gleichgewicht zu kippen. Nach ihm folgten die drei Sicherheitsbeamten. Als alle Insassen aus der

Limousine befreit waren, wandte sich der Captain an Adam und fragte: »Sind Sie in Ordnung, Sir?«

Adam blickte auf die Limousine, die uber dem dunklen Wasser des Flusses weit unten hing. »Ja«, sagte er. »Alles in Ordnung.«

Michael Moretti warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. »Es ist vorbei«, sagte er. Er wandte sich an Jennifer. »Dein Geliebter durfte jetzt im Flu? treiben.«

Sie starrte ihn an, bleich vor Entsetzen. »Du kannst doch nicht...«

»Keine Sorge. Du wirst einen fairen Proze? bekommen.« Er blickte Gino Gallo an. »Hast du ihr erzahlt, da? wir Adam Warner auf der Brucke von New Canaan erledigen wollten?«

»Genau wie Sie es mir aufgetragen hatten, Bo?.« Michael sah Jennifer an. »Der Proze? ist vorbei.« Er stand auf und ging zu ihr hinuber. Er packte ihre Bluse und ri? sie hoch.

»Ich habe dich geliebt«, flusterte er. Er schlug ihr heftig ins Gesicht. Jennifer zuckte mit keiner Wimper. Er schlug sie noch einmal, harter diesmal, dann ein drittes Mal, und sie sturzte zu Boden.

»Steh auf. Wir machen eine kleine Fahrt.« Betaubt von den Schlagen, lag Jennifer auf dem Boden und versuchte, ihren Kopf freizubekommen. Michael ri? sie brutal auf die Fu?e.

»Wollen Sie, da? ich mich um sie kummere, Bo??« fragte Gino Gallo.

»Nein. Fahr den Wagen zum Hintereingang.«

»Sofort, Bo?.« Er eilte aus dem Raum. Jennifer und Michael waren allein.

»Warum?« fragte er. »Die Welt wa r unser, und du hast sie weggeworfen. Warum?« Sie antwortete nicht.

»Willst du, da? ich noch einmal mit dir schlafe - um der alten Zeiten willen?« Michael bewegte sich auf sie zu und ergriff ihren Arm. »Willst du das?« Jennifer antwortete nicht. »Du wirst nie mehr mit irgend jemandem schlafen, horst du? Ich werde dich zu deinem Geliebten in den Flu? werfen. Dann konnt ihr euch fur immer Gesellschaft leisten.« Gino Gallo kam mit wei?em Gesicht in den Raum gesturzt. »Bo?! Drau?en sind...«

Von drau?en drang ein Krachen herein. Michael war mit drei Schritten bei seinem Schreibtisch und ri? die Schublade auf. Er hielt einen Revolver in der Hand, als die Tur aufsprang. Zwei FBI-Manner warfen sich mit gezogenen Waffen in den Raum.

»Keine Bewegung!«

In einem Sekundenbruchteil traf Michael seine Entscheidung. Er schwenkte den Revolver herum und feuerte auf Jennifer. Er sah die Kugeln einschlagen, dann begannen die FBI-Manner zu schie?en. Er sah Blut aus Jennifers Brust sprudeln. Im nachsten Augenblick zerri? eine Kugel sein Fleisch, gefolgt von einer zweiten. Er sah Jennifer auf dem Boden liegen und wu?te nicht, welche Qual gro?er war, ihr Tod oder der seine. Er spurte den Hammerschlag einer dritten Kugel, und dann fuhlte er gar nichts mehr.

63

Zwei Pfleger rollten Jennifer aus dem Operationssaal in die Intensivstation. Ein uniformierter Polizist wich nicht von Jennifers Seite. Der Krankenhausflur wimmelte von Polizisten, Detektiven und Reportern.

Ein Mann ging auf den Empfangstisch zu und sagte: »Ich mochte zu Jennifer Parker.«

»Gehoren Sie zur Familie?«

»Nein. Ich bin ein Freund.«

»Es tut mir leid. Keine Besucher. Sie liegt auf der Intensivstation.«

»Ich werde warten.«

»Es kann lange dauern.«

»Spielt keine Rolle«, sagte Ken Bailey.

Eine Seitentur wurde geoffnet, und Adam Warner, eingefallen und hager, trat ein, gefolgt von einem Trupp Sicherheitsbeamten.

Ein Arzt wartete bereits auf ihn. »Hier entlang, Senator Warner.« Er fuhrte Adam in ein kleines Buro. »Wie geht es ihr?« fragte Adam.

»Ich habe nicht viel Hoffnung. Wir mu?ten drei Kugeln herausoperieren.«

Die Tur offnete sich, und Staatsanwalt Robert Di Silva eilte herein. Er blickte Adam Warner an und sagte:

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