warmten sich wei?e Wolken in der Sonne. Komisch, da? sie nicht braun werden, dachte Pawlik, oder vielleicht werden sie braun, und dann sind es Regenwolken?

Pfeifend kam eine Elektrolok aus dem Wald gesaust. 

„Zwei Maschinisten, hast du gesehen?' schrie Pawlik. 

„Meinetwegen zwei Dutzend', brummte Shoka. 

„Man konnte so schon zwischen den Schienen laufen, aber von einer zur anderen Schwelle ist es blodsinnig nah und bis zur nachsten blodsinnig weit. Dabei konnte es so bequem sein, aber das ist ihnen ganz egal, wenn sie ihre Bahnlinie bauen. An uns Fu?ganger denkt keiner.'

,,Da hast du auch recht', pflichtete ihm Pawlik bei. Er wollte noch fragen, warum es auf der Lokomotive zwei Maschinisten gab, doch in diesem Augenblick trat ein feister Feriengast aus dem Gestrupp hervor.

,,Oh', sagte er und kam naher, „noch zwei Angler?'

Pawlik und Shoka blickten ihn schweigend an. 

„Seid ihr auf den Mund gefallen?' fragte der Urlauber, der sich gro?e Muhe gab, freundlich zu erscheinen. „Oder habt ihr Angst vor mir?' 

„Man nicht', erwiderte Shoka.

„Na, das ist recht', rief der Dicke frohlich. „Ich bin genauso ein Angler wie ihr. Wir Fischfanger mussen zusammenhalten. Stimmt's?'

„Nein', erwiderte Shoka.

„Warum nein?'

„Das wissen wir auch nicht.'

Der Angler lachte schallend und kniff ein Auge zu. Sein Gesicht sah aus, als wollte er jeden Augenblick in Tranen ausbrechen.

„Wie war's mit einigen Angelhaken?' fragte er unerwartet. „Ich schenke euch welche.' Es war ein verlockendes Angebot. Das dicke Ende kam hinterher. „Ihr zeigt mir dafur, wo man etwas fangen kann. Sicher kennt ihr die richtigen Stellen?'

Shoka zog eine murrische Grimasse.

„Nein. Warum?'

Der Urlauber gab sich nicht so leicht geschlagen, zog eine Buchse aus der Tasche, schraubte den Deckel ab und schuttete mehrere Angelhaken auf die flache Hand: schwarze, gelbe, gro?e, kleine — sogar wei?e, die hatte Pawlik noch nie gesehen. Pawlik tat einen Schritt auf die Hand zu, aber Shoka zog ihn am Armel.

„Onkel, wir mussen weiter', sagte Shoka. 

„Also, sind wir uns einig?' fragte der Angler mit frischer Stimme. „Nehmt ihr mich mit?' Er griff in die Tasche. „Ihr kriegt auch einen halben Rubel.'

„Nein', sagte Shoka unerbittlich.

Der Angler zwinkerte und schuttete argerlich die Haken zuruck. Sein Gesicht verriet, da? er zutiefst beleidigt war. Pawlik hatte Mitleid mit ihm, wollte ein paar trostende Worte sagen, etwa, da? sie auch keinen gunstigen Fleck kannten, aber ehe er dazu kam, hatte Shoka ihn fortgezogen. Sie gingen auf dem Damm weiter. Pawlik sah sich mehrmals nach dem dicken Angler um.

„Diesem Fettwanst die Stelle zeigen', emporte sich Shoka, „so weit kommt das.'

„Aber gut waren die Haken, ja, Shoka?' meinte Pawlik.

Ihr Weg fuhrte durch den Wald. Sie mu?ten noch lange laufen, bis sie die Niederung erreichten, wo sich hinter von Riedgras uberwucherten Ufern die Orlinka, ein faules Flu?chen, verbarg.

Blaue Libellen schwirrten uber das dunkle Wasser. Ein zwischen Schilfstauden gespanntes Spinnennetz glanzte wie reinseidenes Gewebe. Die gerade aufgerichteten Riedstengel, die mit Flaum bedeckten Busche, die grunen Wasserlinsen, die Blatter der Seerosen — alles war reglos, wie in der Hitze erschlafft. Ungetrubte Stille lagerte uber der Orlinka. Als ein Frosch ins Wasser sprang, knallte es wie ein Pistolenschu?.

Auf Zehen, um die Fische nicht zu verscheuchen, schlichen die beiden Jungen naher. Pawlik warf die Angel aus und erstarrte.

Nahe am Ufer schwamm das Spiegelbild der Sonne, ein glei?ender, die Augen schmerzender Fleck. Pawlik blinzelte. Er furchtete, sich zu ruhren. Shoka konnte wutend werden.

Shoka war jedoch der erste, der das Schweigen nicht mehr ertrug.

,,Hier habe ich mal einen Barsch gefangen', flusterte er, „so ein Ding, riesig.'

„Ja?' staunte Pwalik. Es war nur ein Hauch. 

„Vor dem Krieg gab's hier Barsche wie Sand am Meer. Die Faschisten haben sie mit Granaten getotet.' 

„Ja', bestatigte Pawlik. Er stellte sich einen feisten Faschisten vor, der eine Handgranate in den Flu? wirft. Der Faschist sah dem Angler von vorhin nicht unahnlich.

„Shoka', flusterte Pawlik besorgt, „hor mal, Shoka, dieser Angler, der Fettwanst, ob das nicht ein Spion war?'

Shoka ri? die Angel aus dem Wasser. 

„Da haben wir ihn', brullte er, „da haben wir den Spion gefangen.'

Pawlik sprang hoch. Vergessen war der dicke Angler.

„Hurra, ein Spion!' 

„Ins Gefangnis mit ihm!' schrie Shoka.

„Ins Gefangnis', heulte Pawlik.

Shoka schopfte Wasser in den Topf und lie? den Barsch hinein. Die beiden brachen ein paar Zweige ab, rutschten auf Knien an das „Gefangnis' heran und pieksten den „Spion', bis er mit dem Bauch nach oben schwamm. Dann warfen sie wieder die Leinen aus. Drei Stunden sa?en sie noch am Ufer, fingen aber nichts mehr.

„Jetzt kochen wir uns eine Suppe', schlug Shoka vor. 

„Von einem Fisch?'

„Das geht. Man mu? nur mehr Wasser nehmen', erklarte Shoka sachverstandig.

„Hast du ein Messer, zum Abschuppen?' 

„Ein Barsch wird gekocht, wie man ihn aus dem Wasser zieht. Hole etwas Holz.' Shoka war ein As.

Pawlik suchte trockenes Reisig zusammen. Shoka legte die Stucke kreuz und quer ubereinander. Er zundete den Haufen an. In der Sonne bemerkte man die Flammen nicht. Ehe es sich die beiden versahen, war alles niedergebrannt.

„Diese dunnen Dinger.' Shoka stohnte unzufrieden. „Alles mu? man selber machen.'

Er ging nach Holz. Pawlik kroch dichter ans Feuer heran und blies aus Leibeskraften in die Glut. Er hatte den sehnlichen Wunsch, Shoka bei seiner Ruckkehr mit einer gargekochten Fischsuppe zu uberraschen. Am Rand des Topfes begann es zu summen, aber das Wasser blieb ruhig.

Shoka brachte einen Armvoll trockene Zweige angeschleppt, warf sie neben der Feuerstelle nieder und sagte ungehalten: „Am Weg ist noch mehr. Beeil dich.'

Von Schuldgefuhl getrieben, rannte Pawlik los, gehorsam, fragte nicht einmal, wo das Holz lag.

„Den nicht', meinte Shoka trocken, als Pawlik einen Fichtenast herbeischleifte. Pawlik gluhte vor Anstrengung.

Er wollte kehrtmachen, aber Shoka winkte ab. „Bei uns herrscht Ordnung', sagte er. „La? es kochen. Wir gehen baden.'

Sie zogen sich aus und sprangen mit Anlauf ins Wasser.

„Hurra!' jauchzte Shoka, tauchte und erwischte Pawlik an einem Bein.

Pawlik atmete ein, tauchte gleichfalls unter, bekam Shokas Kopf zu packen. Er zog ihn an sich. So stie?en

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