sie zusammen, unter Wasser, Stirn gegen Stirn.

„Burrrl', sagte Shoka. „Burrrl', antwortete Pawlik.

Beide sahen die Blasen, die silbrig schimmernd an die Oberflache stiegen. Sie tauchten gemeinsam auf und wollten sich ausschutten vor Lachen.

Als sie genug getobt hatten, schwamm Pawlik ans Ufer, sank erschopft ins Gras.

Shoka plumpste daneben. Nach einer Weue rappelte er sich hoch und versuchte, auf einem Bein hupfend, in die Hose zu kommen. Als das Kunststuck vollbracht war, lief er ans Feuer, starrte verdutzt in die Flammen, nahm schlie?lich einen Zweig, spie?te den Topf an einem Henkel auf und schleuderte ihn beiseite.

„Komm her, rasch!' rief er.

Pawlik ahnte nichts Gutes. Dann sah er, was geschehen war. An Stelle des wei?en Topfes lag ein vollig verru?tes Gefa? im Gras. Das Wasser war verdampft, die Emaille gesprungen und abgeblattert. Auf dem Boden klebte ein verkohltes Etwas mit Barschkopf. Der Topf knisterte und knackte.

„In den Flu?', empfahl Shoka. Mit einem Stock schleppte er ihn ans Ufer. Im Wasser platzte die letzte Emaille ab. „Ist das schlimm fur dich?' fragte Shoka. Pawlik nickte.

„Sag einfach, der Topf ist gestohlen worden', schlug Shoka vor. „Heute morgen habe ich ein paar zweifelhafte Gestalten gesehen.'

„Wirklich?' fragte Pawlik mit einem Klang von Hoffnung in der Stimme.

„Ehrenwort.'

Ein Lacheln stahl sich uber Pawliks Gesicht. Shoka war doch ein richtiger Freund, trotz allem. Mutig und klug.

Mit dem gewesenen Topf spielten sie auf der Wiese Fu?ball, bis er in den Flu? fiel.

,,Jetzt hat die liebe Seele Ruh', stellte Shoka befriedigt fest.

„Aber der Deckel liegt noch zu Hause in der Kuche', wandte Pawlik ein.

Sie lachten. Von Mudigkeit ubermannt, sanken sie wieder ins Gras. Am Himmel standen unbewegliche Wolken.

Aus der Ferne klang Motorengerausch heruber. „Ein Hubschrauber', sagte Shoka. „Hat bestimmt geloscht. Es wird gebrannt haben.'

„Warum?'

„Bei dieser Trockenheit kein Wunder. Einen Waldbrand zu loschen ist bestimmt nicht einfach.'

„Ich hatte Lust dazu', sagte Pawlik trage.

„Ich auch. Wie es hei?t, kommen die Hubschrauber bald in den Handel. Dann konnen wir uns einen kaufen, einen mit Tretmotor und chemischem Benzin. Brieftrager und Polizisten kriegen ihn kostenlos geliefert', murmelte Pawlik.

Sie schliefen lange und fest. Im Schlaf horte Pawlik den Hubschrauber zuruckkehren. Er kreiste uber ihnen und ruinorte immer lauter, konnte einfach nicht davonfliegen. Dann begann er aus Bordkanonen zu schie?en, und Pawlik wachte auf.

Eine riesige graue Wolke mit golden schimmerndem Rand zog uber die Wiese. Scharfe Donnerschlage erschutterten die Erde. Im Wald achzten und stohnten die von einem heftigen Windsto? zu Boden gedruckten Baume.

Auch Shoka war aufgewacht und hochgesprungen. Die beiden nahmen ihre Angeln. Sie rannten unter eine hohe Fichte. Von hier aus sahen sie das reglose Gras, das Gestrauch, alles wie erstarrt. Die Stille war bedruckend, unheilverkundend. Nach einer Minute begann es in der Ferne zu larmen. Ein dumpfes Getose, das schnell naher kam. Dichte Schleier legten sich uber die Wiese. Es regnete in Stromen. Am anderen Ufer der Orlinka leuchtete der Steilhang in samtenem Rot, goldene Feuerschlangen zuckten zur Erde.

„Ungemutlich', flusterte Pawlik.

Die Fichte gewahrte ihnen nicht lange Schutz gegen den Regen. Dicke, kalte Tropfen fielen in den Nacken.

Shoka meinte: „Komm, wir rennen nach Hause. Na? sind wir sowieso.' 

Pawlik machte einen Buckel. „Ja. Dann werden wir wenigstens warm.' 

Sie rannten aus dem Wald aufs Feld, waren in Sekundenschnelle bis auf die Haut durchna?t. Angenehm, dachte Pawlik, wie ein warmes Bad. 

Ein braunes Rinnsal schaumte durch den Graben am Eisenbahndamm. Shoka lief runter und schlurfte gegen die Stromung.

„Guck mal, ich wate durch einen Flu?', rief er. 

Sogleich war Pawlik hinter ihm. In dem Graben gab es Spane und kleine, spitze Steine, die sich in die Fu?sohlen bohrten. Was tat's? Der blaue Streifen, der in der Ferne am Himmel leuchtete, der den Rucken peitschende Regen, das trube, rauschende Wasser — alles war so herrlich, da? Pawlik nur einen Wunsch hatte: etwas ganz Besonderes zu unternehmen.

„Shoka!' Shoka drehte sich um.

Pawlik warf beide Beine nach vorn. Er sa? nun mitten im Graben. Um noch lacherlicher zu wirken, kniff er die Augen zu und verzog den Mund. Seine ausgestreckten Hande plantschten im Wasser.

Shoka lachte kurz auf. Dann lief er weiter. Pawlik hinterher.

Er sang.

„Regen, Regen allerwegen, dieser Regen ist ein Segen, dieser Segen ist ein Regen, Regen, Segen allerwegen.'

Mit diesem Lied auf den Lippen marschierte er weiter, schlenkerte rhythmisch die Arme. Das Wasser spritzte.

Plotzlich horte der Regen auf, als hatte jemand oben einen Hahn zugedreht. Der Stadtrand war erreicht. Am anderen Ende der Stra?e wurde die Sonnenscheibe sichtbar. Sie sank dem Horizont entgegen.

„Neun Uhr', sagte Shoka, „ganz schon lange unterwegs gewesen.'

Pawlik blinzelte gegen den verschwindenden Rand der Sonne.

„Halb zehn', meinte er aufs Geratewohl.

Auf der Treppe des Kaufladens sa? der dicke Urlauber mit dem Rucksack, vollig durchna?t. Er bewirtete den Schafer mit Bier und erkundigte sich geflissentlich nach den Stellen, wo man am gunstigsten angeln konnte. Aber auch der Schafer wu?te keinen Rat. Pawlik dachte: Wenn ich eine solche Stelle finde, fuhre ich den Onkel hin und verlange nicht einmal einen Haken dafur.

Sie gingen um die Kolchosherde herum.

Langsam trotteten die Kuhe weiter. Pawlik trat dicht an eine heran und patschte sie in die feuchte, dampfende Seite. Fruher hatte er so etwas nie getan. Heute furchtete er sich vor nichts.

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