Befehl zum Zusammenziehen der Muskulatur aus, um Muskelschwund zu verhindern. Der Gesundheitszustand wird standig kontrolliert, wenn etwas sein sollte, komme und helfe ich… So… Die Ernahrung…«
Er fuhr mit seiner Hand unter das Bett und holte aus irgendeinem Behalter einen Schlauch mit einem verbreiterten Ende.
Der Arzt sah meine erschrockenen Augen und sagte: »Das ist nicht fur die Ernahrung, das ist der Urinschlauch. Leg ihn dir selbst an.«
Ich tat es.
Das Erniedrigende bestand gerade darin, dass der Doktor danebenstand, Ratschlage gab und alles kommentierte. Als ob er es auf mich besonders abgesehen hatte, weil ich unbeeindruckt ihre Ratschlage in den Wind geschlagen hatte und ins Raumschiff gekommen war.
Der zweite Schlauch, den er holte, war dann aber fur die Ernahrung. Der Arzt suchte mir schnell ein passendes Mundstuck aus. Ich nahm es in den Mund.
»Flussignahrung, wird in kleinen Portionen gleichzeitig mit der Stimulierung des Schluckreflexes verabreicht«, erklarte der Arzt, »willst du mal probieren?«
Ich schuttelte den Kopf.
»Richtig so. Schmeckt nicht. Ist wirkungsvoll, leicht verdaulich und gibt ein Minimum an Endprodukten. Mehr aber auch nicht.«
Dann schnallte er mich mit vier breiten Riemen auf dem Bett an und fuhr fort: »Merke dir die Reihenfolge. In Zukunft wirst du das alles selber machen. Das ist wirklich bedienungsfreundlich, deine Hande bleiben frei bis zum Schluss. Dann steckst du sie in diese Schlingen, die sich automatisch zusammenziehen. Das System ist einfach, leicht zu handhaben und schon seit einem halben Jahrhundert unverandert. Mochtest du noch etwas sagen?«
Ich nickte und der Doktor nahm mir das Mundstuck aus dem Mund.
»Wenn wir ankommen, werde ich dann ins Kosmodrom gehen durfen? Spazieren gehen…«
»Naturlich!«, der Arzt war erstaunt. »Oder haltst du uns fur Verbrecher, die Module mit Gewalt festhalten? Tikkirej, das Traurigste dabei ist, dass eben das gar nicht erforderlich ist. Ich versichere dir, Tikkirej, wenn es fur die Eroberung des Kosmos notwendig gewesen ware, den Menschen das Gehirn zu amputieren und wirklich in Flaschen zu fullen, hatten wir genau das gemacht. Die menschliche Moral ist wundersam dehnbar. Das war aber gar nicht notig, denn das beste Glas ist dein eigener Korper. Ihm wird Nahrung zugefuhrt, die Endprodukte werden entsorgt und in den Shunt wird ein Kabel gesteckt. Das ist alles, Tikkirej. Und die Tatsache, dass es wirklich einige Module gibt, die nach Vertragsende aufhoren, erlaubt es den Menschen, ein fur allemal ihr Gewissen zu beruhigen. Hast du das verstanden?«
»Ja. Danke.« Ich lachelte ein schales Lacheln. »Ich… ich bin ein bisschen erschrocken. Dachte, dass man mich nicht aus dem Raumschiff lassen wurde, bis ich genauso geworden bin… wie diese.«
Doktor Anton lachelte ebenfalls.
Er ging neben dem Bett in die Hocke und fuhr mir uber den Kopf.
»Vergiss das! In unserer idiotischen, mit Gesetzen voll gestopften Welt gibt es praktisch keine Notwendigkeit fur die Anwendung von Gewalt. Vielleicht ware es besser andersherum, hm?«
Er erhob sich und holte ein weiteres Kabel heraus. Ich schaute aus den Augenwinkeln — das war das Kabel fur den Neuroshunt. Fragte: »Ich bin dann sofort abgeschaltet?«
»Ja, Tikkirej. Nimm dein Mundstuck.«
Folgsam nahm ich den Schlauch in den Mund. Er hatte uberhaupt keinen Geschmack, obwohl er schon unzahlige Male sterilisiert worden war. Vielleicht sollte ich doch um eine Kostprobe bitten…
»Guten Zeitsprung, Modul«, sagte der Doktor.
Und die Welt verschwand. Mann, tat mir der Kopf weh!
Ich stohnte auf, als ich den Schmerzen nachspurte. Im Mund spurte ich einen ekelhaften Geschmack, als ob ich salzig-su?en Lehm gekaut hatte.
Der Kopf wollte mir platzen. Das Knie juckte. Die rechte Hand kribbelte, als ob ich versucht hatte, sie aus der engen Schlinge zu ziehen.
Ich lag auf meinem Bett fur Module. Das Kabel war noch immer im Shunt, ich aber war offline. Mit der linken Hand, die besser reagierte, zog ich es heraus. Ich spuckte das Mundstuck aus.
Zum Teufel!
Das war etwas anderes als der Anschluss an den Schulcomputer.
Die Bander hielten mich nach wie vor auf dem Bett fest. Ich schaffte es, sie zu losen, und stand auf. Ich hatte Bedenken, dass mir die Knie weich werden konnten, aber es schien alles in Ordnung zu sein.
Vorsichtig beruhrte ich die Tur und schaute in den Gemeinschaftraum.
Dort stand Keol — nackt und blass und kratzte sich gerade seinen Bauch. Bei meinem Anblick fing er an zu lacheln: »Ah, Tikkirej! Gru? dich, Tikkirej. Wie ist dein Befinden?«
»Alles in Ordnung«, murmelte ich. Im Gro?en und Ganzen schien ich unversehrt.
»Am Anfang ist immer alles in Ordnung«, sagte Keol mit ernstem Gesicht, »dann wird alles langweilig, uninteressant. Dagegen muss man intensiv ankampfen!« Er drohte mir feierlich mit dem Finger und wiederholte: »Intensiv! Hast du das Bett sterilisiert?«
»Nein… wie denn?«
»Schau her«, Keol zwangte sich in meine »Flasche« und zeigte es mir.
Es war wirklich einfach und fast vollstandig automatisiert. Wirklich wie fur Schwerkranke.
»Das Mundstuck spulst du ebenfalls«, erklarte er ernsthaft, »darin sind immer Breireste. Und wasch dich! Das Bett nimmt die Ausscheidungen auf, wenn etwas danebengeht, aber man muss sich trotzdem waschen. Bis du blitzt vor Sauberkeit! Also, offne das Fach…«
Die Dusche war integriert. Ein biegsamer Schlauch mit einem Duschkopf am Ende und ein Flakon mit antibakteriellem Gel, dem billigsten auf dem Markt, das wir auch zu Hause manchmal kauften.
»Im Boden ist ein Abfluss fur das Wasser«, klarte mich Keol auf, »schieb das Bett zuruck. Wenn du rausgehst, schalten sich Trocknung und Ultraviolett selbstandig ein.«
»Sind wir angekommen, Keol?«, fragte ich.
Er fing an zu zwinkern.
»Wir? Ja, sicherlich. Ich habe nicht gefragt. Aber wenn wir offline sind, hei?t das, dass wir angekommen sein mussen. Stimmt’s?«
Keol ging weg und ich begann mich schnell herzurichten. Ich wusch mich mehrere Male und trocknete mich mit einem Handtuch aus demselben Fach ab. Alles war durchdacht. Alles war einfach und zweckma?ig.
Wie schrecklich!
Gut, dass ich nicht vorhabe, mich wieder in dieses Grab zu legen und mich fur den Dauerbetrieb anschlie?en zu lassen. Das will ich doch nicht, oder? Ich horchte in mich hinein und furchtete sehr, dass meine Entscheidungsfahigkeit schon geschwacht sein konnte.
Nein, alles war normal.
Ich zog meine eigenen Sachen an. Eine Uniform hatte ich nicht bekommen. Ist ja auch nicht notig. Ich sah mir das Datum auf der Uhr an. Oho, ich war fast zwei Wochen in Dauerbetrieb gewesen!
Dann nahm ich mein Kofferchen und verlie? die »Flasche«.
»Tut dein Kopf weh, Tikkirej?«, fragte mich Keol.
»Ja«, gab ich zu.
»Trink!«, er reichte mir ein Glas mit irgendeinem Getrank. »Es ist etwas Spezielles. Nimmt die Schmerzen und erhoht die Spannkraft.«
Er war wirklich normaler als alle anderen Module. Er versuchte noch, sich um die Kameraden zu kummern. Dazu aber braucht man einen Willen und eine Zielvorstellung.
»Viel Gluck«, sagte er und ich ging in den Flur.
Den Weg zur Schleuse hatte ich mir gemerkt. Ich war ihn ja gerade erst mit Doktor Anton gegangen. Klar, nicht gerade erst. Aber ich kann mich nicht an die Flugtage erinnern… Interessant zu erfahren, wie weit wir geflogen sind!?
Kurz und gut, zur Schleuse wollte ich vorerst nicht. Ich hatte nicht vor, Kapitan und Mannschaft zu betrugen. Ich musste jemanden finden — und das gelang mir auch. Ich traf direkt auf den Altesten, der auf dem Weg zur Schleuse war. Dieser sah mich aufmerksam an, sein Blick ruhte auf dem Kofferchen und er sagte: »Verstehe. Zur