lassen und auf mögliche Gefahren zu achten. Zweimal tauchten die grausigen, bleichen Fratzen von Humanoiden im Schein der Lampe auf, und Dave mußte seine Arbeit mit den Kabeln unterbrechen. Dann warteten die beiden Männer, bis die Leichenfresser nahe genug herangekommen waren, damit Carl sie abschießen konnte. Carl lud den Revolver wieder nach, während Dave mit dem Metzgerbeil und einem Messer Wache hielt. Dann startete Dave den Generator, indem er an einer Strippe zog, wie man sie an Rasenmähern findet, bis der benzingetriebene Motor ansprang. Er lief schnurrend und gleichmäßig. Dave nahm die Taschenlampe und schraubte den Tankdeckel auf. Erleichtert fand er den Tank randvoll. Dann kauerten sich die beiden Männer mit dem Baby in der Mitte der elektrifizierten Zone zusammen.
»Wie geht es dir?« fragte Dave, atmete tief und rastete ein
wenig - doch er ließ seinen Blick ununterbrochen über die
umliegenden dunklen Sträucher wandern.
»Okay«, erwiderte Carl. »Ich komme durch. Mein Verband ist
ein bißchen durchgefeuchtet..., aber ich blute nicht allzu stark.
Das Baby ist wahrscheinlich zu Tode verängstigt.«
»Ich fürchte eher, daß es verhungern wird. Hör zu, der Draht
ist in jeder Richtung ungefähr fünf Meter entfernt, also bleib
hier.«
Plötzlich war ein Aufblitzen zu sehen und ein knisterndes Aufflammen, als ein Leichenfresser mit dem Draht in Berührung gekommen war. Einen Augenblick lang konnte man seine Umrisse in dem grellen Licht erkennen, dann rannte er brennend und schreiend in die Nacht. Der Leichenfresser stolperte und stürzte zu Boden, sein Atem röchelte aus den toten Lungen, Flammen und Funken sprangen von seiner brennenden Kleidung.
Danach lag der Wald für eine Weile in tiefem Schweigen, nur das Zirpen der Grillen war zu hören.
»Wir können die Nacht hier verbringen«, überlegte Dave. »Aber das Baby muß versorgt und gefüttert werden. Sobald es hell wird, müssen wir versuchen, Leute zu finden. Vielleicht können wir dich und das Baby in das Krankenhaus in Willard schaffen. Es ist nicht allzu weit weg.«
»Ich werde durchkommen«, war Carl überzeugt. »Wenn das Schwein irgendwas Lebenswichtiges getroffen hätte, dann wäre ich inzwischen schon tot. Ich hoffe nur, daß sich nichts entzündet.«
»Ich wünschte, wir könnten was sehen«, bedauerte Dave. »Wir hätten das Haus nach ein paar Kerzen durchstöbern sollen.« »Wir müssen sparsam sein mit der Taschenlampenbatterie«, mahnte Carl, aber er schaltete sie dennoch ein und leuchtete in Richtung des Babys, darauf achtend, den Strahl daneben zu richten.
»Es schläft noch immer«, stellte Dave fest. »Erstaunlich nach allem, was es durchgemacht hat.«
»Vielleicht ist es krank«, überlegte Carl. »Ist es normal, daß ein Neugeborenes so tief schläft?«
In dem Moment war ein Rascheln zu hören. Etwas bewegte sich durchs Unterholz. Carl ließ den Schein der Taschenlampe suchend herumgleiten. Der Strahl traf zwei Leichenfresser, deren weiße Gesichter grell vor dem Hintergrund tiefer Schatten und dunklen Blätterwerks hervortraten. Eines der beiden toten Dinger war einmal eine Frau gewesen, die eines natürlichen Todes gestorben sein mußte, da sie keine erkennbaren Wunden aufwies. Aber ihr Kleid war teilweise fortgerissen und man sah ein lebloses weißes Bein und eine harte, blutleere, flache Brust. Carl lenkte den Lichtstrahl von den beiden Kreaturen weg und ließ sie näher kommen. Er vernahm das Rascheln im Laub und das qualvolle Pfeifen ihrer toten Lungen. Dann kamen sie mit dem Kabel in Berührung. Ihre Haut mußte um einiges trockener sein als die des Leichenfressers, der zuvor gegen den Draht gestoßen war, denn diese beiden gingen mit lautem elektrischen Knistern und einem wilden Funkenregen im Nu in Flammen auf. Die Frau bot ein furchterregendes Bild, als sie mit lichterloh brennendem Haar davonrannte, zu Fall kam und wie eine Fackel den grasbewachsenen Abhang hinunterrollte. Ihr Gefährte war ins Unterholz gestürzt und brannte dort weiter. Helle Flammen stiegen von seinem toten Fleisch auf, leuchteten tief orangefarben und warfen flackernde Schatten zwischen die Bäume.
Dave und Carl sahen einander an. Ihre Gesichter wurden von dem Schein des Feuers gespenstisch beleuchtet. Carl schaltete die Taschenlampe aus. »Wie lange wird der Generator laufen?« fragte er. »Haben wir genug Sprit, um durch die Nacht zu kommen? «
Dave überlegte einen Augenblick und stellte fest, daß er darauf nicht zu antworten wußte. Er begab sich zum Generator und betrachtete den Motor und den
Benzintank im Strahl der Taschenlampe. Er suchte nach einer Gebrauchsanweisung, fand aber keine. Dann verglich er den Tank mit seinem Rasenmäher zu Hause und versuchte gleichzeitig, die beiden Motoren gegeneinander abzuwägen. Der Generator war um einiges größer, in beiderlei Hinsicht. Dave schaltete die Taschenlampe aus und ging zu Carl und dem Baby zurück. »Es müßte bis zum Morgen reichen «, erklärte er. Aber er war sich seiner Sache durchaus nicht sicher.
Carl schaute zu Dave, obwohl er sein Gesicht in der Finsternis nicht zu sehen vermochte. Dann wandte er seinen Blick auf das Neugeborene, tätschelte es und sagte leise: »Durchhalten, Kumpel.«
Der Motor des Generators summte weiter. Nach einer kleinen Weile schliefen die beiden Männer, trotz ihrer Entschlossenheit, die Umgebung nach Anzeichen von Gefahr nicht aus den Augen zu lassen, völlig erschöpft ein.
Als der Morgen graute, lief der Generator noch immer, und sein Rasenmähersummen füllte den umliegenden Wald. Dave, Carl und das Baby schliefen, das Baby an Daves ruhig atmenden Körper gekuschelt. Sie lagen im Schutz der vom Generator mit Strom gespeisten Drähte unter den Bäumen. Wenige Meter außerhalb des drahtumzäunten Geländes lag der reglose, verkohlte Körper eines Leichenfressers. Dünne Rauchfahnen stiegen noch immer von seinen verglühten Resten auf. Auf dem grasbewachsenen Hügel waren die verbrannten Überbleibsel von zwei weiteren Leichenfressern zu sehen.
Der Motor des Generators begann plötzlich zu stottern. Carl stöhnte fiebrig in seinem Schlaf. Der Motor fing wieder an, regelmäßig zu laufen, als habe ihn nur eine Luftblase in der Benzinzufuhr einen Takt aussetzen lassen. Das Baby regte sich leicht. Es lag noch immer an Dave geschmiegt. Daves Hand hielt den Revolver locker umfaßt, Carl war das Beil in das taunasse Gras entglitten. Die Morgenluft war feucht und ein leichter Nebel schwebte über der Landschaft, den die aufgehende Sonne noch nicht hatte auftrocknen können.
Der Motor stotterte wieder und blieb dann stehen. Das Vogelzwitschern und die leiseren Geräusche des Waldes traten nach dem Stillschweigen des Motors erschreckend in den Vordergrund.
Die beiden Männer und das Baby schliefen weiter. Im Schlaf waren sie nun schutzlos, und leise Schritte näherten sich vorsichtig durch das hohe Gras und erreichten die Baumgruppe. Wer immer sich da heranschlich, war von dem Geräusch des Generators angelockt worden, der nun zum Stillstand gekommen war.
Dave schlief. Müdigkeit und Furcht waren in sein Gesicht gegraben, während er den tiefen Schlaf der Erschöpfung schlief und Träume von seiner Frau und seinem Kind durch sein Bewußtsein wehten. Er war kein schöner Mann, aber seine Züge verrieten Stärke und Charakter. Sein kurzes, blondes Haar war zerzaust und glanzlos, auf der Stirn hatte er eine Schramme und sein Gesicht war mit Dreck verschmiert. Er war mit Jeans und einem Flanellhemd bekleidet, die John Carter gehört hatten, während Carl ähnliche Kleidung trug, die von Connely stammte.
Carl schlief fest, aber es war kein guter Schlaf. Er stöhnte oft und wälzte
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