Als die Tischplatte befestigt war, schätzte er seine Arbeit mit einem prüfenden Blick kurz ab und eilte dann zum nächsten Fenster. Dort hob er den Vorhangsaum an und spähte nach draußen.
Jetzt standen fünf Gestalten auf dem Rasen.
Ben machte auf dem Absatz kehrt, ließ den Vorhang fallen und eilte zu der offenen Feuerstelle. Jetzt standen auch die größten Holzscheite in Flammen. Er nahm zwei der abgerissenen Tischbeine, riß die Vorhänge von dem verbarrikadierten Fenster und wickelte die Stoffstreifen um die Enden der Tischbeine. Dann tränkte er den Stoff mit dem Flüssiganzünder und hielt die Beine ins Feuer. Die beiden mit Stoff umwickelten Holzstücke gaben gute Fackeln ab. Mit einer Fackel in jeder Hand lief er zur Tür hinüber.
Mit dem Fuß schob er einen gepolsterten Armlehnsessel bis zur Tür, dann hielt er beide Fackeln in einer Hand und zog den Vorhang beiseite, um einen weiteren Blick in den Garten zu werfen.
Die Zombies standen immer noch stumm dort draußen und beobachteten das Haus.
Ben tränkte den gepolsterten Sessel mit dem Flüssiganzünder und hielt dann die Fackeln daran. Das Möbel fing sofort Feuer, Flammen züngelten und wanderten hoch und warfen flackernden Lichtschein an die Innenwände des Hauses. Die Hitze auf Bens Gesicht wurde unerträglich, aber er mußte durchhalten. Der Mann sprang zur Tür, schob den Riegel beiseite und riß sie weit auf.
Der brennende Sessel, der noch im Türrahmen stand, warf ein gespenstisches, unregelmäßiges Licht auf den Rasen, und die wartenden Kreaturen traten schweigend zurück, als ob sie sich fürchteten.
Ben rückte den Sessel nach draußen und schob ihn über die vordere Veranda. Er ließ ihn über den Rand kippen, und das brennende Ungetüm polterte die Stufen hinunter auf den Rasen. Beim Herunterrollen züngelten die Flammen, Funken sprühten, und Fetzen der Sesselpolsterung flogen umher und glühten im Nachtwind.
In dem hohen Gras loderte ein Leuchtfeuer auf.
Einen Moment lang betrachtete Ben das Schauspiel, während die wartenden Zombies sich weiter zurückzogen.
Wieder im Haus schlug Ben die Vordertür zu und verriegelte sie.
»... EINHEITEN VERSUCHEN, DIE SITUATION UNTER KONTROLLE ZU BEKOMMEN. HALTEN SIE SICH IN DER NÄHE DES RADIOS AUF, UND LASSEN SIE DIESE FREQUENZ EINGESCHALTET. BENUTZEN SIE AUF KEINEN FALL IHR AUTO. HALTEN SIE...«
Ben lief wieder zum Fenster und schlug zusätzliche Nägel in die Tischplatte, bis sie keinen Millimeter mehr nachgab. Dann trat er einen Schritt zurück und musterte den Raum. Sein Blick blieb an den Stellen hängen, die möglicherweise durchlässig waren. Es gab ein zweites großes Fenster, das noch nicht verrammelt war, links von der Tür; ein kleineres Seitenfenster; ein Fenster beim Eßplatz auf der anderen Wand; und die Vordertür, die zwar verriegelt, aber nicht verbarrikadiert war.
Ben drehte sich um, um alles genau zu inspizieren, als er plötzlich verblüfft die Augen aufriß.
Das Mädchen saß aufrecht auf der Couch, und ihr Benehmen beunruhigte Ben mehr als die Tatsache, daß sie wieder bei Bewußtsein war. Ihr Gesicht war mit blauen Flecken übersät, und sie saß einfach nur schweigend da und schaute zu Boden. Das Radio dröhnte weiter vor sich hin, nahm sie mit seiner metallisch klingenden Wiederholung gefangen, und der Feuerschein spielte auf ihrem Gesicht und spiegelte sich in ihren Augen wider... die starrten... und nur ganz selten blinzelten.
Ben zog seinen Pullover aus und ging zu ihr hinüber. Er legte ihr das Kleidungsstück über die Schultern und betrachtete voller Sympathie ihr Gesicht. Sie schaute einfach nur zu Boden. Ben fühlte sich dumm und hilflos, und er schämte sich zutiefst für das, was er ihr vorhin angetan hatte, als er ihrem Zweikampf ein
Ende gesetzt hatte. Doch zu jenem Zeitpunkt war seine Reaktion einfach notwendig gewesen. Er wartete ziemlich lange auf eine Antwort von dem Mädchen - vielleicht einen Wutausbruch oder Ablehnung -, aber sie reagierte nicht. Verzweifelt schaffte er einen Stapel Holz in die Mitte des Zimmers, suchte eine Tischplatte aus und marschierte zu dem Fenster, das noch nicht verrammelt war.
»... RUNDFUNKMITARBEITER WERDEN DIE NACHRICHTEN ÜBERMITTELN, DIE SIE VOM HAUPTQUARTIER DER ZIVILEN VERTEIDIGUNG ERHALTEN HABEN. SIE HÖREN DIE NOTSTANDSRADIOSTATION DER ZIVILEN
VERTEIDIGUNG. NORMALE SENDELEISTUNG KANN...«
Es gelang Ben schließlich, auch die anderen beiden Fenster im Wohnzimmer zuzunageln. Danach widmete er sich der Eingangstür. Er hatte das Bügelbrett geholt und drückte es horizontal gegen die Tür, schlug die Nägel durch das Brett in den Rahmen und überprüfte, ob es hielt. Es schien so festzusitzen, daß es die Zombies wahrscheinlich davon abhalten würde, ins Haus einzudringen. Ben hastete weiter. Er hatte nur noch im Kopf, daß er das Haus überall gegen einen Angriff absichern mußte.
Beim Eßplatz gab es zwei Türen, die abgeschlossen waren. Er hantierte an der einen herum, untersuchte sie sorgfältig und konnte keinen Riegel entdecken. Offensichtlich war sie mit einem Schlüssel abgeschlossen worden. Die Tür schien zu einem Wandschrank zu gehören. Ben riß und zerrte mehrmals daran, aber sie gab keinen Millimeter nach. Deshalb ging er davon aus, daß sie standhalten würde, und ließ von ihr ab... er nahm an, daß die Besitzerin, die dort oben im Flur tot auf dem Boden lag, sie abgeschlossen hatte.
Ben sah dann, daß die zweite Tür nicht verschlossen war. Sie führte in ein Arbeitszimmer mit mehreren Fenstern. Vor Enttäuschung, daß dieser Raum so ungeschützt war, stieß Ben einen langen Seufzer aus. Dann schaute er sich in dem Arbeitzszimmer um und dachte kurz nach. Schließlich verließ er es mit entschlossenen Schritten, warf die Tür zu und drehte den Schlüssel um, der noch im Schlüsselloch steckte. Er hatte beschlossen, lieber die Tür zu verrammeln, als sich um all die Fenster zu kümmern.
Aber durch den Schlüssel kam er auf eine Idee. Er zog ihn aus dem Schloß und ging damit zu der Tür am Eßplatz, die er vorhin nicht hatte öffnen können. Dort schob er den Schlüssel in das Schlüsselloch, versuchte, ihn umzudrehen, bewegte ihn eine Weile lang hin und her und spielte damit herum. Aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Den Schlüssel verstaute er in seiner Tasche. Die Tür interessierte ihn fürs erste nicht mehr.
Der Vorrat an Holz, den er mitten auf dem Wohnzimmerfußboden aufgestapelt hatte, schmolz. Bens Blick ruhte kurz auf Barbaras regloser, trauriger Gestalt, als er zum Holz hinüberlief. Sie erwiderte seinen Blick jedoch nicht, und so beugte er sich über den Holzstapel und suchte die restlichen Tischbretter heraus, mit denen er die Tür zum Arbeitszimmer verrammeln wollte. Gerade als er anfangen wollte, dort Nägel hineinzuhauen, hatte er plötzlich eine Idee - er schloß die Tür wieder auf und betrat das Zimmer. Da standen Stühle, ein Schreibtisch, eine Kommode... er lief zu dem Schreibtisch und durchsuchte die Schubladen. Ben förderte Schreibpapier, Bleistifte, Füller und einen Kompaß zutage - hundert Kleinigkeiten. Eine andere Schublade, hundert weitere Gegenstände, die mehr oder minder unnütz waren... er ließ die Schublade offenstehen. In der Kommode waren größtenteils Kleider verstaut; er riß die großen Schubladen auf, warf alle Kleidungsstücke hinaus und schob sie schnell durch die Tür ins Eßzimmer. Eine Schublade - eine zweite - ihr Inhalt landete auf dem Boden. Er sah sich noch einmal die Kommode an und erkannte auf einmal, wie er sie verwenden konnte. Er packte an und bugsierte das riesige, schwere Möbelstück durch die Tür, was Maßarbeit erforderte, da der Türrahmen nicht sonderlich breit war. Dort, wo er mit dem Möbel gegen den Rahmen stieß, platzte die Farbe ab. Auch der große, altmodische
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