offensichtlicher wird. Der Film beginnt mit einer Situation, in der die Hoffnungslosigkeit schon relativ weit fortgeschritten ist, und entwickelt sich zu absoluter Verzweiflung und ultimativer Tragik weiter. Am Ende taucht niemand auf, der eine geheime Formel entwickelt hat, die uns alle retten kann. Im Gegenteil, eigentlich gewinnen die Zombies.

Ohne es zu planen, hatten wir einen Film gedreht, der ein bißchen weiter ging als seine Vorgänger.

Als der Film uraufgeführt wurde, wurden seine Motive, die unzähligen Hinrichtungen und die dreiste Blutgier angegriffen. Kritiker lehnten ihn ab, betroffene Journalisten, die ihn als Paradebeispiel pornographischer Gewaltdarstellung sahen, verrissen ihn. Dazu wurde ihm manches andere angelastet, angefangen bei der Straßenkriminalität bis hin zum moralischen Niedergang der amerikanischen Jugend.

Wir verfolgten die Artikel aufmerksam, die im ganzen Land erschienen. Uns enttäuschten die Schläge der Kritiker; die wütenden Leitartikel hingegen amüsierten uns. Am wichtigsten aber blieb, daß wir einen Film fertiggestellt hatten, genau zu einem dieser magischen Momente, in dem alle darüber rätselten, wie man das Publikum anziehen könnte. Wir hatten unsere Eingangstür gefunden.
Die Nacht der lebenden Toten
wurde mit 114 000 Dollar produziert (mit einem Grundkapital von 60 000 Dollar, der Rest wurde bis zum Aufführungstermin gestundet) und hat vier bis fünf Millionen eingespielt.
Variety
listet ihn sowohl 1969 als auch 1970 als einen der Filme, deren Bruttoeinnahmen am höchsten waren. Seit 1968 wird er irgendwo auf der Welt immer gespielt. Er ist in siebzehn Sprachen synchronisiert worden, und überall auf der Welt gibt es Fans, die ihn kultisch verehren. Er war der Film, der die heute so beliebten Spätvorstellungen ins Leben gerufen hat, und wurde in den vergangenen zwei Jahren in New York als Mitternachtsvorstellung gezeigt. Man hat ihn in das Programm des Museum of Modern Arts aufgenommen, und er wird von Kritikern und Fans gleichermaßen als der wahrscheinlich beste Film seines Genres gehandelt. Ich bin überrascht, verwirrt und dankbar. Wenn Sie
Die Nacht der lebenden Toten
gesehen haben, dann möchte ich Ihnen danken.

Aus Pittsburgh, der Stadt mit dem ersten Nickelodeon

George A. Romero

1. KAPITEL

Denk an all die Menschen, die gelebt haben und gestorben sind und die nie wieder Bäume oder Gras oder die Sonne sehen werden.

Alles erscheint einem dann so kurz, so... unbedeutend. Nicht wahr? Eine Zeitlang zu leben und dann zu sterben? Es scheint alles auf so wenig nur hinauszulaufen.

Und dennoch, in gewisser Hinsicht, fällt es einem leicht, die Toten zu beneiden.

Sie sind jenseits von allem angelangt, haben das Leben und das Sterben hinter sich.

Sie können froh sein, tot zu sein, das Sterben hinter sich zu haben und nicht mehr leben zu müssen. Unter der Erde zu liegen, keinen... keinen Schmerz mehr zu spüren, keine Angst vor dem Tod mehr zu haben.

Sie müssen nicht mehr leben. Und nicht mehr sterben. Oder Schmerz empfinden. Oder etwas leisten. Oder sich fragen, was als nächstes zu tun ist. Oder sich den Kopf darüber zerbrechen, wie es wohl sein wird, wenn man stirbt.

Warum erscheint einem das Leben so häßlich und wunderschön, so traurig und wichtig, wenn man lebt, und so trivial, wenn es vorbei ist?

Das Leben schwelt eine Zeitlang und verglimmt, und die Gräber warten geduldig, bis sie gefüllt werden, und das Ende allen Lebens ist der Tod, und das neue Leben jubiliert fröhlich im sanften Wind, und niemand schert sich um das alte Leben oder weiß noch etwas darüber, und dann stirbt auch das neue Leben wieder.

Das Leben ist ein konstantes Ins-Grab-Sinken. Man lebt, und schließlich stirbt man, und immer wieder leben manche gut und andere schlecht, aber sterben müssen sie immer, und der Tod ist

das einzige, was allen gemeinsam ist.

Woran liegt es, daß die Menschen Angst vor dem Sterben haben?

Nicht am Schmerz.

Nicht immer.

Der Tod kann unmittelbar und beinah ohne Schmerzen eintreten.

Der Tod selbst beendet den Schmerz.

Warum haben Menschen dann Angst vor dem Sterben?

Was können wir von jenen lernen, die tot sind, falls sie Wege und Mittel finden sollten, zu uns zurückzukehren?

Wenn sie von den Toten auferstehen?

Werden sie unsere Freunde sein? Oder unsere Feinde?

Werden wir in der Lage sein, mit ihnen umzugehen? Wir... die wir nie unsere Furcht überwunden haben, mit dem Tod konfrontiert zu werden.

Bei Einbruch der Dunkelheit entdeckten sie schließlich die winzige Kirche. Sie stand abseits der Straße und wurde von Ahornbäumen verdeckt, so daß man sie beinah nicht sehen konnte, und wenn sie jetzt nicht doch noch auf sie gestoßen wären, dann hätten sie sie wahrscheinlich überhaupt nicht gefunden.

Hinter der Kirche lag der Friedhof, der das eigentliche Ziel ihrer Reise war. Die Suche hatte sie alles in allem fast zwei Stunden gekostet. Sie hatten eine kurvenreiche Landstraße nach der anderen abgefahren, deren Furchen so tief waren, daß der Wagenboden immer wieder aufsaß und sie mit einer Geschwindigkeit von weniger als fünfzehn Meilen pro Stunde vor sich hin tuckern mußten. Unablässig verfolgte sie das nervtötende Geräusch des Schotters, der gegen die Kotflügel geworfen wurde. Die Hitze und den gelben Staub konnten sie kaum mehr ertragen.

Sie waren gekommen, um einen Kranz auf das Grab ihres Vaters zu legen.

Johnny parkte den Wagen am Wegrand, direkt unter einer grasbewachsenen Terrasse, während seine Schwester Barbara zu ihm hinüberschaute und seufzte. Damit wollte sie ihm klarmachen, daß sie sowohl müde als auch erleichtert war.

John hatte den Motor noch nicht abgeschaltet, und Barbara wußte sofort, was es damit auf sich hatte. Er wollte sie noch ein bißchen länger in dem überhitzten Wagen schmoren lassen, um sie nachdrücklich daran zu erinnern, daß er diesen Ausflug von Anfang an abgelehnt hatte und daß er sie für die ganzen Unbequemlichkeiten verantwortlich machte. Jetzt war er müde und empört und schwieg mit eisiger Miene, doch während der zwei Stunden, in denen sie umhergeirrt waren, hatte er seine Wut und seinen Groll an ihr ausgelassen. Ohne Unterlaß hatte er ihr Vorhaltungen gemacht und sich geweigert, einen Hauch von Fröhlichkeit an den Tag zu legen, während der Wagen über die Furchen polterte. Die ganze Zeit über versuchte er, sich zusammenzureißen und nicht voller Ingrimm aufs Gaspedal zu treten.

Er war sechsundzwanzig Jahre alt und Barbara gerade erst neunzehn, aber in vielerlei Hinsicht war sie erwachsener als er -und während der letzten Jahre hatte sie gelernt, mit seinen Launen umzugehen.

Ohne ein Wort zu verlieren, stieg sie einfach aus dem Wagen aus und ließ ihn allein weiter durch die Windschutzscheibe stieren.

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