fürchte, man ist uns gefolgt.» - «Wer?» - «Einer, der niemals schläft, wie es scheint: Graf Teja.» Des Präfekten Lippe zuckte.

«Und er ist auch bei einem rätselhaften Eidbund gegen Belisars Leben: der bloße Scheinangriff gilt dem Sankt-Pauls-Tor.» - «Gut!» sagte Cethegus nachdenklich. «Belisar würde nicht entrinnen, wenn nicht gewarnt. Sie liegen irgendwo, - aber ich weiß nicht wo - fürcht' ich, im Hinterhalt, mit Übermacht, Graf Totila führt sie.»

«Ich will ihn schon warnen!» sagte Cethegus langsam.

«Wenn es gelänge...!» - «Sorge nicht, Königin! Mir liegt an Rom nicht weniger denn dir. Und wenn der nächste Sturm fehlschlägt, - so müssen sie die Belagerung aufgeben, so zähe sie sind. Und das, Königin, ist dein Verdienst. Laß mich in dieser Nacht - vielleicht der letzten, da wir uns treffen, - dir mein ganzes staunendes Herz enthüllen. Cethegus staunt nicht leicht, und nicht leicht gesteht er's, wenn er staunen muß. Aber dich - bewundere ich, Königin. Mit welch todverachtender Kühnheit, mit welch dämonischer List hast du alle Pläne der Barbaren vereitelt! Wahrlich: viel tat Belisar, mehr tat Cethegus, - das meiste: Mataswintha.»

«Sprächst du wahr!» sagte Mataswintha mit funkelnden Augen. «Und wenn die Krone diesem Frevler vom Haupte fällt... »

«War es deine Hand, deren sich das Schicksal Roms bedient hat. Aber, Königin, nicht damit kannst du enden! Wie ich dich erkannte, in diesen Monaten - darfst du nicht als gefangene Gotenkönigin nach Byzanz. Diese Schönheit, dieser Geist, diese Kraft muß herrschen - nicht dienen, in Byzanz. Darum bedenke, wenn er nun gestürzt ist - dein Tyrann, - willst du nicht dann den Weg gehn, den ich dir gezeigt?»

«Ich habe noch nie über seinen Fall hinaus gedacht», sagte sie düster.

«Aber ich - für dich! Wahrlich, Mataswintha», - und sein Auge ruhte mit Bewunderung auf ihr, «du bist - wunderschön. Ich rechn' es mir zum größten Stolz, daß selbst du mich nicht in Liebe entzündet und von meinen Plänen abgebracht hast. Aber du bist zu schön, zu köstlich, nur der Rache und dem Haß zu leben. Wenn unser Ziel erreicht dann nach Byzanz!

Als mehr denn Kaiserin: - als Überwinderin der Kaiserin!»

«Wenn mein Ziel erreicht, ist mein Leben vollendet. Glaubst du, ich ertrüge den Gedanken, aus eitel Herrschsucht mein Volk zu verderben, um kluger Zwecke willen? Nein: ich konnt' es nur, weil ich mußte. Die Rache ist jetzt meine Liebe und mein Lebe und...-»

Da scholl von der Fronte des Gebäudes her, aber noch innerhalb der Mauer, laut und schrillend der Ruf des Käuzchens, einmal - zweimal rasch nacheinander.

Wie staunte Perseus, als er den Präfekten eilig an die Kehle der Bildsäule drücken sah, an der er lehnte, und wie sich diese geräuschlos in zwei Hälften auseinander schlug. Cethegus schlüpfte in die Öffnung: die Statue klappte wieder zusammen. Mataswintha aber und Aspa sanken wie betend auf die Stufen des Altars.

«Also war's ein Zeichen! Es droht Gefahr!» dachte der Späher; «aber wo ist die Gefahr? und wo der Warner?» Und er wandte sich, trat vor und sah nach links, nach der Seite der Goten.

Allein damit trat er in den Bereich des Mondlichts, und in den Blick des Mauren Syphax, der vor der Eingangstür des Hauptgebäudes in einer leeren Nische Schildwache stand und bisher scharf nach der linken, der gotischen Seite hin, gespäht hatte.

Von dort, von links her, schritt langsam ein Mann heran. Seine Streitaxt blitzte im Mondlicht.

Aber auch Perseus sah jetzt eine Waffe aufblitzen: es war der Maure, der leise sein Schwert aus der Scheide zog.

«Ha», lachte Perseus, «bis die beiden miteinander fertig sind, bin ich in Rom mit meinem Geheimnis.»

Und in raschen Sprüngen eilte er nach der Mauerlücke des Vorhofs, durch die er eingedrungen. Zweifelnd blickte Syphax einen Augenblick nach rechts und nach links. Zur Rechten sah er entweichen einen Lauscher, den er jetzt erst ganz entdeckte. Zur Linken schritt ein gotischer Krieger herein in den Tempelhof. Er konnte nicht hoffen, beide zu erreichen und zu töten.

Da plötzlich schrie er laut: «Teja, Graf Teja! Hilfe! Zu Hilfe! Ein Römer, rettet die Königin! Dort rechts an der Mauer, ein Römer!»

Im Fluge war Teja heran, bei Syphax. «Dort!» rief dieser: «ich schütze die Frauen in der Kirche!» Und er eilte in den Tempel.

«Steh, Römer!» rief Teja und sprang dem fliehenden Perseus nach.

Aber Perseus stand nicht. Er lief an die Mauer, er erreichte die Lücke, durch welche er hereingekommen war: doch er konnte sich in der Eile nicht wieder hindurchzwängen. So schwang er sich mit der Kraft der Verzweiflung auf die Mauerkrone: und schon hob er den Fuß, sich jenseits hinabzulassen: da traf ihn Tejas Axt im Wurf ans Haupt, und rücklings stürzte er nieder, samt seinem erlauschten Geheimnis. -

Teja beugte sich über ihn: deutlich erkannte er die Züge des Toten. «Der Archon Perseus», sagte er, «der Bruder des Johannes.» Und sofort schritt er die Stufen hinan, die zur Kirche führten. An der Schwelle trat ihm Mataswintha entgegen, hinter ihr Syphax und Aspa mit der Blendlaterne. Einen Moment maßen sich beide schweigend mit mißtrauischen Blicken.

«Ich habe dir zu danken, Graf Teja von Tarentum», sagte endlich die Fürstin. «Ich war bedroht in meiner einsamen Andacht.»

«Seltsam wählst du Ort und Stunde für deine Gebete. Laß sehen, ob dieser Römer der einzige Feind war.»

Er nahm aus Aspas Hand die Leuchte und ging in das Innere der Kapelle. Nach einer Weile kam er wieder, einen mit Gold eingelegten Lederschuh in der Hand. «Ich fand nichts als - diese Sandale am Altar, dicht vor dem Apostel. Es ist ein Mannesfuß.»

«Eine Votivgabe von mir», sagte Syphax rasch. «Der Apostel heilte meinen Fuß, ich hatte mir einen Dorn eingetreten.»

«Ich dachte, du verehrst nur den Schlangengott?» - «Ich verehre, was da hilft.» - «In welchem Fuße stak der Dorn?» Syphax schwankte einen Augenblick. «Im rechten», sagte er dann, rasch entschlossen.

«Schade», sprach Teja, «die Sandale ist auf den linken geschnitten.»

Und er steckte sie in den Gürtel. «Ich warne dich, Königin, vor solcher nächtlichen Andacht.»

«Ich werde tun, was meine Pflicht», sagte Mataswintha herb.

«Und ich, was meine.» Mit diesen Worten schritt Teja voran, zurück zum Lager: schweigend folgten die Königin und ihre

Sklaven.

*

Vor Sonnenaufgang stand Teja vor Witichis und berichtete ihm alles.

«Was du sagst, ist kein Beweis», sagte der König. - «Aber schwerer Verdacht. Und du sagtest selbst, die Königin sei dir unheimlich.»

«Gerade deshalb hüt' ich mich, nach bloßem Verdacht zu handeln. Ich zweifle manchmal, ob wir an ihr nicht Unrecht getan. Fast so schwer wie an Rauthgundis.» - «Wohl, aber diese nächtlichen Gänge?» - «Werd' ich verhindern. Schon um ihretwillen.»

«Und der Maure? Ich trau' ihm nicht. Ich weiß, daß er tagelang abwesend: dann taucht er wieder auf im Lager. Es ist ein Späher.»

«Ja, Freund», lächelte Witichis. «Aber der meine. Er geht mit meinem Wissen in Rom ein und aus. Er ist es, der mir noch alle Gelegenheiten verraten.»

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