floß ihm eines ungeheuren schwarzen Bären Fell, dessen Rachen und Vorderpranken vorn über den Brustharnisch von handbreiten Erzringen herabhingen. Ein eisendrahtgeflochtener Wappenrock, der bis an die Knie reichte, wurde durch einen breiten, muschelbesetzten Gurt von Seehundfell um die Hüften gehalten, Arme und Beine waren nackt, doch von breiten Goldringen geschmückt zugleich und geschirmt. Ein kurzes Messer hing an stählerner Kette an seiner Seite: in der Rechten aber trug er einen langen, harpunengleichen Widerhakenspeer. Seine dicken, hellgelben Locken fluteten, mähnengleich, tief über seine Schultern.
Zu seiner Linken stand, nicht um eine Fingersbreite kleiner, die Walkürengestalt seiner Begleiterin. Das hellrote, metallisch schimmernde Haar floß, in langem, schlichtem Schweife, bis fast an ihre Knöchel, hervor unter dem goldnen, offnen Helme mit den kleinen Flügeln der Silbermöwe, über einen schmalen Streif von dem weißen Pelze des Eisbären, der, mehr als Schmuck denn als Mantel, ihren Rücken bedeckte. Ein ganz eng anschließender Panzer von kleingeschupptem Golde zeigte den unvergleichlichen Wuchs der Schildjungfrau, jeder Bewegung der atmenden Brust elastisch folgend. Ihr bis an die halbe Wade reichendes Untergewand war aus den weißen Haaren des Schneehasen kunstvoll gefertigt. Die Arme schmückten, halb sie verhallend, Ärmel aus aneinandergereihtem und durchbohrtem, goldgelbem Bernstein, der in der Abendglut der römischen Sonne funkelte. Auf ihrer linken Schulter aber saß gravitätisch der zierliche weiße Falke von Island. Ein kurzes Handbeil stak in ihrem Gurt: die Rechte trug die über die Schulter gelehnte, langgeschweifte Harfe mit dem Schwanenbug von Silber.
Gaffend folgten, nachdrängend, die Römer, die Augen weit aufreißend über solche Gestalten: aber auch die Goten bewunderten das so viel hellere Weiß dieser Arme, die eigenartig hellen, blitzenden Augen.
«Nachdem der schwarze Held, der mich empfing», sprach der Wiking, «sagt: er sei's nicht, kannst nur du der König sein», und er reichte Totila die Hand, erst den Kampfhandschuh aus Haifischhaut abstreifend.
«Willkommen am Tiberstrom, ihr Vettern aus Thuleland», rief Totila, zutrinkend.
Und auf rasch bereiteten Stühlen nahm das Fürstenpaar am Königstische Platz, ihre Gefolgen an den nächsten Tafeln: Adalgoth schenkte Wein aus hohen Henkelkrügen.
König Harald trank und schaute bewundernd umher.
«Bei Asathor», rief er dann, «hier ist es schön!» - «So denk' ich mir Walhalla!» sprach seine Begleiterin.
Kaum verstanden sich die Goten und die Nordleute untereinander.
«Gefällt es dir bei mir, Bruder», sprach Totila langsam, «dann
weile lang unter uns mit deiner Gattin.»
«Hoho, Romkönig», lachte die Riesin und warf das Haupt zurück in den Nacken, daß die rote Haarwelle flutete -kreischend umflog sie dreimal der Falke: dann kehrte er ruhig auf ihre Schulter zurück: - «Noch ist kein Mann gekommen, der Haraldas Herz und Hand bezwungen: nur Harald, mein Bruder, biegt mir den Arm, überspringt meinen Sprung, überwirft meinen Speer.»
«Geduld, klein Schwesterlein, ich vertraue: bald meistert ein markiger Mann dir das trotzige Magdtum. Hier dieser König, blickt er auch mild wie Baldur, gleicht doch Sigurd, dem Fafnirschläger. Ihr solltet euch messen im Speerwurf.»
Haralda warf einen langen Blick auf den Gotenkönig, errötete und drückte einen Kuß auf ihres Falken glattes Köpfchen.
Totila aber sprach:
«Übles gedieh, nach der Sänger Bericht, aus Sigurds Wettkampf mit der Schildjungfrau. Begrüße vielmehr friedlich Weib das Weib: reiche die Hand, Haralda, meiner Braut.»
Und er winkte Valeria, der nur unvollständig Herzog Guntharis das Gesprochene in Latein vermittelte.
Valeria erhob sich in edler, anmutvollen Hoheit von ihrem Sitz, im weißen, langwallenden, römischgriechischen Gewand mit goldnem Gürtel und einer Kamee als Schulterspange, nur einen Lorbeerzweig um die edlen Schläfen, den Totila aus Adalgoths Kranz genommen und durch ihr schwarzes Haar geschlungen: wie Musik umfloß sie die Schönheit, der Rhythmus ihres Faltenwurfs und ihrer Bewegungen: so reichte sie schweigend der nordischen Schwester die Hand.
Einen scharfen, nicht eben freundlichen Blick hatte diese auf die Römerin geschleudert: aber Bewunderung verdrängte zornige Überraschung von ihrem Antlitz, und sie sprach: «Bei Freias Halsgeschmeide, du bist das schönste Weib, das ich je gesehen. Ich zweifle, ob dir ein Wunschmädchen in Walhall gleichen mag. Weißt du, Harald, wem diese Fürstin gleicht? Vor zehn Nächten haben wir im blauen Griechenmeer auf einer Insel geheert und einen Säulentempel ausgeleert -. Da stand ein hohes Marmorweib aus weißem Stein, auf der Brust ein schlangenumlocktes Haupt, zu Füßen den Nachtvogel, in faltenreichem Gewand - - Sven hat sie leider zerschlagen, wegen der Edelsteine, die sie in den Augen trug -: dieser MarmorGöttin gleicht die Königsbraut.»
«Das muß ich dir dolmetschen», lächelte Totila der Geliebten zu: «nicht dein poetischer Verehrer Piso hätte dir ausgesuchter schmeicheln können als diese Bellona des Nordens. - Sie haben - so ward uns gemeldet - auf Melos gelandet und dort die schöne Athena-Statue des Pheidias zerschlagen. Der bist du ähnlich, sagt sie! Ihr habt übel gehaust», fuhr Totila fort, «ich hörte es, auf allen Inseln zwischen Kos, Chios und Melos. Was führte euch dann so friedlich zu uns?»
«Das will ich dir sagen, Bruder. Aber erst nach einem neuen Trunk.» Und er hielt Adalgoth den tiefen Becher hin. «Nein! -nicht mit Wasser verderben den herrlichen Saft! Wasser muß salzig sein - damit man's gar nicht trinken kann - außer man ist ein Hai oder Walroß. Wasser ist gut, daß es uns trage auf seinem Rücken, nicht, daß wir es tragen in unsrem Bauche. Und es ist ein wunderbarer Trank, dieses euer Reben-Bier. Unsern Met habe ich mir immer bald satt getrunken: - der ist wie fade, süße Speise. Aber dieser Reben-Met: - je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man. Und trank man zuviel - was kaum denkbar -, ist's nicht wie beim Ael- oder Metrausch, daß man Asathor bitten möchte, einem um den Schädel mit seinem Hammer einen Eisenring zu schmieden - nein, der Rebenrausch ist wie süßer Wahnsinn der Skalden: den seligen Göttern dünkt man sich gleich. Nun also so viel vom Weinrausch.
Wie wir aber hierher gekommen sind, das will ich dir erzählen.»
Neunzehntes Kapitel
«Also: wir sind daheim in Thuleland, wie es die Skalden nennen, in Götaland, wie wir es heißen. Denn Thuleland ist das Land, wo man nicht wohnt, wo nur, noch weiter nach den Eisbergen hin, andre Männer wohnen.
Unser Reich reicht gegen Aufgang an die See und unsre Insel Gotland. Gegen Niedergang an Hallin und das Skioldunga-Haff. Gegen Mitternacht an Svealand. Gegen Mittag an Smaland, Skone und der See-Dänen Reiche.
König aber ist mein Vater, Frode, den Odin liebt.
Er ist viel weiser denn ich.
Er hat mich aber jetzt zum Mit-König krönen lassen auf dem heiligen Stein zu Kind-Sala, weil er schon bald hundert Jahre alt ist und blind.
In unsern Hallen aber singen die Sänger noch immer die Wandersage,
Вы читаете Ein Kampf um Rom