Seine Braut hat er ermordet?»

Diese Frage aus Valerias Mund ertrug der Korse nicht: - er warf noch einen Blick auf Totila, sah, wie dieser, bejahend, Valeria zunickte... und sofort war er hinter den Zypressen im Schatten verschwunden.

«Ja», sagte Totila, «so ist es. Hat dich der Wahnsinnige recht erschreckt?»

«Es ist vorüber, - du bist ja bei mir.»

«Mich reute, daß ich ihm verstattet, dich aufzusuchen. Und ich eilte hierher, von Liebe und Beunruhigung getrieben.»

«Gut, daß du kamst und nicht die Leute aus dem Hause. Wie tief hätte es ihn beschämt! Ich rief erst, als ich wirklich glaubte, er rase. Und was ist das für eine grausige Tat? Seine Braut?»

«Ja», wiederholte Totila, den Arm um sie schlingend, die Fackel einer Sklavin reichend, die nun aus dem Hause trat, «aber laß uns noch im Mondlicht wandeln.»

Und er schritt mit der Geliebten wieder tiefer in den Garten, auf und ab wandelnd. «Es ist mir nicht lieb, daß mir es der

gerechte Zorn entrissen. Es war das Geheimnis, durch das ich über diesen schwarzen Panther wundersame Gewalt gewonnen.

Vor vielen Jahren traf ich ihn - ich hatte lybische Seeräuber verfolgt mit meinen Schiff - im Hafen von Beronike an der Küste der Pentapolis. Er war im Begriff, sich zu vermählen mit Zoe, der Tochter eines syrischen Kaufherrn, der sich, des Elfenbeinhandels wegen, dort in Afrika niedergelassen.

Der Korse hatte von jeher Neigung zu mir gezeigt - ich hatte ihm auch bei seinem Seehandel oft genützt - und er bat mich, der Hochzeitsfeier auf seinem reich geschmückten Fahrzeug beizuwohnen. Ich erschien, und das Fest verlief ganz fröhlich, nur war der Bräutigam in einer Stimmung, die mehr von Grausamkeit als von Zärtlichkeit an sich trug.

Endlich wollten die Eltern der Braut - nur sehr widerstrebend hatten sie dem Fremden, dessen unbändige Wildheit bekannt und auch bei der Werbung selbst hervorgetreten war, das weiche, zarte Kind zugesagt, - auf kleinem Boot mit mir das Schiff verlassen, welches die Brautleute nach Korsika tragen sollte.

In sehr begreiflicher Rührung des Abschieds warf sich Zoe weinend immer wieder in die Arme ihrer Eltern. Ich bemerkte, daß der Bräutigam hierüber in eine mir ganz unfaßliche Wut geriet. Laut rief er Zoe an, ob sie ihren Vater ihm vorziehe? Ob sie denn ihn nicht mehr liebe? Das sähe ja aus wie Reue. Er drohte, schalt, und das arme Kind weinte immer mehr.

Zuletzt schrie er ihr wütend zu, sie solle augenblicklich aufhören zu weinen und, um nach altem Seemannsbrauch bei Schiffshochzeiten, mit dem Beil, das er in der Hand hielt, das Ankertau zu kappen, auf seine Seite des Schiffes treten.

Zoe gehorchte, riß sich von dem Vater los -, da traf sie auf der Mutter banges, tränenerfülltes Auge - und, anstatt zu Furius zu schreiten, wandte sie sich, wieder laut aufschluchzend, ihrer Mutter zu, diese nochmal zu umarmen. Rasend aber sprang

Furius herzu, sein Beil blitzte, sie streifend, über des Mädchens Haupt, und er hätte sie auf dem Fleck erschlagen... » -

«Entsetzlich», rief Valeria.

«Fiel ich ihm nicht in den Arm und entriß ihm das Beil mit einem Blick, der ihn plötzlich bändigte. Lysikrates aber trug sein blutendes Kind aus dem Schiff nach Hause und versagte dem gefährlichen Bräutigam die Ehe.»

«Was ward aus ihr?»

«Sie starb bald darauf. Nicht gerade an der Wunde, aber an den Folgen des Schreckens und widerstreitender Aufregungen. Du solltest sie dem Vereinsamten ersetzen.»

Valeria schauderte. «Er ist mir unheimlich. Dem halbgezähmten Raubtier gleicht er, das unberechenbar und unverlässig bleibt. Jeden Augenblick mag seine tödliche Wildheit erwachen.»

«Laß ihn. Sein Kern ist edel. Er tobt sich jetzt aus, - hörtest du den donnernden Hufschlag seines Rosses den Berg hinab? - und morgen - in der Schlacht - macht er alles gut. Ich will ihm gern verzeihn, - er war nicht bei Sinnen. Aber nun laß uns zurückkehren zu uns selbst, zu unsrem Glück und unsrer Liebe.»

«Ist unsre Liebe dein Glück geworden?» fragte Valeria nachdenklich. «Wie viel stärker stündest du morgen im Kampf, wenn des Westgotenkönigs Tochter, wenn jene Haralda, der du gar sehr gefielst... -»

Aber Totila drückte sie an die Brust. «Wer ersetzt Valeria?»

«Dein Glück?» wiederholte diese bang. «Werden wir je vereinigt werden? Man sagt, die Feinde sind euch doppelt überlegen. Die Schlacht morgen, - hast du keine Besorgnis?»

«Nie in meinem Leben habe ich einem Kampf so freudig entgegengesehen. Das wird mein Ehrentag in der Geschichte! Mein Plan ist gut, mich freut's, den großen Schlachtenlenker Narses mit seiner eignen Kunst zu überwinden. Wie in ein

Festspiel reite ich in diese Schlacht. Du sollst mir deshalb Helm und Roß und Speer mit Blumenkränzen und mit Bändern schmücken.» -

«Mit Blumen und Bändern! - Opfer schmückt man so.»

«Und Sieger, Valeria.»

«Morgen mit Sonnenaufgang sende ich dir die Waffen hinab ins Lager, geschmückt mit Blumen, die im Frühtau glänzen.»

«Ja, geschmückt will ich reiten in meine schönste Siegesschlacht - denn morgen ist der Tag, da ich in einem Schlag die Braut mir und Italia erkämpfen - ihr seid eins in meinem Herzen, stets hab' ich in dir, du Marmor-Schöne, das Bild Italiens geliebt.»

Einunddreißigstes Kapitel

Als der König beim Schein der Sterne das kleine Haus von Taginä erreichte, wo er sein Quartier aufgeschlagen, traf er im Hofe, auf dem Rand der Zisterne, einen Mann in dunklem Mantel sitzen, die Harfe auf den Knien, sie blitzte im Mondlicht; leise Akkorde griff er darauf.

«Du bist es, Teja? Hast du nichts zu tun auf deinem Flügel?»

«Ich habe dort alles geordnet. Hier hab' ich zu tun - mit dir.»

«Tritt mit mir ins Haus. Ist Julius nicht darinnen?»

«Er ging noch in die Basilika Sankt Pauls, für deinen Sieg zu beten. Er kommt wohl bald zurück. Ich habe dir eine Rüstung mitgebracht, die ich dich bitte, morgen in der Schlacht - mir zuliebe - zu tragen, sie ist fest und sehr sicher.»

Totila blieb gerührt stehen: «Welche Sorgfalt echter Freundschaft!»

Hand in Hand schritten sie nun in das Mittelgemach des Hauses. Da lag, auf dem Marmortisch aufgerichtet, eine vollständige Rüstung, vom Helm bis zu den geschuppten

Schuhen, von dem besten hispanischen Stahl, leicht und doch undurchdringlich; meisterhaft gearbeitet, aber ohne allen Schmuck, ohne Helmzier, mit dicht geschlossenem Visier, -alles von dunkelblauem Stahl.

«Welcher zauberkund'ge Schmied hat dieses Wunderwerk geschaffen?» frug Totila bewundernd.

«Ich», sagte Teja. «Du weißt: ich habe von jeher Gefallen an Waffenarbeit

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