den Untergang der Goten jeder Tag heraufführen kann. Ich öffnete und> - o Herr - es ist schrecklich... -»

«Rede!»

«<Des großen Justinians ganze Kleinheit spricht daraus>, sprach Narses. <Er würde ihm, glaub' ich, viel leichter verzeihn, daß er den Kaiser der Gerechtigkeit fast dahin verleitet, den allgetreuen Belisar zu blenden, als Justinianus ihm verzeiht, mit Theodora im Bunde, als Verführer Theodoras! - ein furchtbarer Anachron...> mehr verstand ich nicht -»

«Anachronismus!» sagte Cethegus, ruhig verbessernd.

- «<Den Kaiser hintergangen, überlistet zu haben. Das Los, das er Belisar um ein Haar bereitet hätte, soll ihn selbst treffen... - Blendung.»

«Wirklich?» lächelte Cethegus. Doch er griff an den Dolch.

«<Und jene Strafe, die er, gotteslästerlich Christi Tod entweihend und Kaiser Constantins Gesetz verletzend, in seinem Rom wieder eingeführt... -> - Was kann er damit meinen?» forschte Syphax bang.

«Kreuzigung!» antwortete Cethegus, den Dolch wieder bergend. «O Herr!» - «Gemach, noch hang' ich nicht in der Luft: noch schreite ich fest auf der heldennährenden Erde. Vollende.»

«<Ich aber bin>, fuhr Narses fort, <der Feldherr und nicht der Folterknecht Justinians: und er wird sich wohl begnügen müssen, wenn ich des tapfern Mannes Haupt nach Byzanz schicke.> Aber o nur das nicht - nur das nicht, Herr! wenn wir sterben müssen.»

«Wir?» lächelte Cethegus, wieder ganz gesammelt. «Du hast nicht mit Theodora den großen Kaiser der Romäer überlistet. Dir droht nicht Gefahr.» Aber Syphax fuhr fort:

«Weißt du's denn nicht? O zweifle nur daran nicht: - ganz Afrika weiß es - fehlt der Leiche das Haupt, muß die Seele als unrein niedres Gewürm ohne Kopf äonenlang durch Schlamm und Kot schleichen. O nur nicht dein Haupt vom Rumpfe getrennt!»

«Noch ruht es fest auf diesem Nacken, wie auf dem Atlas das Himmelsgewölbe. Still - man kommt.»

Der Isaurier, den er an Narses gesendet, brachte die versiegelte Antwort: «An Cethegus Cäsarius Narses, Magister militum. Deinem Wunsch, nach Rom aufzubrechen, steht auch heute nichts im Wege.» - «Ich begreife jetzt», sprach Cethegus.

«Die Lagerwachen haben Befehl, dich abreiten zu lassen. Doch geb' ich dir, falls du auf der Abreise beharrst, tausend Langobarden, unter Alboin, zur Bedeckung mit.

Die Straßen sind unsicher durch versprengte Goten.

Da, allem Anschein nach, heute noch oder morgen ein Durchbruchversuch der Goten droht und wiederholt tollkühnes Verlassen der Lager den Verlust von Führern und Truppen herbeigeführt hat, ist niemand mehr ohne meine Erlaubnis das Lager zu überschreiten verstattet und haben alle Wachen, auch die Zeltwachen, meine verlässigen Langobarden bezogen.»

Rasch sprang Cethegus gegen die Türe seines Zeltes und riß sie auf: seine vier Isaurier wurden abgeführt, zwanzig Langobarden unter Autharis zogen vor seinem Zelte auf. «Ich dachte noch an Flucht für heute nacht», sprach er zu Syphax. «Sie ist abgeschnitten. Und es ist besser so, würdiger.

Lieber den Gotenspeer in die Brust als den Griechenpfeil in den Nacken. Aber Narses ist noch nicht zu Ende: <In meinem Zelt magst du vernehmen, welche Maßregeln ich gegen das durch den Ausfall der Barbaren drohende, vielleicht sehr große Blutbad getroffen. Noch aber habe ich eine dir schmerzliche Mitteilung zu machen. Gestern abend über See von Rom einlaufende Nachrichten melden, daß der größte Teil der Isaurier in Rom und deine Tribunen... >»

«Ha, mein Licinius, Piso, Julianus!» schrie der Präfekt, aus seiner eisigen, todesverachtenden Ruhe durch heißen Schmerz emporgeschreckt: <Getötet worden sind. Sie weigerten, friedlich eingelassen> - ha, schändlich hineingelockt! - <dem Kaiser den Gehorsamseid: sie wollten, gegen den Vertrag, Gewalt brauchen, Lucius Licinius wollte das Kapitol mit Sturm nehmen,

Salvius Julianus das Grabmal Hadrians - Piso die Porta latina -sie fielen, jeder vor seinem Angriffsziel: der Rest der Söldner ist gefangen.>

«Mein zweiter Julius folgt dem ersten nach!» sprach Cethegus. «Nun, ich brauche keinen Erben mehr: - denn Rom wird nicht mein Eigentum und Nachlaß.

Es ist vorbei. - -

Der große Kampf um Rom ist aus.

Und die dumpfe Überzahl, die kleine Pfiffigkeit hat gesiegt, wie über der Goten Schwerter, so über des Cethegus Geist. O Römer - Römer, <auch ihr, meine Söhne?> Ja, meine Bruti seid ihr! Syphax, du bist frei. Ich gehe in den Tod -: geh du frei zurück in deine freie Wüste.»

«O Herr», rief Syphax, laut aufschluchzend und sich auf den Knien vor ihm hinwälzend - «stoß mich nicht von dir: ich bin nicht minder treu als Aspa ihrer Herrin war: - laß mich mit dir sterben.»

«Es sei», sagte Cethegus ruhig, die Hand auf des Mauren Haupt legend «Ich hab' dich lieb gehabt - mein Panther -: spring denn mit mir in den Tod. Reiche mir Helm, Schild, Schwert und Speer.»

«Wohin?» - «Erst zu Narses.» - «Und dann?» - «Auf den Vesuvius!»

Vierzehntes Kapitel

Die Absicht König Tejas war gewesen, in der kommenden Nacht mit allen Waffenfähigen, bis auf einige Wächter des Engpasses, sich vom Vesuv herab auf das Lager des Narses zu werfen und in demselben, begünstigt durch das Dunkel und die Überraschung, noch ein furchtbares Blutbad anzurichten: war der Letzte der Ausfallenden erlegen, und drohte nun, etwa bei

Tagesanbruch, der Angriff auf den Engpaß, so sollten die Wehrunfähigen, die nicht die Knechtschaft dem Tode vorzogen, durch den Sprung in den nahen Krater des Vesuvs ein freies Grab suchen, wonach auch die Verteidiger des Passes durch Hervorbrechen aus der Schlucht ein rasches Ende machen sollten.

Es hatte den König mit freudigem Stolz erfüllt, daß auch nicht eine Stimme unter den Tausenden von Frauen und Mädchen -denn alle Knaben vom zehnten Jahre an und alle Greise wurden bewaffnet - die entehrende Sklaverei und das Leben statt des Todes im Vesuv gewählt hatte, als Teja den Versammelten in der Wagenburg die Wahl anheimgestellt.

Sein Heldenherz erfreute sich an dem Gedanken, daß sein ganzer Stamm in einer in der Geschichte der Völker unerhörten Tat, in glorreichem Heldentod, wie ein Mann, seine große Vergangenheit ruhmvoll besiegeln wollte. Dieser Verzweiflungsgedanke des todgrimmen Helden wurde nicht verwirklicht: aber sein brechendes Auge sollte statt jenes grauenhaften Bildes ein helleres, ein versöhnendes schauen.

Narses, immer wachsam und vorsichtig, hatte schon vor Johannes und Cethegus die drohenden Vorbereitungen der Feinde wahrgenommen und den Rat der Feldherrn auf die fünfte Tagesstunde in sein Zelt berufen, seine Gegenmaßregeln zu erfahren.

Es war ein wunderbarer, goldner September: voll Schimmer des Lichts und Schimmer des Dufts über Land und Meer: wie er in solcher strahlenden Schönheit auch in Italien nur über den Golf von Bajä sich ergießt. In den lichtgesättigten Himmel stieg spielend die weiße Kräuselwolke des Vesuvs: Mit rhythmischem Anschlag rollten die letzten, leisen Meereswellen, wie huldigend, an das wunderschöne Land.

Da schritt hart an dem Saume der Flut hin, so daß die rollenden Wellen

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