heranzuschleichen suchten, erfolgreich abwehren.

Die Papuas oder Papus, eigentlich Negritos, bilden ein Zwischenglied zwischen Malaien und Negern. Sie zerfallen wieder zu den Alfakis, die in den Bergen wohnen, und den eigentlichen Papuas, den Bewohnern des Küstenlandes. Diese Eingebornen, die weder Ackerbau noch Viehzucht treiben, bilden wieder vereinzelt dastehende Stämme unter dem Befehl bejahrter Häuptlinge, die als »Kapitane« bezeichnet werden. Alle bewohnen recht elende Hütten und sind nur höchst notdürftig mit Tierfellen oder Schürzen aus Rindengewebe bekleidet. Übrigens macht auf Neuguinea und den Louisiaden die Lebensführung keine Schwierigkeiten. Nahrungsmittel gibt es in Hülle und Fülle: Schildkröten, Fische, Taros, Yamswurzeln und eßbare Muscheln finden sich hier in ebenso großer Menge wie Zuckerrohr, Bananen, Kokosnüsse, Sago und Palmenkohl. In den prächtigen Wäldern des Innern mit ihrem reichen Bestand an Muskatbäumen, Fächerpalmen, Bambus- und Ebenholzbäumen, tummeln sich Wildschweine, Känguruhs, Kalaotauben und eßbare Holztauben, außerdem als Vertreter der Vogelwelt Kakadus, Papageien, Kukals, Loris, Gimpel, Turteltauben, Gucas, Nikobars, Taucherenten und Leierschwänze. Dazu kommen endlich noch die schönsten Paradiesvögel, acht verschiedene, herrliche Arten, von dem großen Smaragdvogel an bis zur sogenannten königlichen Manucoda, die auf den Märkten Ostasiens alle hoch im Preise stehen. Hieraus erklärt es sich ja, daß ein Reisender diese Weltgegend das Dorado Ozeaniens nennen konnte, dem es weder an kostbaren Holzarten, noch an Gold und wertvollen Perlen fehlt.

Es kam nicht in Frage, daß der »James-Cook« die Hauptpunkte Neuguineas besuchen sollte, wie den Hafen von Dori, den Mac Cluergolf, die Geelwinkbai, die Humboldt- oder die Tritonbai. An der letztgenannten haben die Holländer einige Faktoreien angelegt. Die Brigg sollte vielmehr ohne Aufenthalt das Kap Rodney, an der östlichsten Spitze der großen Insel, umsegeln und sofort, zur Vermeidung der zahllosen Risse der Umgebung, aufs offene Meer hinaussteuern.

Das geschah denn auch im Laufe des 15. Novembers. Während dieser Fahrt wurde die drei- bis viertausend Fuß hohe Astrolabe-Bergkette mit den sie noch überragenden Gipfeln des Simson und des Sucking sichtbar. Unter verminderter, doch leicht zu handhabender Segelfläche, die ebenso schnell weiter eingezogen, wie erweitert werden konnte, fuhr die Brigg nun auf das mit Klippen besäte Meer ein, das sich zwischen den Salomonsinseln und dem langen Landvorsprünge ausbreitet, der von Papuasien weit nach Südwesten hinausreicht.

Hier war kein Schiff in Sicht, kein Boot der Eingebornen zu entdecken.

Die Nacht über wurde von allen Insassen der Brigg scharf Ausguck gehalten. Die oberen Segel waren, trotz des nur schwachen Windes, aufgegeit, und der »James-Cook« trug nur noch die beiden Marssegel, das Fock- nebst einem Klüversegel und das Brigg- (Gaffel-)segel.

Jenseits des Kap Rodney zeigten sich zahlreiche Feuer längs der Küste, sowohl an der Rückseite der papuasiatischen Landspitze, als auch auf der Insel Entrecasteaux, die von jener durch eine nur wenige Seemeilen breite Wasserstraße getrennt ist. Infolge bedeckten Himmels herrschte sonst die tiefste Finsternis, kein einziger Stern leuchtete hernieder. Schon eine Stunde nach Sonnenuntergang war der zunehmende Mond hinter einer Wolkenbank am Horizonte verschwunden.

Zwischen elf und zwölf Uhr glaubten die Leute der Wache einige Piroguen in der Nähe des »James-Cook« zu bemerken, sie konnten das aber nicht mit Sicherheit sagen. Jedenfalls wurde es nicht nötig, einen Angriff abzuwehren, die Nacht verlief vielmehr in ungestörter Ruhe.

Hatte sich bei Tagesanbruch auch etwas mehr Wind erhoben, so legte sich dieser doch bald wieder. Das Meer lag vollständig glatt, wie mit einer Ölschicht bedeckt, so weit man sehen konnte. Gegen zehn Uhr zerteilten sich die Wolken, ein Zeichen, daß es bald sehr heiß werden würde, denn das Schiff lag jetzt nur noch zehn Grade vom Äquator entfernt, und der Monat November entspricht hier ja dem Monat Mai auf der nördlichen Halbkugel.

Kurz vor Mittag, als die Brigg backbords nahe der Insel Entrecasteaux lag, meldete die Wache die Annäherung einer Pirogue. Diese kam offenbar von dem großen Lande um die Südspitze der Insel herum, und bewegte sich auf den »JamesCook« zu, der in der Windstille unbeweglich auf dem Wasser ruhte.

»Wenn ich mich nicht irre, begann Karl Kip, als er die Pirogue gesehen hatte, an Hawkins gewendet, hat jenes Boot die Absicht, an der Brigg anzulegen.

- Das glaub' ich auch,« antwortete der Reeder.

Gibson, sein Sohn und Pieter Kip, die eben aus dem Deckhause kamen, begaben sich nach dem Vorderdeck.

Die aus Baumrinde bestehende Pirogue, die auch einen sogenannten Ausleger hatte, war nur klein. Sie kam, von Pagaien getrieben, nur langsam heran, da sie sich zwischen den Felsenköpfen, die im Südosten der Insel Entrecasteaux anfragen, vorsichtig hindurchwinden mußte.

Gibson hatte das Fernrohr darauf gerichtet.

»Es sitzen nur zwei Männer darin, sagte er.

- Nur zwei? wiederholte Hawkins. Nun, wenn diese beabsichtigen, an Bord zu kommen, steht wohl nichts entgegen, es ihnen zu gestatten.

- Mich verlangt es sogar recht sehr, setzte Nat Gibson hinzu, den papuanischen Typus einmal genauer zu betrachten.

- So mögen die Leute kommen, erklärte der Kapitän. Binnen zehn Minuten werden sie mit uns Bord an Bord liegen, und dann wird sich's ja zeigen, was die beiden Eingebornen von uns wollen.

- Doch jedenfalls ein kleines Geschäft machen, meinte Hawkins.

- Und ist auch kein anderes Boot zu sehen? fragte Pieter Kip.

- Kein einziges,« antwortete Gibson, der mit dem Fernrohr die Wasserfläche nach dem offenen Meere zu und dann im Norden und Süden der Insel Entrecasteaux abgesucht hatte.

Näher und näher glitt die Pirogue heran, getrieben von zwei Pagaien, deren Blätter mit großer Regelmäßigkeit ins Wasser ein- und daraus auftauchten.

Als sie nur etwa noch fünfzig Fuß vom »James-Cook« entfernt war, erhob sich einer der Eingebornen und rief mit lauter Stimme:

»Ebura!. Ebura!«

Der Kapitän, der sich über die Schanzkleidung hinausgebeugt hatte, kehrte sich den anderen wieder zu und sagte:

»Das ist ein Wort, das in der Sprache der Bewohner Neuirlands 'Vogel' bedeutet, und ich glaube, daß es bei den Papuas von Neuguinea dieselbe Bedeutung hat.«

Gibson täuschte sich hierin nicht. Der Wilde hielt in der rechten Hand einen Vogel empor, der jedenfalls wert war, einer ornithologischen Sammlung einverleibt zu werden.

Es war nämlich ein Paradiesvogel von der Art der Manucoden, ein sogenannter Königs-Paradiesvogel mit rotbraunem, sammetartigem Gefieder, zum Teil orangefarbigem Kopfe mit einem schwarzen Fleckchen nahe dem Augenwinkel, mit bräunlicher, durch eine dunklere und eine metallisch- grüne Linie gestreifter Kehle und im übrigen weißem Leibe, an der Seite mit Federn, die teils rot, teils gelb, an der Spitze aber smaragdgrün aussahen und noch in zusammengebogene Fäden mit seinen, kurzen Seitenfasern ausliefen. Der etwa sechs Zoll lange Vogel gehört -allgemeiner Annahme nach - zu denen, die nirgends nisten, wenigstens wollen die dortigen Eingebornen noch kein Nest von ihm gefunden haben. Er gehört zu den merkwürdigsten und interessantesten Paradiesvögeln des Papuagebietes, wo solche in großer Menge vorkommen.

»Ich wäre wirklich nicht böse, sagte Hawkins, mir einen solchen Paradiesvogel zu erwerben, von dem mir Gibson schon so häufig gesprochen hat.

- Das wird ja nicht schwierig sein, meinte Pieter Kip, denn der Wilde ist doch jedenfalls gekommen, um den Vogel zu verkaufen oder zu vertauschen.

- So mag er an Bord kommen,« sagte der Kapitän.

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