durchbrochen werden konnen!«
»Wir sind schwach geworden unter dir, weil du der Familie gestattet hast, sich in Splittergruppen aufzuspalten«, hielt ich ihr entgegen, und wieder sah sie weg. »Wir mussen stark sein, vereint. Schafer der Herde, nicht Wolfe. Verdammt, wenn es einfach ware, das Bose zu bekampfen, dann wurde es jeder machen! Aber keine Angst, Gro?mutter; von jetzt an wird es keine Fanatiker mehr geben. Nur noch Manner und Frauen, die guten Willens sind und den guten Kampf kampfen. Und jeder, der damit nicht einverstanden sein kann oder will, kann sich verziehen. Ohne Torques!«
Der Waffenschmied trat vor. »Dies ist Edwin Drood. Er hat sich mit der Familie angelegt und gewonnen. Wer konnte uns besser fuhren? Um uns wieder stark zu machen? Um uns zu dem zu machen, was wir immer sein sollten? Ich bin der Waffenschmied, und meine Unterstutzung hat er!«
»Und meine!«, sagte der Geist des alten Jacob.
»Und meine!«, sagte der Seneschall.
Die Menge sah die Matriarchin an. Sie blickte langsam um sich, nahm in sich auf, was sie in den Gesichtern las, und endlich lie? sie die stolzen Schultern hangen und drehte sich um.
»Ich bin mude«, sagte sie. »Und Alistair braucht mich. Macht, was ihr wollt. Das werdet ihr ja sowieso.«
Sie wandte mir den Rucken zu und entfernte sich durch die Menge, wobei sie blindlings die Hande vorstreckte, und wieder wichen die Leute zur Seite, um sie vorbeizulassen. Niemand sagte etwas; niemand machte hohnische Bemerkungen. Schlie?lich war sie die Matriarchin. Und auch nach allem, was passiert war, nach allem, was sie getan hatte, mir und so vielen anderen, schmerzte es mich dennoch, sie gedemutigt und gebrochen zu sehen. Sie war meine Gro?mutter, und als ich noch klein war, hatte sie mir an Weihnachten immer das beste Spielzeug geschenkt und mich gepflegt, wenn ich krank war.
»Edwin fuhrt uns jetzt!«, sagte der Waffenschmied, ergriff meine Hand und hielt sie mir wie einem Berufsboxer uber den Kopf. »Der gro?te Frontagent aller Zeiten! Der treueste, tapferste Sohn, den diese Familie je gehabt hat! Edwin! Edwin!«
Die Menge nahm den Ruf auf, brullte in Sprechchoren meinen Namen, geriet in Ekstase, als sich der gro?e Raum mit dem Larm der Familie fullte, die mir zujubelte, immer und immer wieder. Ich fand es ein kleines bisschen unheimlich. Ich hatte die Familie nie fuhren wollen, aber es sah so aus, als ob man mir keine andere Wahl lie?e. Also wurde ich eine Weile dableiben. Tun, was ich konnte. Und wieder weglaufen, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit. Mit sanfter Gewalt befreite ich meinen Arm aus dem Griff des Waffenschmieds, drehte mich zu Molly um und grinste sie an.
»Das waren ein paar verruckte Tage, was?«, sagte ich. Ich musste die Stimme heben, um uber dem Getose der Menge verstanden zu werden. »Wer hatte gedacht, dass wir hier oben landen wurden?«
»Ich freue mich fur dich, Eddie. Aber wo passe ich in das Ganze?«
»Wo immer du willst. Die Familie wird vielen von denen die Hand reichen mussen, die einst unsere Feinde waren. Ich habe selbst erfahren, dass der Abstand zwischen uns und den Bosen nicht so klar und deutlich ist, wie man mich zu glauben gelehrt hat. Wir mussen lernen, gegen die wirklichen Bedrohungen zusammenzuarbeiten, zum Beispiel das Manifeste Schicksal. Und wer ware geeigneter als du, unsere Abgesandte zu sein?«
Sie lachelte. »Das ist der einzige Grund, weshalb du willst, dass ich hierbleibe?«
»Nein«, sagte ich. »Ich brauche dich hier, weil … ich dich brauche.«
»Aha!«, meinte sie. »Haben wir dann zu guter Letzt doch noch eine Beziehung?«
»Sieht ganz danach aus«, sagte ich.
Und so blieb schlie?lich die Fuhrung der Familie an mir hangen. Manchmal ist es schon eine komische alte Welt.
Uber den Author
New-York-Times-Bestsellerautor Simon R. Green hat an der University of Leicester Literatur und Geschichte studiert. Er schreibt fur Film und Fernsehen ebenso wie furs Theater, wo er ab und an sogar die Buhne als Schauspieler betritt. Den deutschen Lesern ist Green durch die erfolgreiche SF-Serie