angekommen, sah Gordon zu den Kameras hoch und wartete. Das Tor offnete sich.
Gleich dahinter lag ein kleiner Raum. Sie traten ein, das Tor schlo? sich wieder. Gordon ging zu einer inneren Tur und wartete wieder. »Konnen Sie die Turen nicht selbst offnen?« fragte Marek. »Nein.«
»Warum nicht? Trauen sie Ihnen nicht?«
»Sie trauen niemandem«, sagte Gordon. »Glauben Sie mir, hier kommt niemand rein, au?er wir wollen, da? er reinkommt.« Die Tur offnete sich.
Sie betraten einen industriell wirkenden Metallkafig. Die Luft war kalt und leicht modrig. Die Tur schlo? sich hinter ihnen. Mit einem Surren begann der Kafig nach unten zu gleiten.
»Jetzt geht es dreihundert Meter nach unten«, sagte Gordon. »Haben Sie ein wenig Geduld.«
Der Aufzug hielt an, und die Tur offnete sich. Sie gingen einen langen Betontunnel entlang, in dem ihre Schritte hallten. Gordon sagte: »Das ist die Kontroll- und Wartungsebene. Die eigentlichen Maschinen sind noch einmal hundertfunfzig Meter unter uns.« Sie kamen zu einer schweren Doppeltur, die dunkelblau und transparent war. Zuerst dachte Marek, sie sei aus extrem dickem Glas. Doch als die Tur dann automatisch aufglitt, sah er eine leichte Bewegung unter der Oberflache. »Wasser«, sagte Gordon. »Wir benutzen hier Wasser zur Abschirmung. Die Quantentechnologie reagiert sehr empfindlich auf zufallige au?ere Storungen — kosmische Strahlen, elektrische Streufelder und dergleichen. Das ist auch der Grund, warum wir uberhaupt hier unten sind.« Vor sich sahen sie etwas, das aussah wie eine Tur zu einem ganz gewohnlichen Laborgang. Nach einer weiteren Glastur kamen sie in einen aseptisch wei?gestrichenen Gang, von dem zu beiden Seiten Turen wegfuhrten. Auf der ersten Tur links stand prepack, auf der zweiten fieldprep. Und auf der dritten stand schlicht transit. Gordon rieb sich die Hande. Er sagte: »Dann wollen wir mal mit dem
Der Raum war klein und erinnerte Marek an ein Krankenhauslabor, was ihm ein leichtes Unbehagen bereitete. In der Mitte stand eine vertikale Rohre, gut uber zwei Meter hoch und einen Meter funfzig im Durchmesser. Sie war geoffnet. Im Inneren waren matte Streifen zu erkennen. »Ein Solarium?« fragte Marek. »Nein, ein sehr fortschrittliches Bildgebungssystem. Im Grunde genommen ist es ein extrem leistungsstarker Kernspintomograph. Aber Sie werden sehen, da? er eine gute Vorubung fur die Maschine selbst ist. Vielleicht sollten Sie als erster gehen, Dr. Marek.« »Da hinein?« Marek deutete auf die Rohre. Aus der Nahe sah sie eher aus wie ein wei?er Sarg.
»Ziehen Sie sich einfach aus und gehen Sie hinein. Es ist genau wie ein Kernspintomograph - Sie spuren uberhaupt nichts. Der ganze Vorgang dauert ungefahr eine Minute. Wir sind nebenan.« Sie traten durch eine Seitentur mit einem kleinen Fenster in ein angrenzendes Zimmer. Marek konnte nicht sehen, was sich dort befand. Die Tur fiel zu.
In der Ecke sah er einen Stuhl. Er ging dorthin, zog seine Kleider aus und betrat dann den Scanner. Aus der Gegensprechanlage kam ein Klicken, und dann horte er Gordon sagen: »Dr. Marek, wenn Sie bitte auf Ihre Fu?e schauen wurden.« Marek sah zu seinen Fu?en hinunter.
»Sehen Sie den Kreis auf dem Boden? Ihre Fu?e mussen vollstandig innerhalb dieses Kreises sein.« Marek veranderte seine Position. »Gut so, vielen Dank. Die Tur schlie?t sich jetzt.«
Mit einem mechanischen Summen schwang die Tur zu. Marek horte ein Zischen, als sie versiegelt wurde. »Luftdicht?« fragte er. »Ja, das mu? sein. Sie werden gleich spuren, da? kalte Luft hereinkommt. Wir geben Ihnen zusatzlichen Sauerstoff, wahrend wir kalibrieren. Sie haben doch keine Platzangst, oder?« »Bis jetzt noch nicht.« Marek sah sich um. Die matten Streifen, das erkannte er jetzt, waren mit Plastik abgedeckte Offnungen. Hinter dem Plastik sah er Lichter, kleine surrende Maschinen. Die Luft wurde deutlich kuhler.
»Wir kalibrieren jetzt«, sagte Gordon. »Bitte nicht bewegen.« Plotzlich fingen die Streifen um ihn herum an zu rotieren, die Maschinen klickten. Immer schneller rotierten die Streifen und hielten dann plotzlich an.
»Gut so. Alles in Ordnung?«
»Ich komme mir vor wie in einer Pfeffermuhle«, sagte Marek. Gordon lachte. »Die Kalibrierung ist abgeschlossen. Der Rest ist abhangig von exaktem Timing, die Sequenz lauft deshalb automatisch. Folgen Sie einfach den Anweisungen, die Sie horen. Okay?« »Okay.«
Ein Klicken. Marek war allein.
Eine Stimme vom Band sagte: »Die Scan-Sequenz hat begonnen. Wir schalten die Laser an. Bitte sehen Sie geradeaus. Auf keinen Fall nach oben.«
Nun erstrahlte das Innere der Rohre in einem hellen, strahlenden Blau. Die Luft selbst schien zu leuchten.
»Die Laser polarisieren das Xenon, das jetzt in die Rohre gepumpt wird. Funf Sekunden.« Xenon? dachte Marek.
Das Blau wurde noch intensiver. Er schaute auf seine Hande und konnte sie in der flirrenden Luft kaum erkennen.
»Wir haben die Xenon-Konzentration erreicht. Jetzt werden wir Sie gleich bitten, tief einzuatmen.«
Tief einatmen? dachte Marek. Xenon?
»Bitte drei?ig Sekunden lang nicht bewegen. Bereit? Stillhalten — Augen offen - tief einatmen - anhalten ...
Die Streifen rotierten nun wieder, und dann fing einer nach dem anderen an, hin- und herzuzucken, als wurden sie ihn anstarren und mu?ten hin und wieder noch einmal zuruck, um genauer hinzusehen. Jeder Streifen schien sich gesondert zu bewegen. Marek hatte das unheimliche Gefuhl, von Hunderten von Augen beobachtet zu werden. Die Stimme vom Band sagte: »Bitte vollig bewegungslos. Noch zwanzig Sekunden.«
Die Streifen um ihn herum surrten und schwirrten. Und plotzlich blieben alle stehen. Einige Sekunden Stille. Die Maschinerie klickte. Nun bewegten sich die Streifen vor und zuruck sowie seitwarts.
»Bitte vollig bewegungslos. Zehn Sekunden.«
Jetzt drehten sie sich wieder im Kreis und glichen sich langsam einander an, bis sie schlie?lich alle vollig synchron rotierten.
»Der Scan ist abgeschlossen. Vielen Dank fur Ihre Mitarbeit.«
Das blaue Licht ging aus, und mit einem Zischen offnete sich die Tur.
Marek trat heraus.
Im Nebenzimmer sa? Gordon vor einem Computerterminal. Die anderen hatten sich Stuhle herangezogen und sa?en um ihn herum. »Den meisten Leuten«, sagte Gordon, »ist gar nicht bewu?t, da? ein ganz gewohnlicher Kernspintomograph im Krankenhaus funktioniert, indem er den Quantenzustand der Atome in Ihrem Korper verandert — im allgemeinen den Eigendrehimpuls der Atomkerne. Die Erfahrung zeigt, da? die Veranderung des Quantenzustands keine schadigende Wirkung auf den Korper hat. Man merkt uberhaupt nicht, da? es passiert. Aber ein normaler Kernspintomograph macht das mit einem sehr starken Magnetfeld - sagen wir, 1,5 Tesla, was etwa funfundzwanzigtausendmal starker ist als das Magnetfeld der Erde. Wir brauchen das nicht. Wir benutzen supraleitende Quanteninterferometer, sogenannte squids, die so empfindlich sind, da? ihnen fur die Resonanzmessung das Erdmagnetfeld ausreicht. Wir haben in der Maschine uberhaupt keine Magneten.« Marek kam ins Zimmer. »Wie sehe ich aus?« fragte er.
Auf dem Monitor war ein durchscheinendes Bild von Mareks Gliedern in gesprenkeltem Rot zu sehen. »Hier sehen Sie das Mark in den langen Knochen, die Wirbelsaule und den Schadel«, sagte Gordon. »Jetzt wird der Korper aufgebaut, beginnend mit den inneren Organen. Hier sind die Knochen -«, sie sahen ein komplettes Skelett, »- und jetzt werden die Muskeln hinzugefugt... «
Als die Organe erschienen, sagte Stern: »Ihr Computer ist unglaublich schnell.«
»Ach, wir haben die Sache ziemlich verlangsamt. Ansonsten wurden Sie gar nicht sehen konnen, wie es passiert. Die tatsachliche Verarbeitungszeit ist im Grunde genommen Null.« Stern starrte ihn an. »Null?«
»Eine andere Welt«, sagte Gordon mit einem Nicken. »Alte Hypothesen treffen nicht mehr zu.« Er wandte sich den anderen zu. »Wer ist der nachste?«
Sie gingen den Korridor hinunter bis zu der Tur mit der Aufschrift transit. Kate fragte: »Warum mu?ten wir das alles tun?« »Wir nennen das Prepacking«, sagte Gordon. »Eine Art Vorab-speicherung. So konnen wir schneller ubertragen, weil ein Gro?teil der Informationen uber Sie bereits in der Maschine gespeichert ist. Wir machen dann nur noch einen letzten Scan zum Abgleich der Unterschiede, und dann ubertragen wir.« Sie betraten einen anderen Aufzug, gingen durch eine weitere wassergefullte Flugeltur. »Okay«, sagte Gordon. »Wir sind da.« Sie betraten einen riesigen, hell erleuchteten, hohlenartigen Saal. Gerausche hallten. Die Luft war kalt. Sie bewegten sich auf einem metallenen Laufsteg, der etwa drei?ig Meter uber dem Boden hing. Als Chris nach unten schaute, sah er drei bogenformige wassergefullte Glaswande, die so angeordnet waren, da? sie einen kompletten