erforderlich, um ihn abzuschlie?en. Wie er selbst oft mit einem jungenhaften Grinsen sagte: »Wenn die Leute wu?ten, was wir vorhaben, wurden sie uns mit Sicherheit stoppen wollen.«

Gleichzeitig wu?te Doniger aber, da? er diese Geheimhaltung nicht ewig aufrechterhalten konnte. Fruher oder spater wurde, vielleicht durch einen Zufall, alles herauskommen. Und wenn das passierte, war es allein seine Aufgabe, damit fertig zu werden.

Im Augenblick fragte sich Doniger, ob jetzt dieser Zeitpunkt gekommen war.

Er sah zu, wie die Krankenwagen mit aufheulenden Sirenen davonfuhren.

»Uberleg mal«, sagte er zu Kramer. »Vor zwei Wochen war die Arbeit dieser Firma noch hundertprozentig unter Verschlu?. Unser einziges Problem war diese franzosische Reporterin. Dann kam Traub. Dieser depressive alte Mistkerl hat uns alle in Gefahr gebracht. Zuerst ruft Traubs Tod diesen Bullen aus Gallup auf den Plan, der noch immer herumschnuffelt. Dann Johnston. Dann seine vier Studenten. Und jetzt haben wir sechs Techniker, die ins Krankenhaus mussen. Es werden immer mehr Leute, die etwas mitbekommen, Diane. Es dringt zu viel nach drau?en.«

»Du glaubst, da? wir die Kontrolle verlieren?«

»Moglich«, sagte er. »Aber ich werde alles tun, damit das nicht passiert. Vor allem, da ich ubermorgen diese drei potentiellen neuen

Aufsichtsratsmitglieder erwarte. Also, machen wir den Deckel wieder drauf.«

Sie nickte. »Ich glaube, das schaffen wir.«

»Okay«, sagte er und wandte sich vom Fenster ab. »Sieh zu, da? Stern eins der Gastezimmer bekommt. Sieh zu, da? er wirklich schlaft, und blockiere sein Telefon. Und morgen will ich, da? Gordon an ihm klebt wie eine Klette. Er soll ihn herumfuhren oder was auch immer. Aber er soll bei ihm bleiben. Um acht will ich eine Konferenzschaltung mit den PR-Leuten. Und um neun will ich einen Zustandsbericht uber den Transitbereich. Und mittags dann diese Medienheinis. Ruf jetzt gleich alle an, damit sie sich vorbereiten konnen.« »Okay.«

»Vielleicht schaffe ich es nicht, die Sache unter Kontrolle zu halten«, sagte Doniger, »aber versuchen werde ich es auf jeden Fall.« Stirnrunzelnd wandte er sich wieder dem Fenster zu und blickte zu den Leuten hinab, die sich im Dunkeln vor dem Tunnel drangten. »Wie lange dauert es, bis man wieder in die Hohle kann?« »Neun Stunden.«

»Und dann konnen wir eine Rettungsaktion auf die Beine stellen? Noch ein Team zuruckschicken?«

Kramer hustelte. »Na ja...«

»Bist du krank? Oder hei?t das nein?«

»Die Explosion hat alle Maschinen zerstort, Bob«, sagte sie. »Alle?«

»Ich glaube schon, ja.«

»Dann konnen wir also nichts tun als den Transitbereich wieder aufbauen und dann faul herumsitzen und abwarten, ob sie heil zuruckkommen?«

»Ja. Genauso ist es. Wir haben keine Moglichkeit, sie zu retten.« »Dann konnen wir nur hoffen, da? sie wissen, was sie tun«, sagte Doniger, »weil sie jetzt ganz auf sich allein gestellt sind. Ich wunsche ihnen auf jeden Fall viel Gluck.«

31:40:44

Durch den schmalen Schlitz seines Visiers sah Chris Hughes, da? die Tribunen vollbesetzt waren - fast ausschlie?lich mit Damen -und da? sich am Gelander das gemeine Volk in Zehnerreihen drangte. Alle schrien, das Turnier solle endlich beginnen. Chris stand jetzt am Ostrand des Turnierplatzes, umringt von seinen Knappen, die versuchten, das Pferd zu besanftigen. Offensichtlich machte das Geschrei der Menge es nervos, es bockte und baumte sich auf. Die Knappen reichten Chris eine gestreifte Lanze, die absurd lang und sehr unhandlich war. Chris nahm sie, verlor sie aber gleich wieder, weil das Pferd unter ihm schnaubte und stampfte.

Hinter der Absperrung erkannte er Kate unter dem gemeinen Volk. Sie lachelte ihm ermutigend zu, aber sein Pferd tanzelte und drehte sich, und er konnte ihren Blick nicht erwidern.

Und nicht weit entfernt sah er Marek in seiner Rustung, ebenfalls umgeben von Knappen.

Als Chris' Pferd sich wieder einmal drehte - warum griffen die Knappen nicht nach den Zugeln? -, sah er am anderen Ende des Platzes Sir Guy de Malegant seelenruhig auf seinem Tier sitzen. Er stulpte sich gerade den Helm mit dem schwarzen Busch uber. Chris' Pferd bockte und drehte sich. Posaunen erklangen, und die Menge schaute zur Haupttribune hinuber. Nur am Rande bekam er mit, da? Lord Oliver unter Applaus seinen Platz einnahm. Noch einmal ertonten die Posaunen.

»Squire, das ist Euer Signal«, sagte ein Knappe und reichte ihm noch einmal die Lanze.

Diesmal schaffte er es, die Lanze so lange zu halten, da? er sie in die Kerbe auf dem Sattelknauf legen konnte. Nun lag sie schrag

uber dem Pferderucken, die Spitze zeigte nach links vorne. Plotzlich drehte das Pferd sich wieder, und die Knappen liefen schreiend davon, als die Lanze in wildem Bogen uber ihre Kopfe schwang. Noch einmal Posaunen.

Chris, der kaum etwas sehen konnte, ri? an den Zugeln und versuchte, das Pferd unter Kontrolle zu bekommen. Am anderen Ende des Platzes sah er kurz Sir Guy, der ihn, still auf seinem vollig ruhigen Pferd sitzend, beobachtete. Chris wollte die Sache endlich hinter sich bringen, aber das Pferd war nicht zu bandigen. Wutend und frustriert ri? er ein letztes Mal heftig an den Zugeln. »Verdammt noch mal, laufst du jetzt endlich!«

Und plotzlich ri? das Pferd zweimal kurz den Kopf hoch und legte die Ohren an. Und sturmte los.

Marek sah dem Ritt angespannt zu. Er hatte Chris nicht alles gesagt, es hatte ja keinen Sinn, ihn mehr als notig in Angst zu versetzen. Aber naturlich wurde Sir Guy versuchen, Chris zu toten, was bedeutete, da? er mit seiner Lanze auf den Kopf zielen wurde. Chris hoppelte wild im Sattel hin und her, die Lanze zuckte auf und nieder, sein Oberkorper schwankte von einer Seite zur anderen. Er gab ein schlechtes Ziel ab, aber wenn Sir Guy geschickt war — und Marek hatte keinen Zweifel, da? er das war —, wurde er trotzdem auf den Kopf zielen und, um einen todlichen Treffer zu landen, lieber beim ersten Mal einen Fehlsto? riskieren.

Na ja, dachte Marek, eine Chance besteht immerhin, da? Chris uberlebt.

Chris sah kaum etwas. Gefahrlich im Sattel schaukelnd, erhaschte er nur verschwommene Blicke auf die Tribunen, den Erdboden, den anderen Reiter, der auf ihn zusturmte. Und so konnte er nicht abschatzen, wie weit entfernt Guy noch war, wie lange es bis zum Zusammensto? dauern wurde. Er horte die donnernden Hufe seines Pferdes, seinen rhythmischen schnaubenden Atem. Verzweifelt hielt er seine Lanze umklammert, wurde im Sattel hin und her geworfen. Alles dauerte viel langer, als er erwartet hatte. Es kam ihm so vor, als wurde er schon eine Stunde auf diesem Pferd reiten.

Im letzten Augenblick sah er Guy nur wenige Meter vor sich, der mit furchterregendem Tempo auf ihn zukam, und dann spurte er, wie die Lanze in seiner Hand zuruckschnellte und ihn schmerzhaft an der rechten Flanke traf. Ein scharfer Schmerz scho? ihm in die linke Schulter. Der Aufprall verdrehte ihn im Sattel, und er horte das Knacken splitternden Holzes. Die Menge tobte.

Das Pferd rannte weiter, zum anderen Ende des Platzes. Chris war benommen. Was war passiert? Seine Schulter brannte heftig. Seine Lanze war entzweigebrochen. Und er sa? noch immer im Sattel. Schei?e.

Marek war nicht sehr glucklich uber das, was er sah. Es war einfach Pech; die Lanze hatte Chris nur gestreift und ihn so nicht aus dem Sattel heben konnen. Jetzt wurde er zu einem zweiten Durchgang antreten mussen. Er sah zu Sir Guy hinuber, der fluchend den Knappen eine neue Lanze aus den Handen ri?, sein Pferd wendete und sich auf den zweiten Angriff vorbereitete.

Am anderen Ende des Platzes versuchte Chris, seine neue Lanze zu kontrollieren, die wild hin und her schwang wie ein Metronom. Schlie?lich schaffte er es, sie uber den Sattel zu legen, doch das Pferd bockte und drehte sich.

Guy war wutend und mit seiner Geduld am Ende. Jetzt wartete er nicht langer. Er gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte los. Du Mistkerl, dachte Marek.

Die Menge schrie uberrascht auf, als sie diesen einseitigen Angriff sah. Erst jetzt merkte Chris, da? Guy bereits in vollem Tempo auf ihn zu galoppiert kam. Aber sein Pferd lie? sich noch immer nicht bandigen. Er ri? an den Zugeln, und in diesem Augenblick horte er ein Klatschen: Einer der Knappen hatte sein Pferd aufs Hinterteil geschlagen. Das Pferd wieherte. Es legte die Ohren an. Und rannte los.

Dieser zweite Angriff war schlimmer, denn diesmal wu?te Chris, was ihm bevorstand.

Die Lanze traf ihn mit voller Wucht, ein Schmerz scho? ihm durch die Brust, und er wurde in die Luft gehoben. Alles um ihn herum verlangsamte sich. Er sah, wie der Sattel sich von ihm entfernte, dann die

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