seine Freunde etwas abseits, um bei der ersten sich bietenden Gelegenheit auf eigene Faust zu handeln.
Gehorte das vor den Schiffbruchigen liegende Land zu einer der Inseln im Stillen Ozean oder zum Festland? Und zu welchem Festland? Wohin hatte sie dieses furchterliche Unwetter verschlagen? Auch mit dem Fernrohr war nichts Genaues auszumachen. Wenn dieses Land eine Insel war, wie konnte man sie wieder verlassen, wie sollte man Rettung holen, wenn es sich zeigen sollte, da? man die
Dann konnte man noch hoffen, in Chile, Bolivien oder wo auch immer, Hilfe zu bekommen. Aber auch das war im Augenblick nicht viel mehr als ein frommer Wunsch.
Die Witterung war jetzt klar genug, um Einzelheiten erkennen zu konnen. Briant entdeckte rechts am Ufer die Mundung eines Rio, zu beiden Seiten verstreut einzelne Baumgruppen; das lie? auf eine gewisse Fruchtbarkeit des Bodens schlie?en, und vielleicht war die Vegetation jenseits der Uferhohe, im Schutz vor den Seewinden, noch uppiger. Bewohnt schien der sichtbare Teil des Ufers nicht zu sein, man sah weder ein Haus noch eine Hutte. Aber vielleicht wohnten die Eingeborenen, wenn es solche gab, im Inneren des Landes.
»Ich kann keine Rauchspur entdecken«, sagte Briant und senkte das Fernrohr.
»Hier ist ja auch kein Hafen«, warf Doniphan ein.
»Ist gar nicht notig, denn Fischerboote konnen auch in einer Flu?mundung anlegen«, antwortete Gordon ruhig. »Bei Sturm zieht man sie dann einfach landeinwarts.«
Inzwischen ging das Wasser mit der Ebbe langsam zuruck, auch der Wind wurde nach und nach schwacher. Jetzt mu?te man sich bereit halten, um den gunstigsten Augenblick zu erwischen, um den Klippengurtel zu uberwinden. Es war jetzt gegen 7 Uhr; jedes der Kinder beschaftigte sich damit, die fur den notwendigsten Bedarf wichtigen Gegenstande auf das Deck zu schaffen. An Bord befand sich ein gro?er Vorrat an Konserven, Bisquit, gepokeltem und gerauchertem Fleisch. Man verpackte diese Nahrungsmittel zu kleinen, handlichen Ballen. Wurde sich das Meer uberhaupt so weit zuruckziehen, da? die Felsen bis zum Strand hin frei wurden? Briant und Gorden beobachteten unablassig das Meer. Der Wind hatte gedreht, die Luft wurde merklich ruhiger, auch die Brandung begann nachzulassen. Die
»Was soll das?« fragte Briant bestimmt.
»Das siehst du doch!«
»Wollt ihr die Jolle wassern?«
»Ganz recht, und du wirst uns nicht davon abhalten!«
»Und ob, ich und alle ubrigen, die du verlassen willst!«
»Was hei?t da
»Und wenn dieser eine nicht mehr zuruckrudern kann, weil die Jolle ein Leck hat. . .?«
»Fertigmachen zum Einsteigen!« drangte Webb, der Briant zuruckschob.
»Keiner wird einsteigen!«
»Mal sehen!«
»Ich sage, ihr steigt nicht in die Jolle«, wiederholte Briant, »sie mu? zunachst fur die Kleinsten unter uns zuruckbleiben.«
Die beiden Knaben waren schon bereit, sich aufeinander zu sturzen, es bildeten sich 2 Gruppen: Wilcox, Webb und Gro? auf der einen, Baxter, Service und Garnett auf der anderen Seite. Da mischte sich Gordon ein:
»Halt, Doniphan! Du siehst doch, da? die See noch zu hoch geht und wir unsere Jolle leichtfertig aufs Spiel setzen.«
»Ich la? mir von Briant nichts vorschreiben.«
»Keinem schreibe ich etwas vor, niemand darf das von uns, aber hier handelt es sich um das Interesse aller.«
»Das auch mir am Herzen liegt«, erganzte Doniphan wutend.
»Wir sind noch nicht an Land. La? uns bitte einen gunstigen Zeitpunkt abwarten«, bat Gordon.
Die beiden Streithahne fugten sich diesen Worten. Der Meeresspiegel sank weiter. Briant kletterte die Steuerbordwanten hoch bis zu den Tauen der Bramstenge, um von dort oben die Anordnung des Klippengurtels besser uberblicken zu konnen. Vielleicht entdeckte man eine Art Kanal oder Fahrrinne, durch die hindurch die Jolle fahren konnte, ohne von spitzen Felsen vorzeitig beschadigt zu werden. Und tatsachlich, quer durch die Klippenbank zog sich eine Durchfahrt. Aber noch immer brodelte und schaumte es zu sehr, als da? man es hatte wagen konnen, die Jolle zu wassern. Man mu?te noch warten, bis das sinkende Meer hier eine relativ gefahrlose Wasserstra?e zurucklie?.
Von der Oberbramraa aus suchte Briant auch den Strand und das bis zu den Erhebungen sichtbare Land Stuck fur Stuck mit dem Fernrohr ab. In einem Umkreis von 8 bis 9 sm schien die Kuste vollig unbewohnt zu sein. Nach halbstundigem Ausschauhalten stieg Briant wieder hinunter und berichtete seinen Kameraden, was er gesehen hatte.
»Als die
»Und wie lange dauert es bis zur totalen Ebbe?«
»5 Stunden, wenn ich nicht irre.«
»Stimmt, 5 bis 6 Stunden«, bestatigte Moko.
»Also gegen 11 Uhr; das ware demnach der beste Zeitpunkt, um die Kuste zu erreichen.«
»Ja.«
»Dann essen wir jetzt am besten etwas und halten uns dann bereit.«
Die Kleinen, Jenkins, Iverson, Dole, Costar, hatten sich seit einiger Zeit ganz beruhigt. Alle a?en ihre Ration Fleisch und Bisquit ohne jede Erregung oder Angst, zu trinken gab es einige Tropfen Wasser mit verdunntem Brandy. Nach dem Fruhstuck stieg Briant wieder kurz auf die Schanzkleidung, um die Klippenreihe zu beobachten. Moko lie? ein Senkblei ins Wasser; es stand noch mindestens 2,5 m uber der Bank. »Ich glaube nicht, da? die Ebbe die Klippenbank trockenlegt«, sagte Moko heimlich zu Briant, um die anderen nicht unnotig zu erschrecken. Briant teilte es seinerseits Gordon mit.
»Was tun?«
»Ich wei? nicht ... ich wei? nicht«, antwortete Briant. »Wir mu?ten Manner sein, nicht Kinder!«
»Die Gefahr wird uns sehr schnell zu Mannern erziehen!«
»Wenn wir vor Wiedereintritt der Flut die
»Ware es nicht klug, ein Flo? zu bauen?« fragte Gordon.
»Ich habe auch schon daran gedacht. Um aber die Schanzkleidung abzubrechen — nur so erhalten wir das notige Material —, fehlt uns jetzt die Zeit. Es bleibt uns nur die Jolle ubrig, aber die ist bei schwerer See nutzlos. — Halt!« rief Briant plotzlich. »Man mu?te versuchen, ein Tau durch den Klippengurtel zu ziehen und dessen Ende an einer Felsspitze zu befestigen. Damit konnte es uns gelingen, bis zum Strand hinzugleiten . «
»Wer soll das machen?«
»Ich«, erklarte Briant.
»Ich werde dir helfen.«
»La? nur, das mache ich schon.«
»Willst du dabei die Jolle benutzen?«
