Werkzeuge mit und versuchen, das Boot auszubessern.«

Dieser Vorschlag wurde am 6. Dezember ausgefuhrt.

»Entgegen meiner ersten Annahme ist es doch unumganglich, die Schaluppe nach French-den zu bugsieren, denn dort haben wir die notigen Planken und Krummholzer von der Sloughi«, entschied Evans, nachdem er das Boot genau untersucht hatte, »verstopfen wir hier nur die gro?ten Lecks mit den mitgenommenen Wergpfropfen.«

»Wie bringen wir sie zum Rio Sealand?«

»Wir nehmen sie ins Schlepptau und fahren mit der ersten Flut den East-river bis zum See hoch.«

Die Ausbesserungsarbeiten waren gegen Abend beendet. Die Nacht verbrachten sie in einer der zahlreichen Grotten. Am fruhen Morgen banden sie die Schaluppe an die Jolle und fuhren mit der eintretenden Flut los. Aber sie mu?ten noch eine

Nacht im Freien verbringen, da Evans nicht zu uberreden war, die Nachtfahrt zu wagen.

»Machen wir jetzt keine Kapriolen mehr, sonst verscherzen wir die letzte Moglichkeit, von hier wegzukommen.«

Am nachsten Tag gegen 17 Uhr war das Unternehmen glucklich beendet.

»Was macht Doniphan?« war die erste Frage.

»Es geht ihm besser. Die Lunge hat doch nichts abbekommen, er kann schon wieder voll durchatmen«, antwortete Kate strahlend.

»Wunderbar! Bis wir die Schaluppe fahrbereit haben, wird er wieder gesund sein!«

»Ja, es ist nur noch eine Frage der Zeit!«

Evans uberwachte die Ausbesserungsarbeiten, die schnell vorangingen. Es fehlte weder am notigen Material noch an den Werkzeugen. Die Fugen wurden mit dem alten, eingedickten Fichtensaft und dem darin eingeweichten Werg vollstandig abgedichtet.

»Die Bramstenge der Sloughi wird unser Gro?mast. Kate soll aus der Reserve- Brigantine der Jacht ein Focksegel nahen. Au?erdem sollten wir die Halfte der Schaluppe uberdachen, damit bei Regen oder Sturm die Kleinsten geschutzt sind.«

Die Vorschlage Evans wurden peinlich genau ausgefuhrt. Nach 30 Tagen war die Arbeit beendet. Moko sorgte fur ausreichenden Proviant, der wiedergenesene Doniphan verpackte den eventuell notwendig werdenden Schie?bedarf, Gordon verstaute das von der Sloughi herubergerettete Geld, Briant sorgte fur die Kleidungsstucke und die

Bibliothek, Wilcox fur die nautischen Instrumente, die jetzt besonders entscheidend werden konnten. Gordon lie? das Su?wasser in 10 kleine Fasser abfullen, er verstaute auch die Vorrate an Gin, Brandy und den auf der Insel Chairman hergestellten Likoren.

Am 3. Februar war die Schaluppe beladen. Die Abfahrt wurde auf den 5. festgelegt. Am Vorabend setzte Gordon die im Laufe der Zeit gefangenen Haustiere wieder in Freiheit. Am nachsten Morgen schifften sich die Kinder auf der Schaluppe ein, die Jolle wurde ins Schlepptau genommen. Evans sa? am Steuer, Briant und Moko hielten vorne die Schoten der Segel. Der Wind wehte gunstig, es ging sehr schnell voran. Auf der Hohe der Schlammlache mu?te Evans Anker werfen.

»Warten wir die nachste Ebbe ab!«

Dieser Stopp dauerte 6 Stunden. Die Reisenden benutzten die Zeit zum Fruhstucken. Vom Heck der Schaluppe aus gelang es Doniphan sogar, ein paar fette Tinamus zu erlegen.

»Nun schie?t er wieder, Gott sei Dank«, sagte Briant. Erst spat abends erreichten sie die Mundung des Rio in die Bai.

»Warten wir den anderen Tag ab«, entschied der uberaus vorsichtige Evans.

Die Nacht verlief ruhig. In der Sloughi-Bai herrschte tiefes Schweigen, das nur manchmal vom Krachzen der Felstauben und Mowen unterbrochen wurde.

Fruhmorgens lie? dann Evans alle 3 Segel setzen. Der Anker wurde gelichtet, die Schaluppe trieb ins offene Meer hinaus. Am nordlichen

Horizont versank der letzte Auslaufer des Auckland-hill.

30

 Die Fahrt durch die Kanale des Magellanischen Archipels verlief ohne Zwischenfall. Unter gunstigen Winden fuhr die Schaluppe am 11. Februar durch den Smyth-Sund, rechts erhob sich die St.-Anna- Spitze, links ragten jene Gletscher in die Hohe, die Briant vom Osten der Insel Hannover undeutlich wahrgenommen hatte. Am 12. erreichte man die Insel Tamar, deren Hafenbucht verlassen war. Evans schlug deshalb vor, Cap Tamar zu umschiffen und in sudwestlicher Richtung durch die Magellan-Stra?e zu fahren. Am Morgen des 13. rief Service:

»Eine Rauchwolke an Steuerbord!«

Evans nahm das Fernrohr zur Hand.

»Die Rauchsaule eines Dampfers!«

Briant kletterte sofort auf den Mast.

»Ein Schiff!!«

»Ladet die Gewehre durch! Machen wir uns bemerkbar!«

Es dauerte keine 10 Minuten, bis die Matrosen des nach Australien fahrenden 100-t-Dampfers Grafion die Schiffbruchigen der Schaluppe gesichtet und an Bord genommen hatten.

Evans erlauterte Kapitan Tom Long kurz die Situation; dieser erklarte sich sofort bereit, die Kinder nach Auckland zu bringen. Am 25. Februar war das Ziel erreicht. Die verloren geglaubten Kinder wurden von ihren Familien so herzlich und tranenreich begru?t, da? keine Prosa der Welt ausreicht, diese Zeremonie auch nur halbwegs getreu zu schildern. Der Sturm der Begeisterung war so heftig, die Wellen der Anteilnahme waren so hoch, da? die Kinder noch einmal zu ertrinken drohten.

Вы читаете Zwei Jahre Ferien
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату