welchem Fu?spuren deutlich erkennbar waren. Eine Tur am Ende
Hast du die Stiefel bei dir, Hastings? Gib sie mir bitte.« Er verglich sie sorgfaltig mit den Spuren.
»Ja, beide sind von derselben Person, von Robert Grant. Er kam auf diesem Wege herein, totete den alten Herrn und ging zur Kuche zuruck. Dabei trat er in die Blutlache, man sieht die Flecke, die er beim Hinausgehen hinterlie?. In der Kuche la?t sich nichts mehr feststellen, das halbe Dorf ist darin herumgelaufen. Dann ging er in sein Zimmer - nein, zuvor ging er nochmals zuruck zum Tatort -, vielleicht um die Jadefiguren zu holen? Oder hatte er etwas ubersehen, das ihn verraten mochte?«
»Vielleicht totete er den alten Herrn erst, als er beim zweiten Male das Zimmer betrat«, warf ich ein.
»Du beobachtest nicht scharf genug. Uber einer der nach drau?en gerichteten Fu?spuren zeichnet sich ganz deutlich eine ab, die nach innen geht. Ich mochte zu gerne wissen, warum er nochmals zuruckkam, vielleicht doch, um die Jadefiguren zu holen? Es ist alles so sinnlos und lacherlich.«
»Nun gut, dann sitzt er ziemlich hoffnungslos in der Falle.«
La? uns mal einen Blick in die Kammer werfen. Siehst du, da ist die Blutspur auf der Schwelle und ein schwacher blutbeschmierter Schuhabdruck. Robert Grant war der einzige, der sich zu der Zeit in der Nahe des Hauses befand - er mu? es gewesen sein,
»Wie denkst du uber die alte Frau?« fragte ich dazwischen. »Sie war allein im Haus, nachdem Grant gegangen war, um Milch zu holen. Sie konnte ihn getotet und dann das Zimmer verlassen haben. Ihre Schuhe hatten keine Spuren hinterlassen, denn sie war noch nicht drau?en gewesen.«
»Sehr gut, Hastings, ich wartete darauf, da? dir etwas dergleichen einfallen wurde. Ich hatte selbst auch schon daran gedacht, aber Betsy Andrews ist eine Frau aus dem Orte und uberall bekannt. Sie kann keine Verbindung mit den Gro?en Vier haben, und au?erdem war der alte Whalley ein ziemlich kraftiger Mann. Diese Tat ist die eines Mannes.«
»Ware es nicht denkbar, da? die Gro?en Vier in der Zimmerdecke irgendeine teuflische Vorrichtung angebracht hatten, etwas, das sich automatisch senkt, den Hals des alten Herrn durchschneidet und dann wieder nach oben verschwindet?«
»Wie die Jakobsleiter? Ich wei?, Hastings, du hast eine bluhende Phantasie; aber bitte, halte sie in Grenzen.« Ich gab mich geschlagen. Poirot setzte seine Untersuchungen fort, schnuffelte in allen Behaltern und Regalen mit einem ausgesprochen mi?mutigen Gesichtsausdruck herum. Plotzlich jedoch stie? er einen aufgeregten Laut aus, der an das Gejaul eines Jagdhundes erinnerte. Ich rannte zu ihm. Er stand mitten in der Speisekammer und schwang dramatisch eine Hammelkeule!
»Mein lieber Poirot«, rief ich, »was ist los mit dir, hast du plotzlich den Verstand verloren?«
»Sieh dir einmal diese Keule an, aber bitte ganz sorgfaltig!« Ich betrachtete das Fleisch so genau wie irgend moglich, konnte aber daran nichts Au?ergewohnliches feststellen. Es erschien mir wie eine ganz normale Hammelkeule, und ich brachte das unumwunden zum Ausdruck. Poirot warf mir einen vernichtenden Blick zu.
»Aber siehst du denn nicht das - und das - und das?« Er begleitete jeden Hinweis mit einem Hieb gegen das harmlose Stuck Fleisch, wobei kleine Eispartikel sich losten.
Poirot hatte mir gerade vorgeworfen, ich sollte meine Phantasie im Zaum halten, jetzt hatte ich jedoch das Gefuhl, da? er selbst die Grenzen uberschritt. War er wirklich der Meinung, diese Eiskristalle hatten irgendwelche tiefere Bedeutung? Ich konnte keine zufriedenstellende Erklarung fur sein merkwurdiges Verhalten finden.
»Es ist Gefrierfleisch«, bemerkte ich seelenruhig, »importiert aus Neuseeland, wenn du es nicht wissen solltest.« Er starrte mich eine Zeitlang an und stie? alsdann ein gezwungenes Lachen aus. »Wie harmlos doch mein Freund Hastings ist! Er wei? alles und sieht alles nur mit seinen Augen. Typisch fur meinen guten Hastings.«
Er warf die Hammelkeule in die Schussel zuruck, verlie? die Speisekammer und sah aus dem Fenster.
»Da kommt unser Freund, der Inspektor. Das ist mir recht, ich habe alles gefunden, wonach ich suchte.« Er trommelte gedankenverloren auf den Tisch, wie wenn er angestrengt uber etwas nachdachte. Dann fragte er plotzlich: »Was ist heute fur ein Tag?«
»Montag«, sagte ich ziemlich erstaunt. »Warum?«
»So, also Montag; ein schlechter Wochentag. Am Montag einen Mord zu begehen ist immer ein gro?er Fehler.« Er begab sich in das Wohnzimmer und klopfte an das Barometer, an welchem sich ein Thermometer befand. »Schonwetter und einundzwanzig Grad Celsius. Ein richtiger englischer Sommertag.«
Ingles untersuchte indessen immer noch verschiedene seltene Stucke chinesischen Porzellans.
»Sie haben wohl nicht allzu gro?es Interesse an meinen Untersuchungen, Monsieur?« fragte Poirot. Mr. Ingles lachelte leise vor sich hin.
»Sehen Sie, das ist nichts fur mich. Ich bin zwar Sachverstandiger auf verschiedenen Gebieten, aber dieses gehort nicht dazu. So halte ich mich denn im Hintergrund und stehe keinem im Wege. Ich habe das im Fernen Osten gelernt.« Der Inspektor kam au?er Atem an und entschuldigte sich, so lange fortgeblieben zu sein. Er bestand zwar darauf, uns noch weiteren Einblick in die Umstande zu vermitteln, doch machten wir uns schlie?lich auf den Weg. »Ich mu? Ihnen immer wieder sagen, Inspektor, da? ich Ihnen fur Ihre vielen Hinweise sehr verbunden bin«, sagte Poirot unterwegs. »Ich habe aber noch einen letzten Wunsch.«
»Sie wunschen sicherlich die Leiche zu sehen, Sir?«
»O nein, keinesfalls. Daran habe ich nicht das geringste Interesse, aber ich mochte gerne mit Grant sprechen.«
»Dann mussen Sie mit mir nach Moreton fahren, Sir.«
»Gut, das konnen wir machen. Aber ich mu? unter vier Augen mit ihm sprechen.«
Der Inspektor nagte an seiner Oberlippe. »Schauen Sie, Sir, ich bin nicht ganz sicher, ob ich zu solch einer Genehmigung berechtigt bin.«
»Dann kann ich Ihnen versichern, da? Sie die sofortige Genehmigung dazu erhalten werden, wenn Sie Scotland Yard anrufen.«
»Ich habe naturlich schon viel von Ihnen gehort, Sir, und ich wei? auch, da? Sie uns dann und wann unschatzbare Hilfe geleistet haben. Aber es steht nun einmal ganzlich im Gegensatz zu unseren Bestimmungen.«
»Trotzdem ist es notwendig«, drangte Poirot. »Es ist schon deshalb notwendig, weil - Grant gar nicht der Morder ist.«
»Was sagen Sie da? Wer ist denn der Morder?«
»Nach meiner Uberzeugung war der Morder ein Mann in mittleren Jahren. Er fuhr zum Bungalow in einem offenen leichten Wagen, betrat das Haus, beging den Mord, kam heraus und fuhr wieder fort. Er trug keine Kopfbedeckung, aber einen mit Blutspritzern bedeckten wei?en Mantel.«
»Aber dann hatte ihn doch die ganze Ortschaft gesehen!«
»Nicht unter den hier gegebenen Umstanden.«
»Wenn es dunkel gewesen ware, vielleicht nicht, das Verbrechen wurde aber am hellen Tag verubt.« Poirot lachelte nur. »Und wie kommen Sie auf den offenen Wagen, Sir? Es ist zwar eine ganze Anzahl von Fahrzeugen an dem Haus vorbeigefahren, aber keines, auf das Ihre Beschreibung passen wurde.«
»Es wurde zwar nicht mit den Augen wahrgenommen, aber in meiner Vorstellung, mein Lieber.«
Der Inspektor griff sich vielsagend an die Stirn und sah mich dabei lachelnd an. Ich war au?erst verwirrt, hatte jedoch volles Vertrauen zu Poirot. Weitere Diskussionen unterblieben, und wir fuhren gemeinsam mit dem Inspektor nach Moreton. Poirot und ich wurden zu Grant gefuhrt, jedoch mu?te ein Polizeibeamter bei unserer Unterredung zugegen sein. Poirot kam gleich zur Sache.
»Grant, ich bin uberzeugt von Ihrer Unschuld; erlautern Sie mir nochmals mit Ihren eigenen Worten, was tatsachlich geschehen ist.«
Der Gefangene war ein Mann mittlerer Statur, mit auffallend unangenehmen Gesichtszugen. Wenn jemand