kommen zu lassen.“

„Ich verstehe“, sagte O’Mara. „Nun ja, da? Roonardth uber viel Einflu? verfugt, ist mir nichts Neues, da? er ihn uber den Gaumen geltend macht, allerdings schon. Wie ich jedenfalls annehme, haben Sie die Wartezeit damit verbracht, sich mit der Anlage und Organisation des Hospitals vertraut zu machen, stimmt’s? Und wie jeder kleine Neuankommling sind Sie bestimmt eifrig darauf bedacht, so schnell wie moglich auf alle einen guten Eindruck zu machen, und haben in diesem Sinne bereits Plane geschmiedet, nicht wahr?“

Zuerst dachte Gurronsevas daran, den winzigen Terrestrier darauf hinzuweisen, da? man ihn als Tralthaner kaum als klein bezeichnen konnte, zumal er mehr als die funffache Korpermasse seines Gegenubers besa?. Doch dann kam er zu dem Schlu?, da? O’Mara diesen Begriff absichtlich gebraucht hatte, um zu versuchen, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und antwortete einfach mit Ja.

Einen Augenblick lang musterte ihn der Major schweigend, dann nickte er und entblo?te kurz die Zahne. „Schon, und was haben Sie in diesem Fall als nachstes vor?“

„Ich werde so bald wie moglich eine Versammlung samtlicher Lebensmitteltechniker des Hospitals und aller medizinischen Mitarbeiter einberufen, die im weitesten Sinne mit Ernahrungsfragen zu tun haben“, antwortete Gurronsevas, wobei er sich sichtlich bemuhte, seine Begeisterung zu zugeln. „Auf dieser Versammlung beabsichtige ich, mich allen vorzustellen, falls der ein oder andere von dem mir vorauseilenden Ruf noch nichts gehort haben sollte oder.“

O’Mara ermahnte ihn mit erhobener Hand zur Ruhe. „Sie wollen samtliche Lebensmitteltechniker einberufen?“ hakte er nach. „Auch die Chloratmer, die Lebensformen, die unter extremer Kalte leben, und andere Mitglieder ausgefallenerer Spezies?“

„Selbstverstandlich“, bestatigte Gurronsevas. „Aber an der Kost ausgefallenerer Lebensformen wurde ich keine gro?eren Veranderungen vornehmen.“ „Na, Gott sei Dank!“ seufzte O’Mara. „…ohne vorher eine sorgfaltige Untersuchung der moglichen Auswirkungen vorzunehmen und den medizinischen und technischen Rat derjenigen einzuholen, die uber eingehendere Erfahrungen mit den Ernahrungsgewohnheiten exotischerer Lebensformen verfugen als ich. Doch mit der Zeit habe ich vor, die momentanen Grenzen meiner kulinarischen Sachkenntnisse auszudehnen — so umfassend diese bereits sind—, um auch die Ernahrungsbedurfnisse von denjenigen Spezies einzubeziehen, die sich von den warmblutigen Sauerstoffatmern unterscheiden.

Schlie?lich bin ich ab sofort der Chefdiatist dieses Hospitals.“

O’Mara bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen, eine Geste, die, wie Gurronsevas erfahren hatte, eine wortlose Verneinung bedeutete. Voller Ungeduld fragte sich der Tralthaner, was dieser unangenehme Terrestrier dagegen einzuwenden hatte, da? er, Gurronsevas, auf der Stelle seinen Pflichten nachkommen wollte.

„Ich werde Ihnen genau sagen, was Sie sind und was Sie tun werden“, sagte O’Mara. „In Ihrem Fall besteht ein moglicherweise gefahrlicher Widerspruch. Als Neuling am Hospital, ohne vorherige technische oder medizinische Ausbildung, mu?ten Sie eigentlich als Auszubildender eingestuft werden. Statt dessen sind Sie als Leiter einer Abteilung hierhergekommen, deren vielschichtige Aufgaben Ihnen vollig unbekannt sind. Da? Sie sich Ihrer Unwissenheit bewu?t sind und im Gegensatz zu unseren anderen Auszubildenden uber umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit Vertretern anderer Spezies verfugen, sind zwei Punkte, die fur Sie sprechen. Trotzdem werden Sie sich bald Vertretern von physiologischen Klassifikationen gegenubersehen, auf die Sie sich einstellen mussen und die man normalerweise nicht in den ehrwurdigen Speiseraumen des Nobelhotels Cromingan-Shesk antrifft. Da Sie offensichtlich eine hohe Meinung von Ihrer eigenen Wichtigkeit und Bedeutung haben und ich — in seltenen Fallen — durchaus taktvoll sein kann, habe ich es vermieden, die Formulierungen „Das werden Sie tun“ und „Das mussen Sie tun“ zu gebrauchen, obwohl sie in diesem Fall angemessener waren. Nein, unterbrechen Sie mich nicht!

Erinnern Sie sich bei der Aufnahme Ihrer Tatigkeit bitte daran, da? Sie hier trotz des Einflusses, den Sie vielleicht bei den ranghohen Feinschmeckern des Monitorkorps haben, nur auf Probe arbeiten, und diese Zeit kann auf drei Arten verkurzt werden“, fuhr O’Mara unbeirrt fort. „Erstens stellen Sie vielleicht fest, da? Sie von der Arbeit hier uberfordert werden, und entschlie?en sich zu kundigen. Zweitens komme ich moglicherweise zu dem Schlu?, da? Sie die Arbeit hier uberfordert, und werfe Sie raus. Drittens — und dieser Punkt ist derart unwahrscheinlich, da? er in die Kategorie „Wunsch-traume-gehen-nur-selten-in-Erfullung“ fallt — zeigen Sie eine solch hohe Begabung, da? wir gezwungen sind, Sie auf Ihrem Posten zu bestatigen und Sie zu bitten, weiterhin fur uns tatig zu sein.

Machen Sie sich, bevor Sie irgend etwas tun oder planen, mit dem Hospital vertraut“, setzte O’Mara seine Ratschlage fort. „Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen, um sich einzugewohnen, solange es sich in Grenzen halt. Lassen Sie samtliche Anderungen, die sie moglicherweise an der Krankenkost vornehmen wollen, vorher von dem leitenden Diagnostiker der entsprechenden Abteilung auf mogliche schadliche medizinische Auswirkungen hin uberprufen. Sollten sich bei Ihnen selbst irgendwelche psychologischen Schwierigkeiten einstellen, werde ich naturlich versuchen, Ihnen zu helfen, vorausgesetzt, Sie konnen mich davon uberzeugen, da? Sie nicht imstande sind, diese Probleme allein zu losen. Falls Sie in der Eingewohnungsphase sonstige Schwierigkeiten oder Fragen haben, dann bitten Sie Lieutenant Timmins um Hilfe. Falls Sie es nicht schon bemerkt haben, werden Sie spatestens dann feststellen, da? er ein freundlicher und hilfsbereiter Mitarbeiter ist und zu den wenigen Leuten in diesem Krankenhaus zahlt, die — ganz im Gegensatz zu mir — in der Lage sind, Dummkopfe um sich herum zu ertragen.

Wenn ich mal mehr Zeit habe, werden wir die langweiligen verwaltungstechnischen Einzelheiten besprechen“, fuhr der Chefpsychologe fort. „Ihr Gehalt, der Anspruch auf bezahlten Urlaub, die erma?igten Beforderungskosten zu Ihrem Heimatplaneten oder ausgewahlten Ferienort und die kostenlose Bereitstellung von Schutzkleidung und Ausrustungsgegenstanden. Ob nun mit oder ohne Schutzkleidung, Sie sollten auf jeden Fall die Arm- oder Beinbinde eines Auszubildenden tragen, damit Sie.“

„Genug!“ schnitt ihm Gurronsevas mit lauter Stimme das Wort ab, wobei er sich gar nicht erst bemuhte, seine Emporung zu verbergen. „Ich verlange kein Gehalt. Durch die Ausubung meiner einzigartigen Begabungen habe ich bereits mehr Reichtum angehauft, als ich im Laufe meines restlichen Lebens auszugeben hoffen kann, egal, wie verschwenderisch ich noch werden sollte. Und ich erinnere Sie nochmals daran, da? ich ein in der ganzen Foderation beruhmter Spezialist bin und kein Auszubildender. Darum werde ich auch nicht das Abzeichen eines Auszubildenden tragen oder.“

„Ganz wie Sie wollen“, unterbrach ihn O’Mara gelassen. „Gibt es sonst noch etwas, das Sie mir sagen mochten? Nein? Dann werden Sie, wie ich annehme, noch etliche andere Dinge zu erledigen haben, deren Vorteil darin besteht, da? sie keine solche Verschwendung Ihrer und meiner Zeit darstellen.“

Demonstrativ warf der Chefpsychologe einen fluchtigen Blick auf seine Armbanduhr und tippte dann kurz auf ein Gerat, das auf dem Schreibtisch stand. Als der Kommunikator aufleuchtete, sagte er leise: „Braithwaite, lassen Sie jetzt bitte Chefarzt Cresk-Sar hereinkommen.“

Kochend vor Wut kehrte Gurronsevas ins Vorzimmer zuruck und unternahm dabei keinen Versuch, die Fu?e leise auf den Boden zu setzen. Der nidianische Chefarzt, der darauf wartete, mit O’Mara zu sprechen, wich ihm eiligst aus, wahrend die Blicke der Mitarbeiter unerschutterlich auf die Arbeitsbildschirme gerichtet blieben, obwohl die kleineren Gerate, die auf den Schreibtischen standen, bei jedem gerauschvollen Tritt des Tralthaners bebten. Erst als Gurronsevas den wartenden Timmins erreicht hatte, blieb er stehen.

„O’Mara ist jemand, der einen wirklich rasend machen kann“, grummelte er verargert. „Als Heiler von Geist und Seele leidet er an einem geradezu erschreckenden Mangel an Mitgefuhl oder Sensibilitat, und auch wenn ich nicht in seinem Beruf arbeite, wurde ich sagen, da? er mehr psychischen Kummer bereitet als heilt.“

Timmins schuttelte bedachtig den Kopf „Da liegen Sie vollig falsch, Sir“, widersprach er. „Der Major weist immer wieder sehr gerne darauf hin, seine Arbeit hier bestehe darin, die Leute auf den Boden der Tatsachen zuruckzuholen, und nicht, sie abheben zu lassen. Falls Sie die Bedeutung dieser typisch terrestrischen Redewendung nicht verstehen, werde ich Sie Ihnen spater erklaren. O’Mara ist ein sehr guter Psychologe, der beste, den sich ein psychisch angespanntes oder traumatisiertes Lebewesen uberhaupt nur wunschen kann, aber gegenuber Freunden und Kollegen, bei denen fur ihn von Berufs wegen kein Grund zur Besorgnis besteht, gibt er gerne das Bild eines durch und durch gehassigen und sarkastischen Charakters ab. Sollte er Ihnen jemals Mitgefuhl oder Anteilnahme entgegenbringen und Sie nicht wie einen Kollegen, sondern wie einen Patienten behandeln, dann erst stecken Sie in echten Schwierigkeiten.“

„Ich. ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe“, stammelte Gurronsevas.

„Im Grunde haben Sie sogar lobenswerte Zuruckhaltung bewiesen, Sir“, fuhr der Lieutenant mit einem

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