auf, das Gesicht vor Terror und Wahnsinn vollig verzerrt.

Der Governor lachelt, als er die Arena verlasst und durch einen der Tunnel verschwindet.

Das Getose der Zuschauer hallt in dem Gang wider, umhullt ihn, wahrend er durch die Finsternis eilt und bei dem Gedanken, dass eine der Wachen gebissen und vor den Augen der Menge selbst zum Zombie wird, vor sich hin kichert. Das ware Entertainment allererster Klasse.

Er kommt um eine Ecke und sieht einen seiner Manner, der neben einem verlassenen Essensstand steht und ein neues Magazin in seine AK-47 steckt. Der junge Mann, ein gro? gewachsener Bauernjunge aus Macon, tragt einen abgewetzten Daunenmantel und eine Mutze. Er blickt auf. »Hey, Gov … Wie lauft es denn da drau?en?«

»Nervenkitzel pur, Johnny. Nervenkitzel pur«, erwidert der Governor und blinzelt ihm im Vorbeigehen zu. »Ich schau mal nach Gabe und Bruce an den Ausgangen … Pass du drauf auf, dass die Zombies in der Arena bleiben. Wir wollen schlie?lich nicht, dass sie in den Tunneln verschwinden.«

»Wird gemacht, Boss.«

Der Governor geht weiter, verschwindet um die nachste Ecke und geht einen weiteren leeren Gang hinunter.

Der gedampfte Larm der Zuschauer hallt ihm noch immer nach, als er nach Osten zum Ausgang eilt. Er beginnt zu pfeifen, fuhlt sich wie auf Wolke neun, als er plotzlich verstummt und langsamer wird. Instinktiv holt er seine .38er hervor, die in seinem Gurtel steckt. Irgendetwas stimmt auf einmal nicht mehr.

Er halt mitten im Tunnel inne. Der ostliche Ausgang, er kann ihn gerade um die Ecke in sechs Metern Entfernung ausmachen, ist vollig unbewacht. Gabe ist weit und breit nicht zu sehen. Das au?ere Tor – es ist aus Holz gefertigt – ist geschlossen, und Lichtstreifen von einem Auto scheinen durch die Spalten zwischen den Brettern.

Dann erblickt er den Lauf eines M1-Maschinengewehres. Es kann sich nur um Gabes Waffe handeln, die auf dem Boden liegt.

»Schweinehund!«, schimpft der Governor, hebt seine Waffe und dreht sich um.

Die blauen Funken eines Elektroschockers erwischen ihn mitten im Gesicht, und der Schock lasst ihn ruckwartstaumeln.

Martinez verschwendet keine Zeit, halt den Taser in der einen Hand und einen mit Leder uberzogenen Schlagstock in der anderen. Als der funfzigtausend Volt starke Stromschlag den Governor gegen die Wand wirft, fliegt ihm die Waffe aus der Hand.

Martinez holt aus und trifft den Governor mit dem Schlagstock gegen die Schlafe. Der Aufprall hort sich wie eine tonlose Glocke an, die geschlagen wird. Der Governor krummt sich, schlagt wild um sich, gibt nicht so schnell auf. Vor ohnmachtiger Wut brullt er wie ein Stier. Die Venen an Hals und Schlafen schwellen an, als er blindlings in Martinez’ Richtung tritt.

Der Schwede und Broyles stehen links und rechts hinter Martinez und warten darauf, den Governor mit Panzerband und Seil zu fesseln. Martinez holt erneut aus, triff den Governor noch einmal am Kopf, und diesmal funktioniert es.

Der Governor erstarrt und sinkt zu Boden. Seine Augen rollen nach hinten. Der Schwede und Broyles nahern sich dem zuckenden, bebenden Korper, der zusammengekrummt auf dem Boden liegt.

Sie fesseln und knebeln ihn in weniger als einer Minute. Martinez pfeift kurz, und kurz darauf offnet sich das Tor.

»Ich zahle bis drei«, murmelt Martinez, steckt den Taser weg und verstaut den Schlagstock in seinem Gurtel. Dann schnappt er den gefesselten Governor an den Fesseln. »Eins … zwei … drei!«

Broyles greift unter die Achselhohlen, und der Schwede fuhrt sie durch das Tor hinaus in den kalten Wind, wo sie den gefesselten Mann zu einem wartenden Lieferwagen tragen.

Die Ladentur steht bereits offen, so dass sie den Governor schnurstracks auf die Ladeflache werfen konnen.

Innerhalb von Sekunden sind auch die Manner in dem fensterlosen Lieferwagen verschwunden und haben samtliche Turen geschlossen. Nach einem Klopfzeichen fahrt der Wagen ruckwarts weg vom Tor.

Nach wenigen Metern halt er an, der erste Gang wird eingelegt, und er schie?t davon.

Kurz darauf ist bereits nichts mehr von ihnen zu sehen, und lediglich eine sich in Luft auflosende Wolke von Abgasen bleibt als Hinweis auf das, was gerade geschehen ist.

»Aufwachen, du krankes Arschloch!« Lilly gibt dem Governor eine Ohrfeige, und seine Augen offnen sich langsam, wahrend der voll besetzte Lieferwagen aus der Stadt verschwindet.

Gabe und Bruce sind ebenfalls gefesselt und geknebelt und liegen weiter vorne. Der Schwede halt einen .45er Smith & Wesson auf die beiden gerichtet. Sie haben die Augen aufgerissen, wissen gar nicht, wie ihnen geschieht. Der Wagen ist mit Kartons voller militarischer Ausrustung beladen. Es ist alles dabei, von stahldurchschlagender Munition bis hin zu Brandbomben.

»Immer mit der Ruhe, Lilly«, warnt Martinez sie, der weiter vorne an der Wand zur Fahrerkabine hockt. Er halt ein Walkie-Talkie in seiner behandschuhten Hand. Das Gesicht ist vor Nervositat ganz verzerrt. Er kommt sich vor wie ein Ketzer, der gegen die Kirche aufbegehrt. Martinez dreht sich um, druckt auf den Knopf und sagt mit leiser Stimme: »Folgt einfach dem Jeep. Fahrt ohne Licht und sagt Bescheid, sobald ihr Zombies seht.«

Der Governor kommt langsam zu Bewusstsein, blinzelt, schaut sich um. Er zerrt an dem Seil, checkt, wie belastbar seine Fesseln sind.

»Jetzt hor mal gut zu, Blake«, erhebt Lilly das Wort und blickt hinunter zu dem Mann, der auf dem Wellblechboden liegt. »›Governor‹ … ›Prasident‹ … ›Konig‹ und all diese Schei?e … Wie auch immer du dich nennst. Glaubst du etwa, dass du ein gutmutiger Diktator bist?«

Die Augen des Governors schwirren ruhelos durch den Lieferwagen, wie ein gefangenes Tier, das darauf wartet, abgeschlachtet zu werden.

»Meine Freunde hatten nicht sterben mussen«, fahrt Lilly fort und baut sich uber dem Mann auf. Ihr steigen Tranen in die Augen, und sie hasst sich dafur. »Du hattest hier etwas Gro?es schaffen konnen … Einen Ort, an dem die Menschen friedlich und in Eintracht leben konnen … Und was hast du gemacht? Eine kranke Freak-Show hast du ins Leben gerufen!«

Weiter vorne druckt Martinez erneut auf den Sprechknopf: »Stevie, siehst du schon etwas?«

Man hort ein Rauschen und Knistern, ehe die Stimme des jungen Mannes ertont: »Negativ … Noch nichts … Halt!« Wieder Rauschen, dann Rascheln. Dann nicht ins Mikrofon gesprochen: »Was zum Teufel ist denn das?«

Martinez druckt auf den Knopf. »Stevie, bitte wiederholen. Wir haben hier nichts verstanden.«

Rauschen … Gefolgt von Knistern.

»Stevie? Horst du mich? Ich will nicht zu weit von der Stadt weg!«

Ab und zu kann man Stevie zwischen dem ganzen Rauschen und Knistern horen: »Stopp, Taggert! … Stopp! … Was zum Teufel! WAS ZUM TEUFEL …!«

Lilly wischt sich die Augen trocken und starrt dann erneut den Governor an. »Sex gegen Essen? Ehrlich? Wirklich? Ist das deine wunderbare neue Gesellschaftsordnung …«

»Lilly!«, ruft Martinez von vorne. »Hor auf damit! Wir haben ein Problem!« Er druckt erneut auf den Knopf. »Broyles, halt sofort an!«

Jetzt ist der Governor wieder bei vollem Bewusstsein. Er erwidert Lillys Blick, starrt sie mit einer stillen Wut an, die Locher in ihre Seele brennen musste, aber Lilly stort es kein bisschen. Sie merkt es nicht einmal.

»All das Kampfen, die Suizide und die Furcht, die jeden dumpf vor sich hin vegetieren lasst …?« Sie wurde ihn am liebsten anspucken. »Das ist deine Idee einer perfekten GESELLSCHAFT …?«

»Lilly! Verdammt noch mal!« Martinez dreht sich zu ihr um, schaut sie an. »Wurdest du bitte …«

Der Truck halt plotzlich ruckartig an, so dass Martinez gegen die Wand zur Fahrerkabine geworfen wird und Lilly uber den Governor hinweg gegen einen Stapel Munition fliegt. Die Kartons kommen ins Wanken und fallen zu Boden. Das Handsprechfunkgerat gleitet Martinez aus der Hand und endet neben einer auf dem Boden liegenden Tasche. Der Governor rollt sich von einer Seite zur anderen, bis das Panzerband uber seinem Mund sich lost.

Dann ertont Broyles Stimme inmitten von Rauschen: »Habe Sichtbestatigung eines Bei?ers!«

Martinez kriecht zum Handsprechfunkgerat, schnappt es sich und druckt auf den Knopf. »Was zum Teufel war denn das, Broyles? Warum hast du …«

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