eine Karte auf dem Armaturenbrett, findet aber nichts, was ihnen nutzlich sein konnte. Der Schlussel steckt im Zundschloss. Philip dreht ihn um. Aber es passiert nichts, au?er dass sich der Starter vergebens bemuht. »Ich will mich eigentlich nicht noch mal wiederholen, aber die Bude konnen wir abschreiben. Das Thema ist abgeschlossen. Aus, vorbei.«
»Aber warum? Warum konnen wir sie uns nicht einfach zuruckholen, Philly? Die Schlampe machen wir doch locker fertig. Zu dritt.«
»Nick, lass es gut sein«, ermahnt ihn Philip, und selbst Brian hinten im Bus hort den warnenden Tonfall, der in der Stimme seines Bruders mitschwingt.
»Ich verstehe es einfach nicht«, beschwert sich Nick leise. »Wie kann so etwas geschehen …«
»Bingo!« Endlich hat sich Philips Suche gelohnt. Ein hundertzwanzig Zentimeter langer Stahlstab, in etwa so breit und so schwer wie Bewehrungsstahl, hangt unterhalb des Fahrerfensters. Er hat einen Haken an einer Seite, sodass der Fahrer die Tur schlie?en kann, ohne aufstehen zu mussen. Jetzt, da ihn Philip in der Dammerung hin und her schwingt, scheint er eine formidable Waffe zu sein. »Das ist doch gar nicht so schlecht fur den Anfang«, murmelt er.
»Wie ist es passiert, Philly?«, hakt Nick erneut nach und kauert sich inmitten der Blitze auf den Boden.
»VERDAMMT NOCH MAL!«
Philip schlagt den Stahlstab mit voller Wucht auf das Armaturenbrett, und Plastikfetzen spruhen durch den vorderen Teil des Busses. Alle zucken zusammen. Dann schlagt er erneut zu und zerbricht das Funkgerat. Er holt zum dritten Mal aus und vergrabt den Stab mit voller Wucht im Tacho, wobei auch der Geldhalter zerbricht und Munzen durch die Gegend fliegen. Philip will nicht mehr aufhoren. Er drischt so lange auf das Armaturenbrett ein, bis er es zerstort hat.
Endlich, als die Adern in seinem Kopf schon zu platzen drohen und sein Gesicht vor Wut blutrot angelaufen ist, wendet er sich an Nick Parsons. »Wurdest du jetzt endlich deine verdammte Schnauze halten!«
Nick starrt ihn unglaubig an.
Im hinteren Teil des Busses hat sich Penny weggedreht, starrt still aus dem Fenster und folgt dem Regen, wie er in Rinnsalen die Fenster hinunterstromt. Ihr Gesicht ist versteinert, als ob sie ein verzwicktes mathematisches Problem ausarbeiten wurde, das fur ihr Alter viel zu kompliziert ist.
Vorne ist Nick noch immer vor Schock gelahmt. »He, Philly … Immer mit der Ruhe … Ich meine doch nur … Verstehst du? Sollte nichts bedeuten. Nur – ich habe mich da ganz wohl gefuhlt.«
Philip fahrt sich mit der Zunge uber die Lippen. Das Lodern in seinen Augen lasst nach. Er holt tief Luft und atmet langsam und schmerzvoll aus. Er legt den Stahlstab auf den Fahrersitz. »Hor zu … Tut mir leid … Ich verstehe ja, was du meinst. Aber so ist es besser. Ohne Strom wird das Haus sowieso bald wie ein riesiger Eisschrank sein – spatestens Mitte November.«
Nick starrt auf den Boden. »Ja … Vielleicht hast du recht.«
»Es ist besser so, Nicky.«
»Klar.«
Brian flustert Penny zu, dass er gleich wieder zuruckkommen wurde, und rutscht von seinem Sitz.
Gebuckt kriecht er den Gang entlang, sodass man ihn von drau?en nicht sehen kann, bis er bei Nick und seinem Bruder angelangt ist. »Also – wie sieht unser Plan aus, Philip?«
»Wir suchen uns einen Ort, an dem wir ein Feuer machen konnen. Das geht schlecht in diesen Wohnblocken.«
»Nick, wie viele von diesen Sicherheitszonen gibt es eigentlich?«, will Brian wissen.
»Genug, um von hier wegzukommen. Allerdings brauchen wir hier und da etwas Gluck.«
»Fruher oder spater benotigen wir auch ein Auto«, gibt Brian zu bedenken.
»Ach was«, knurrt Philip spottisch.
»Glaubst du, dass der Bus noch Super im Tank hat?«
»Wenn, dann Diesel.«
»Ist doch egal, was es ist. Wir haben sowieso nichts zum Absaugen.«
»Und nichts, womit wir den Sprit auffangen konnen«, erganzt Philip.
»Das Gleiche gilt fur den Transport«, fugt Nick hinzu.
»Das Ding da«, sagt Brian und deutet auf den Stahlstab auf dem Fahrersitz. »Ist das scharf genug, um ein Loch in den Tank zu bohren?«
»Den Tank des Busses?«, fragt Philip und uberlegt. »Konnte klappen. Aber wozu?«
Brian schluckt. Er hat eine Idee.
Sie schlupfen einer nach dem anderen aus der Tur in den Regen hinaus, der sich mittlerweile zu einem andauernden, kalten Nieseln abgeschwacht hat. Das Tageslicht ist nur durftig. Philip hat den Stahlstab in der Hand. Nick tragt die drei Miller-Light-Flaschen, die Brian unter den hinteren Sitzen gefunden hat, und Brian passt auf Penny auf. Egal, in welche Richtung sie blicken – uberall sind dunkle Gestalten zu sehen. Die nachste ist vielleicht einen Hauserblock von ihnen entfernt. Die Zeit lauft.
Alle paar Sekunden erhellt ein Blitz die gesamte Stadt und taucht sie in grelles Licht, sodass man die Untoten sehen kann, die von beiden Enden der Stra?e auf sie zukommen. Einige der Bei?er haben die Menschen bemerkt, die um den Bus gehuscht sind, und kommen jetzt mit wesentlich gezielteren Stolperschritten naher.
Philip wei?, wo sich der Tank im Bus befindet. Er ist schlie?lich nicht umsonst Lkw-Fahrer gewesen.
Er kniet sich neben den riesigen Vorderreifen und greift rasch unter die Karosse, um den Tank ausfindig zu machen. Der Regen tropft ihm uber das Kinn. Der Bus hat zwei separate Tanks mit jeweils dreihundert Litern.
»Beeil dich, Mann, die kommen!« Nick kniet hinter Philip, die Flaschen in der Hand.
Philip schlagt mit dem spitzen Ende des Stahlstabs gegen den unteren Teil des Tanks, jedoch ohne viel Erfolg. Seine Bemuhungen haben nicht mehr als eine kleine Beule hinterlassen. Er schreit wutend auf und holt weit aus, ehe er den Stab erneut mit aller Wucht gegen den Treibstoffbehalter rammt.
Diesmal durchbricht die Spitze den Tank, ein dunner Strahl gelber, schmieriger Flussigkeit schie?t hervor und spritzt auf Philips Arme und Hande. Rasch lehnt sich Nick nach vorn und fullt die erste der kleinen Bierflaschen.
Es donnert, gefolgt von Blitzen. Brian wagt einen Blick uber die Schulter und sieht ein ganzes Regiment wandelnder Leichen auf sie zukommen. Die grellen Blitze lassen sie noch naher erscheinen, vielleicht sind es nur noch zwanzig Meter. Er kann ihre Gesichter deutlich in dem Stroboskoplicht erkennen.
Eine von ihnen hat keinen Kiefer mehr, wahrend eine andere ihre Eingeweide aus einem Loch im Magen beim Gehen zu verlieren droht.
»Beeil dich, Nick! Schnell!« Brian halt ein zerfetztes Hemd in der einen und ein Feuerzeug in der anderen Hand. Er hupft nervos von einem Fu? auf den anderen, wahrend Penny neben ihm ihr Bestes tut, nicht die Nerven zu verlieren, indem sie die Hande zu Fausten ballt und auf der Unterlippe herumkaut. Aber sie behalt die heranstolpernde Masse genau im Auge.
»Hier die erste – los! LOS!« Nick reicht Brian eine Flasche mit Treibstoff.
Brian stopft einen Fetzen in die Offnung und dreht ihn rasch um, bis er sich vollgesogen hat. Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden, aber Brian spurt, wie ihm die Zeit davonrennt und sie Hunderte von Bei?ern umzingeln. Er versucht, den Molotowcocktail anzuzunden, aber das Feuerzeug will bei dem Wind nicht so recht angehen.
»Los, Junge … Los, los!« Philip wendet sich der immer naher kommenden Horde zu und hebt den Stahlstab. Hinter ihm versucht Brian verzweifelt, den Stofffetzen anzuzunden. Plotzlich hat er eine Flamme, und das dieselgetrankte Material beginnt zu brennen. Die Flammen zungeln an der Flasche entlang.
Brian wirft den Molotowcocktail in die erste Reihe der schlurfenden Untoten.
Die Flasche landet eineinhalb Meter vor den Zombies, explodiert in einem gelben Schein aus Feuer und prasselt unheilvoll in der Luft. Durch das unerwartete Licht und die Hitze stolpern die Leichen ruckwarts. Sie kommen sich in die Quere und fallen wie Dominosteine um. Eigentlich sieht es fast lustig aus, aber keiner von ihnen denkt auch nur an Lachen.
Philip schnappt sich die zweite gefullte Flasche und stopft einen Hemdfetzen hinein. »Her mit dem Feuerzeug!« Brian reicht es ihm. »Und jetzt nichts wie weg!«, befiehlt Philip, zundet den Molotowcocktail an und wirft ihn in die Armee der Bei?er, die sich ihnen von der anderen Seite nahert.
Diesmal landet die Flasche mitten unter ihnen und explodiert kurz darauf, sodass mindestens ein Dutzend von ihnen in Flammen aufgehen.
Brian will gar nicht hinschauen, als er sich Penny schnappt und wie ein Wahnsinniger hinter Nick in Richtung