Den Gästen ging zu Ehren die edle Markgräfin Mit ihnen zu den Tischen; die Tochter ließ sie drinn Bei den Mägdlein weilen, wo sie nach Sitte blieb: Dass sie die nicht mehr sahen, das war den Gästen nicht lieb. (1721) Als man getrunken hatte und gespeiset überall, Da führte man die Schönen wieder in den Saal. Anmutge Reden wurden nicht gescheut, Viel sprach deren Volker, ein Degen kühn und allbereit. (1722) Da sprach unverhohlen derselbe Fiedelmann: “Viel reicher Markgraf, Gott hat an euch getan Nach allen seinen Gnaden: Hat er euch doch gegeben Ein Weib, ein so recht schönes, dazu ein wonnigliches Leben. (1723) “Wenn ich ein König wäre,” sprach der Fiedelmann, “Und sollte Krone tragen, zum Weibe nähm ich dann Eure schöne Tochter: Die wünschte sich mein Mut: Sie ist minniglich zu schauen, dazu edel und gut.” (1724) * Da sprach der Markgraf: “Wie möchte das wohl sein, Dass je ein Fürst begehrte der leiben Tochter mein? Wir sind hier beide fremde, ich und auch mein Weib; Was hilft die große Schöne an der guten Jungfrau Leib?” (1725) Da versetzte Gernot, der edle Degen gut: “Und wählt ich eine Traute nach meines Herzens Mut, So wär ich solches Weibes von ganzer Seele froh.” Da antwortet' ihm Hagen mit adliger Sitte so: (1726) “Nun soll sich doch beweiben mein Herre Geiselher: Es ist so hohen Stammes die Markgräfin hehr, Dass wir ihr gerne dienten, ich und sein ganzes Lehn, Sollte sie unter Krone bei den Burgonden gehn.” (1727) Diese Rede däuchte Rüdigern gut, Und auch Gotelinden; wohl freute sich ihr Mut. Da schufen es die Helden, dass sie zum Weibe nahm Geiselher der edle; der König durft es ohne Scham. (1728) Soll ein Ding sich fügen, wer kann ihm widerstehn? Man ließ die Jungfraue hin zu Hofe gehn. Da schwur man ihm zu geben das wonnigliche Weib; Da gelobt' auch er zu minnen ihren minniglichen Leib. (1729) Man beschied der Jungfrau Burgen und auch Land. Da sicherte mit Eiden des edeln Königs Hand Und Gernot der Degen, es werde so getan. Da sprach der Markgraf: “Da ich des Landes nicht gewann, (1730) So will ich euch in Treuen immer bleiben hold. Ich gebe meiner Tochter an Silber und an Gold Was hundert Saumrosse nur immer mögen tragen, Dass es diesen Helden nach Ehren möge behagen.” (1731) Da wurden nach der Sitte in einen Kreis gestellt Die beiden Anverlobten. Mancher junge Held Mit fröhlichem Mute stand ihr da entgegen, Er gedachte in seinem Sinne wie noch die Jungen gerne Pflegen. (1732) Als nun begann zu fragen die minnigliche Maid Ob sie den Recken wolle, zum Teil war es ihr leid; Doch dachte sie zu nehmen den waidlichen Mann. Sie schämte sich der Frage, wie manche Maid hat getan. (1733) Ihr riet ihr Vater Rüdiger, dass sie spräche ja, Und dass sie gern ihn nähme: Wie schnell war er da Mit seinen weißen Händen, womit er sie umschloss, Gieselher der Junge! Wie wenig sie ihn doch genoss! (1734) Da sprach der Markgraf: “Ihr edeln Könge reich, Wenn ihr nun wiederkehret beim in euer Reich, Wie es doch bald geschiehet, so geb ich euch die Magd, Dass ihr sie mit euch führet.” Also ward es zugesagt. (1735) Der Schall, den man hörte, der musste nun vergehn. Man ließ die Jungfrauen zu ihren Kammern gehn, Und auch die Gäste schlafen und ruhn bis an den Tag. Da schuf man ihnen Speise; der Wirt sie gütlich verpflag. (1736) Nach dem Imbiss wollten sie von dannen fahren Zu der Heunen Lande: “Davor will ich euch wahren,”