Daher man bald die Knechte in der Herberg erschlug. (1784) Dankwart, Hagens Bruder, der war Marschall; Der König sein Gesinde ihm fleißig anbefahl, Dass er es wohl verpflege und ihm gebe genug: Der Held von Burgonden ihm geneigten Willen trug. (1785) Kriemhild die schöne mit dem Gesinde ging, Wo sie die Nibelungen mit falschem Mut empfing; Sie küsste Geiselheren und nahm ihn bei der Hand. Als Hagen das erschaute, den Helm er fester überband. (1786) “Nach so getanem Gruße,” sprach Hagen deswegen, “Mögen sich bedenken diese schnellen Degen: Man empfängt die Fürsten ungleich und der Fürsten Bann; Eine schlimme Reise haben wir zu dieser Hochzeit getan.” (1787) Sie sprach: “Seid willkommen dem der euch gern empfäht; Eurer Freundschaft willen kein Gruß an euch ergeht. Sagt, was ihr mir bringet von Wormes überrhein, Dass ihr mir so höchlich hier willkommen solltet sein?” (1788) “Was sind das für Mären,” sprach Hagen dagegen, “Dass euch Gaben sollten bringen diese Degen? Da ich so reich euch wusste und kannte eure Macht, Wie hätt ich meine Gabe zu den Heunen wohl gebracht?” (1789) “Nun frag ich um die Märe weiter bei euch an: Den Hort der Nibelungen, wohin ihr den getan? Der war ja doch mein eigen, das ist euch wohlbekannt: Den hättet ihr mir sollen bringen her in Etzels Land.” (1790) Meine Frau Kriemhilde, wahrlich schon mancher Tag war da, Den Hort der Nibelungen, seit ich den nicht sah, Den ließen meine Herren versenken in den Rhein: Da muss er auch in Wahrheit bis zum jüngsten Tage sein.” (1791) Da sprach die Königin wieder: “Ich hatt es wohl gedacht, Ihr habt mir noch wenig davon hieher gebracht, Wiewohl er war mein eigen und ich sein weiland pflag; Drum hab ich leide Stunden und manchen traurigen Tag.” (1792) “Ich bring euch den Teufel!”, sprach da Hagen, “Ich hab an meinem Schilde genug zu tragen, Und an meinem Harnisch; mein Helm, der ist so licht, Das Schwert in meinen Händen: Darum bring ich ihn euch nicht.” (1793) * “So wars auch nicht gemeinet, dass ich das Gold begehre: So viel hab ich zu geben, dass ich es leicht entbehre. Eines Mords und Doppelraubes, die man an mir genommen, Dafür möcht ich Arme zu lieber Vergeltung kommen.” (1794) Da sprach die Königstochter zu den Recken allzumal: “Man soll keine Waffen tragen in dem Saal; Vertraut sie mir, ihr Helden, zur Verwartung an.” “Wahrhaftig,” sprach da Hagen, “das wird nimmer getan.” (1795) “Ich begehre nicht der Ehre, Fürstentochter mild, Dass ihr zur Herberge traget meinen Schild Und ander Streitgeräte; ihr seid eine Königin: So lehrte mich mein Vater, dass ich selbst ihr Hüter bin.” (1796) “O weh dieses Leides!”, sprach da Kriemhild: “Warum will mein Bruder und Hagen seinen Schild Nicht bewahren lassen? Gewiss, sie sind gewarnt: Und wüsst ich wers gewesen, den hielte der Tod umgarnt.” (1797) Im Zorne gab ihr Antwort Dieterich sogleich: “Ich bin es, der gewarnt hat die edeln Fürsten reich, Und Hagen auch den kühnen in der Burgonden Bann: Nur zu, du Braut des Teufels, du tust darum mir kein Leid an.” (1798) Da schämte sich gewaltig die edle Königin; Sie fürchtete gar übel Dietrichens Heldensinn. Sie ging schnell von dannen, nichts mehr sprach sie da, Nur dass sie nach den Feinden mit geschwinden Blicken sah. (1799) Da nahmen bei den Händen zwei der Degen sich, Der eine war Hagen, der andre Dieterich. Da sprach wohlgezogen der Degen allbereit: “Eure Reise zu den Heunen, die ist in Wahrheit mir leid, (1800)