Das war der Königstochter im Herzen bitter leid, Die Helden gingen wieder: Wohl scheuten sie den Tod Von den zweien Degen; das tat ihnen wahrlich Not. (1848) “Nun haben wir gesehen,” sprach der Fiedelmann, “Dass wir hier Feinde finden wie uns ward kund getan. Nun lasst uns zu den Königen hin zu Hofe gehn, So darf unsre Herren mit Streit wohl niemand bestehn.” (1849) Wie man so manche Dinge aus Zagheit oft verlässt, Wo doch Freund beim Freunde mutig steht und fest! Und ist er wohl bei Sinnen, dass er nicht also tut, So nimmt die Ehre mancher vor Schaden weislich in Hut. (1850) “Wohlan, ich will euch folgen,” sprach Hagen dagegen. Da gingen hin die beiden, wo sie die zieren Degen Noch harrend des Empfanges auf dem Hofe sahn. Volker der kühne hub da laut zu rufen an. (1851) Er sprach zu seinen Herren: “Wie lange wollt ihr stehn Und euch drängen lassen? Ihr sollt zu Hofe gehn Und von dem König hören wie der gesonnen sei.” Da sah man sich gesellen die Helden kühn und tadelfrei. (1852) Dietrich von Berne nahm da an die Hand Gunther den reichen von Burgondenland: Irnfried nahm Gernoten, diesen kühnen Mann; Da ging mit Rüdigeren Geiselher zu Hof heran. (1853) Wie sich bei diesem Zuge paarte jeglicher, Volker und Hagen, die schieden sich nicht mehr Als noch in einem Kampfe bis an ihren Tod. Das brachte edeln Frauen Tränen noch und große Not. (1854) Da gingen mit den Königen an den Hof heran Ihres edeln Ingesindes kühne tausend Mann; Darüber sechzig Recken: Die waren mitgekommen; Die hatt aus seinem Lande der kühne Hagen genommen. (1855) Hawart und Iring, zwei Degen ausersehn, Die sah man bei den Königen gesellt nach Hofe gehn: Dankwart und Wolfhart, ein wackerlicher Degen, Die sah man großer Tugend vor den Übrigen pflegen. (1856) Als der Vogt vom Rheine in den Pallas ging, Herr Etzel der reiche das länger nicht verhing: Er sprang von seinem Sitze, als er ihm kommen sah. Ein Gruß, ein so recht schöner, nie mehr von Königen geschah. (1857) “Willkommen mir, Herr Gunther und Herr Gerenot Und euer Bruder Geiselher, die ich hieher entbot Mit Gruß und treuem Dienste von Wormes überrhein, Und all das Heergesinde, das soll mir willkommen sein. (1858) Lasst euch auch Willkommen, ihr beiden Recken, sagen, Volker der kühne und der Degen Hagen, Für mich und für die Königin hier in diesem Land; Sie hat euch manchen Boten hin zum Rheine gesandt.” (1859) Da sprach von Tronje Hagen: “Das haben wir vernommen: Wär ich mit meinen Herren zu den Heunen nicht gekommen, So wär ich euch zu Ehren geritten in das Land.” Da nahm der edle König die lieben Gäste bei der Hand. (1860) Er führte sie zum Sitze bin wo er selber saß. Da schenkte man den Gästen, fleißig tat man das, In weiten goldnen Schalen Met, Morass und Wein, Und hieß die fremden Degen höchlich willkommen sein. (1861) Da sprach der König Etzel: “Fürwahr ich muss gestehn, Mir konnt auf dieser Erde nicht Lieberes geschehn, Als durch euch, ihr Recken, dass ihr hierher gekommen. Damit ist auch der Königin ihre Hohe Trauer benommen. (1862) Mich nahm es immer Wunder, was ich euch wohl getan. Da ich der edeln Gäste so manche doch gewann, Dass ihr nie zu reiten geruhtet in mein Land; Nun ich euch gesehen, ist mirs zu Freuden gewandt.” (1863) Da versetzte Rüdiger, ein Ritter hochgemut: “Ihr sollt sie gern empfahen, ihre Treue, die ist gut. Wohl mögen hoher Ehren meiner Fraue Brüder pflegen: