“Und weh meiner Freunde, die mit uns kommen sind. Wie gut es meine Schwester mir auch hier erbot, Wir gewinnen, fürcht ich, alle von ihrem Hasse den Tod.” (1879) “Nun lasst eure Sorge,” sprach Hagen der Degen, “Ich will heunte selber der Schildwache pflegen Und will euch wohl behüten bis an den lichten Tag: Seid drum ohne Sorgen: Und mag es wenden, wer da mag.” (1880) Da neigten sich ihm alle und sagten ihm den Dank. Sie gingen zu den Betten. Da währt' es nicht lang Bis in Ruhe lagen die Helden wohlgetan. Hagen der Kühne sich rasch zu waffnen begann. (1881) Da sprach der Fiedelspieler, Volker der Degen: “Verschmäht ihr nicht, Hagen, so will ich mit euch pflegen Heunt der Schildwache bis an den lichten Tag.” Da dankte Volkern der Degen gütlich und sprach: (1882) “Nun lohn euch Gott vom Himmel, lieber Volker, Zu allen meinen Sorgen wünsch ich niemand mehr Als nur euch alleine, befahr ich irgend Not: Ich will es wohl vergelten, es verhüt es denn der Tod.” (1883) Da warfen sich die beiden in ihr licht Gewand. Da fasste jedweder den Schild an seine Hand: Sie gingen aus dem Hause vor die Türe stehn Und hüteten der Gäste; das ist mit Treue geschehn. (1884) Volker der Schnelle legte von der Hand Seinen Schild den guten an des Saales Wand: Dann wandt er sich zurücke, wo seine Fiedel war Und diente seinen Freunden: Das ziemt ihm trefflich fürwahr. (1885) Er saß auf einem Steine unter des Hauses Tor. So kühnen Fiedelspieler sah man nie zuvor: Als der Saiten Tönen ihm so süß erklang, Die stolzen Heimatlosen, die sagten des Volkern Dank. (1886) Da klangen seine Saiten, dass all das Haus erscholl. Seine Kraft uns sein Geschicke, die waren beide voll: Süßer immer süßer zu geigen er begann; So spielt' er in den Schlummer gar manchen sorgenden Mann. (1887) Da sie entschlafen waren und Volker das befand, Da nahm der Degen wieder den Schild an die Hand Und ging aus dem Hause vor die Türe stehn, Die Gäste zu bewahren vor denen in Kriemhildens Lehn. (1888) Nach dem ersten Schlafe, wenn es erst da geschah, Volker der kühne Helme glänzen sah Fernher durch das Dunkel: Die in Kriemhilds Bann Hätten an den Gästen gerne Schaden getan. (1889) * Bevor da Kriemhilde die Recken abgesandt, Sprach sie: “Wenn ihr sie findet, so seid um Gott ermahnt, Dass ihr niemand tötet als den einen Mann, Hagen den Ungetreuen: Die andern rühret nicht an.” (1890) Da sprach der Fiedelspieler: “Freund Hagen, höret mich, Wir tragen diese Sorge selbander ritterlich. Ich sehe Volk in Waffen vor dem Hause stehn: So viel ich mag erkennen, so wollen sie uns hier bestehn.” (1891) “So schweiget,” sprach da Hagen, “erwarten wir sie hier. Eh sie uns gewahren wird ihrer Helme Zier Zerschroten mit den Schwertern von unser beider Hand: Sie werden Kriemhilden übel wieder heimgesandt.” (1892) Der Heunenrecken einer das gar bald ersah, Die Türe sei behütet: Wie balde sprach er da: “Was wir im Sinne hatten kann nun nicht geschehn: Ich seh den Fiedelspieler vor dem Hause Schildwacht stehn. (1893) Der trägt auf dem Haupte einen Helm von lichtem Glanz. Der ist hart und lauter, stark dazu und ganz; Ihm glühn die Panzerringe wie das Feuer tut. Daneben steht auch Hagen: Die hüten wohl der Gäste gut.” (1894) Da wandten sie sich wieder. Als Volker das ersah, Zu seinem Heergesellen zornig sprach er da: “Nun lasst mich von dem Hause zu den Recken gehn: