Als sie der Markgraf zu sich kommen sah, Zu seinen lieben Gästen fröhlich sprach er da: “Willkommen mir ihr Herren und die in euerm Lehn: Hier in meinem Lande hab ich euch gerne gesehn.” (1705) Da dankten ihm die Recken in Treuen ohne Hass. Wie wohl er ihnen wolle, wohl bewies er das. Besonders grüßt' er Hagen, der war ihm längst bekannt; So tat er auch mit Volkern aus der Burgonden Land. (1706) Er empfing auch Dankwarten. Da sprach der kühne Degen: “Wollt ihr uns hier behalten, wer soll dann verpflegen Unser Ingesinde, das wir hergebracht? Da sprach der Markgraf: “Ich schaff euch gute Ruh bei Nacht (1707) * Und all dem Gesinde. Was ihr in das Land Mit euch hergeführet: Ross, Silber und Gewand, Dem geb ich solche Hüter, nichts geht davon verloren, Das euch zu Schaden brächte nur um einen halben Sporen. (1708) “Spannet auf, ihr Knechte, die Hütten in dem Feld; Was ihr hier verlieret, dafür leist ich Entgelt: Zieht die Zäume nieder und lasst die Rosse gehn.” Das war ihnen selten von einem Wirte noch geschehn. (1709) Des freuten sich die Gäste. Als das geschehen war Und die Herrn von dannen ritten, legte sich die Schar Der Knecht im Grase nieder: Gut ruhen war es da, Dass ihnen auf der Reise wohl nimmer sanfter geschah. (1710) Die edle Markgräfin mit ihrer Tochter schön War vor die Burg gegangen; da sah man bei ihr stehn Minnigliche Frauen und manche schöne Maid; Sie trugen viel der Spangen und manches herrliche Kleid. (1711) Das edle Gesteine glänzte fern hindann Aus ihrem reichen Staate: Sie waren wohlgetan. Da kamen auch die Gäste und sprangen auf den Sand: Hei! Was man edle Sitten an den Burgonden fand! (1712) Sechsunddreißig Mägdelein und viel andre Fraun, Die wohl nach Wunsche waren und wonnig anzuschaun, gingen ihnen entgegen mit manchem kühnen Mann: Da ward ein schönes Grüßen von edeln Frauen getan. (1713) Die Markgräfin küsste die Könge alle drei; So tat auch ihre Tochter. Hagen stand dabei. Den hieß ihr Vater küssen: Da blickte sie ihn an: Er däuchte sie so furchtbar, sie hätt es lieber nicht getan. (1714) Doch musste sie es leisten wie ihr der Wirt gebot: Gemischt ward ihre Farbe, bleich und wieder rot. Sie küsst' auch Dankwarten, darnach den Fiedelmann: Seiner Kühnheit willen ward ihm das Grüßen getan. (1715) Die junge Markgräfin nahm bei der Hand Geiselher den jungen von Burgondenland; So nahm auch ihre Mutter Gunthern den kühnen Mann. Da gingen mit den Helden die Frauen fröhlich hindann. (1716) Der Wirt ging mit Gernoten in einen weiten Saal, Die Ritter und die Frauen setzten sich zu Tal. Da ließ man gleich den Gästen schenken guten Wein: Besser mochten Helden nimmer wohl empfangen sein. (1717) Mit liebem Blick der Augen sah da mancher an Rüdigers Tochter, die war so wohlgetan. Wohl kos't in seinem Sinne sie mancher Ritter gut: Das mochte sie verdienen; sie trug gar hoch ihren Mut. (1718) Sie dachten was sie wollten; doch konnt es nicht geschehn. Man sah die guten Ritter hin und wieder spähn Nach Mägdelein und Frauen; deren saßen da genug. Dem Wirt geneigten Willen der edle Fiedeler trug. (1719) Da wurden sie geschieden wie Sitte war im Land: Zu andern Zimmern gingen Ritter und Fraun zur Hand. Man richtete die Tische in dem Saale weit Und war den fremden Gästen zu allen Diensten bereit. (1720)