Wann versuchten Helden in kühnerm Kampfe sich? Von einem starken Stoße fiel Hagen hinter sich Von der Mähre nieder durch Helfratens Hand; Der Burstriem war gebrochen; da ward ihm Streiten bekannt. (1658) Man vernahm auch beim Gesinde brechender Schäfte Schall: Da erholte sich auch Hagen wieder von dem Fall, Den er auf das Gras getan von des Gegners Stoß: Da erst ward sein Zürnen wider Gelfraten groß. (1659) Wer ihr Ross gehalten, das ist mir unbekannt. Gelfrat und Hagen waren auf den Sand Gekommen von der Mähre: Da liefen sie sich an. Ihre Gesellen halfen, dass man Streitens Kunde gewann. (1660) Wie bitterlich auch Hagen zu Gelfraten sprang, Ein gutes Teil des Schildes der edle Markgraf schwang Ihm zur Erde nieder; das Feuer stob daran. Da wäre schier erstorben König Gunthers Untertan. (1661) Er rief mit lauter Stimme Dankwarten an: “Hilf mir, lieber Bruder, ein schneller starker Mann Hat mich hier bestanden, der lässt mich nicht am Leben.” Da sprach der kühne Dankwart: “Dem will ich ein Ende geben.” (1662) Da sprang der Degen näher und schlug ihm einen Schlag Mit einer scharfen Waffe, davon er leblos lag Else wollte Rache nehmen für den Mann: Doch er und sein Gesinde mit Schaden schieden hindann. (1663) Sein Bruder war erschlagen, selber war er wund; Wohl achtzig seiner Degen wurden gleich zur Stund Des grimmen Todes Beute: Da musste wohl der Held Gunthers Leuten räumen mit schnellem Flüchten das Feld. (1664) Als die vom Bayerlande wichen aus dem Wege, Man hörte nachhallen die furchtbaren Schläge: Da jagten die von Tronje hinter den Feinden her. Die es nicht büßen wollten, die eilten alle gar zu sehr. (1665) Da sprach beim Nachsetzen Dankwart der Degen: “Kehren wir uns wieder zurück auf unsern Wegen, Und lassen wir sie reiten, sie sind von Blute nass. Wir eilen zu den Freunden, in Treuen rat ich euch das.” (1666) Als sie hinwieder kamen, wo der Schade war geschehn, Da sprach von Tronje Hagen: “Helden, lasst uns sehn, Wen wir hier vermissen, oder wer uns ging verlorn Hier in diesem Streite durch Degen Gelfratens Zorn.” (1667) Sie vermissten Viere; der Schade war zu tragen. Sie waren wohl vergolten; dagegen war erschlagen Deren vom Bayerlande hundert oder mehr: Denen von Tronje waren die Schilde trüb und blutesschwer. (1668) Ein wenig brach aus Wolken des hellen Mondes Licht: Da sprach wieder Hagen: “Hört, berichtet nicht Meinen lieben Herren was wir hier getan: Lasst bis zum Morgen ihnen keine Sorge nahn.” (1669) Als zu ihnen stießen die da kamen von dem Streit, Da klagte das Gesinde über Müdigkeit: “Wie lange sollen wir reiten,” fragte mancher Mann. Da sprach der kühne Dankwart: “Wir treffen keine Herberg an. (1670) Ihr müsset alle reiten bis an den hellen Tag.” Volker der schnelle, der des Gesindes pflag, Ließ den Marschall fragen: “Wo kehren wir heut ein? Wo rasten unsre Pferde und die lieben Herren mein?” (1671) Da sprach der kühne Dankwart: “Ich weiß es nicht zu sagen: Wir können uns nicht ruhen bis es beginnt zu tagen; Wo wir es dann finden, legen wir uns aufs Gras.” Als sie die Kunde hörten, wie leid war Etlichen das! (1672) Sie blieben unverraten vom heißen Blute rot, Bis dass die Sonne die lichten Strahlen bot Dem Morgen über Berge, wo es der König sah, Dass sie gestritten hatten: Sehr im Zorne sprach er da: (1673)