Dass sich der kühne Degen des Lebens nicht besann: Das hatte mit den Kräften der starke Geiselher getan. (2114) Als ihm aus dem Haupte das Schwirren jetzt entschwand, Das von dem starken Schlage der Degen erst empfand, Da gedacht er: “Ich lebe, und bin auch nirgend wund: Nun ist mir erst die Stärke des kühnen Geiselher kund!” (2115) Er hörte seine Feinde zu beiden Seiten stehn; Hätten sie's geahnet, ihm wäre mehr geschehn: Auch hatt er Geiselheren vernommen nahe bei: Er sann wie mit dem Leben von hinnen zu kommen sei. (2116) Wie hastig der Degen aus dem Blute sprang! Er mochte seiner Schnelle wohl sagen großen Dank. Da lief er aus dem Hause, wo er Hagen fand, Und schlug ihm schnelle Schläge mit seiner kraftreichen Hand. (2117) Da gedachte Hagen: “Du musst des Todes sein; Schützt dich nicht der Teufel, so kannst du nicht gedeihn.” Doch traf Iring Hagnen durch des Helmes Hut: Das tat der Held mit Maske; das war eine Waffe gut. (2118) Als der grimme Hagen die Wand an sich empfand, Ihm schwenkte sich gewaltig das Schwert in seiner Hand. Da musste vor ihm weichen der Held in Hawarts Bann; Hagen ihm die Stiege hinab zu folgen begann. (2119) Übers Haupt den Schildrand der kühne Iring schwang; Und wär dieselbe Stiege drei solcher Stiegen lang, Derweile ließ ihn Hagen nicht schlagen einen Schlag: Wie mancher rote Funke da auf seinem Helme lag! (2120) Wieder zu den seinen kam Iring gesund. Da wurde diese Märe bald Kriemhilden kund, Was er im Streit dem Hagen von Tronje angetan; Dafür die Königstochter ihm sehr zu danken begann: (2121) “Das lohne Gott dir, Iring, erlauchter Degen gut, Du hast mir wohl getröstet das Herz und auch den Mut: Nun seh ich blutgerötet Hagens Rüstgewand!” Kriemhilde nahm vor Freuden ihm selbst den Schild aus der Hand. (2122) “Ihr mögt ihm mäßig danken;” sprach Hagen dagegen, “Es nochmals zu versuchen ziemte wohl dem Degen, Und käm er dann zurücke, er wär ein kühner Mann. Die Wunde frommt euch wenig, die ich noch von ihm gewann. (2123) “Dass ihr von meiner Wunde mir seht den Harnisch rot, Das hat mich noch erbittert zu manches Mannes Tod; Nun bin ich erst erzürnet auf euch und manchen Mann: Mir hat der Degen Iring gar wenig Schaden getan.” (2124) Da stand dem Wind entgegen Iring von Dänenland; Er kühlte sich im Harnisch, den Helm er niederband. Da priesen ihn die Leute für streitbar und gut; Darüber trug der Markgraf nicht wenig hoch seinen Mut. (2125) Da sprach Iring wieder: “Nun, Freunde, sollt ihr gehn Und neue Waffen holen; ich will noch einmal sehn, Ob ich bezwingen möge den übermütgen Mann.” Sein Schild war verhauen, einen bessern er gewann. (2126) Gewaffnet ward der Recke bald in noch festre Wehr: Er griff in seinem Zorne nach einem starken Speer, Mit dem wollt er Hagnen zum andern Mal bestehn. Darob ergrimmt' ihm Hagen, der kühne Held ausersehn. (2127) Nicht erwarten wollt ihn Hagen der Degen: Mit Schüssen und mit Hieben lief er ihm entgegen Die Steige bis zu Ende; zornig war sein Mut: Da kam dem Degen Iring seine Stärke nicht zu gut. (2128) Die schlugen durch die Schilde, dass es zu lohn begann Mit feuerroten Winden. Der in Hawarts Bann Ward von Hagens Schwerte da gar übel wund: Durch Helm und Schildrand drang es, er ward nicht wieder gesund. (2129) Als der Degen Iring der Wunde ward gewahr, Deckt' er mit dem Schilde den Helm ganz und gar. Ihn deuchte voll der Schaden, den er von ihm gewann; Bald tat ihm aber größern der Degen noch in Gunthers Bann. (2130)
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