Da sprach zu dem Könige Gernot der Degen gut: “So soll euch Gott gebieten, dass ihr die Lieb uns tut: Erschlagt uns Heimatlose, und lasst uns zu euch gehn Hinunter ins Freie, gewiss, das würd euch löblich stehn. (2162) “Was uns geschehn könne, das lasst bald ergehn: Ihr habt so viel Gesunde, die dürfen uns bestehn Und geben uns vom Streite Müden leicht den Tod: Wie lange sollen wir Recken bleiben in so grimmer Not?” (2163) Von König Etzels Recken wär es fast geschehn, Dass sie die Helden ließen vor den Pallas gehn. Als das Kriemhild hörte, es war ihr grimmig leid; Da war den Heimatlosen mit Nichten Friede bereit. (2164) “Nicht doch, ziere Recken, worauf euch sinnt der Mut, Ich will euch treulich raten, dass ihr das nimmer tut, Dass ihr die Mordgiergen lasst vor den Saal; Sonst müssen eure Freunde vor ihnen sterben zumal. (2165) Und lebten nur alleine die Utens Söhne sind, Und kämen meine edeln Brüder an den Wind, Dass sie die Panzer kühlten, ihr alle wärt verloren: Es wurden kühnre Degen noch nie auf Erden geboren.” (2166) Da sprach der junge Geiselher: “Viel schöne Schwester mein, Wie mocht ich mich versehn, dass du mich überrhein Hieher geladen hättest zu so großer Not? Wodurch wohl verdient' ich hier bei den Heunen den Tod? (2167) Getreu war ich dir immer, tat Leid dir nimmermehr: Ich ritt auch in dem Wahne zu diesem Hofe her, Du wärest mir gewogen, viel liebe Schwester mein. Nun schenk uns deine Gnade: Es kann doch anders nicht sein.” (2168) “Ich schenk euch keine Gnade, Ungnad ich selbst gewann: Mir hat von Tronje Hagen so großes Leid getan Daheim, und hier zu lande erschlug er mir mein Kind: Sie sollens all entgelten, die mit euch hergekommen sind. (2169) Wollt ihr mir aber Hagen allein zum Geisel geben, So will ichs nicht versagen, dass ich euch lasse leben, Denn eure Schwester bin ich, der gleichen Mutter Kind: So red ich um die Sühne mit den Helden, die hier sind.” (2170) “Verhüt es Gott vom Himmel,” sprach da Gernot, “Und wären unser tausend, wir wollten alle tot Vor deinen Freunden liegen eh wir den einen Mann Dir als Geisel gäben: Das wird nimmer getan.” (2171) “Wir müssen doch ersterben,” sprach da Geiselher, “So soll uns niemand scheiden von ritterlicher Wehr. Wer gerne mit uns föchte, wir sind noch immer hie: Verriet ich meine Treue an einem Freunde doch nie.” (2172) Da sprach der kühne Dankwart: “Wie ziemte Schweigen mir? Es steht mein Bruder Hagen noch nicht alleine hier. Die uns Frieden weigern, mögens noch beklagen: Ihr sollt es inne werden: Das will ich wahrlich euch sagen.” (2173) Da sprach die Königstochter: “Ihr Helden allbereit, Nun geht der Stiege näher und rächet unser Leid, Das will ich euch vergelten wie ich billig soll: Den Übermut Hagens, den benehm ich ihm wohl. (2174) “Lässt keinen aus dem Hause der Degen allzumal. So lass ich an vier Enden zünden an den Saal: So wird noch wohl gerochen all mein Herzeleid.” König Etzels Recken sah man bald dazu bereit. (2175) Dir noch draußen standen trieb man in den Saal Mit Schlägen und mit Schüssen; da gab es lauten Schall Doch wollten sich nicht scheiden die Fürsten und ihr Heer: Sie ließen von der Treue zueinander nun nicht mehr. (2176) Den Saal in Brand zu stecken gebot da Etzels Weib. Da quälte man den Helden mit Feuersglut den Leib. Das Haus vom Wind ergriffen geriet in hohen Brand: Solcher Schrecken wurde wohl niemals Helden bekannt. (2177) Darinnen riefen viele: “O weh dieser Not!
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