Die konnten sie nicht finden in der Heunen Land:Da rächten sie ihr Sterben mit gar williger Hand. (2194)Noch früh am selben Morgen man ihnen Grüße botMit lautem Kriegsrufe: Wohl schuf das Helden Not.Zu ihnen aufgeschossen ward mancher starke Speer:Wie ritterlich sich wehrten diese Recken kühn und hehr! (2195)Dem Heergesinde Etzels war erregt der Mut,Dass sie verdienen wollten Frau Kriemhildens GutUnd alles willig leisten was der Fürst gebot:Da musste mancher balde von ihnen schauen den Tod. (2196)Man mochte von Verheißen und Gaben Wunder sagen.Sie ließ ihr Gold, das rote, auf Schilden vor sie tragen:Sie gab es jedem willig, der es wollt empfahn.Nie wurden wider Feinde so große Schätze vertan. (2197)Da traten in den Waffen viel Recken vor die Tür.Da sprach der kühne Volker: “Wir sind noch immer hier:So gerne sah ich Helden zum Streite nimmer kommenAls die das Gold des Königs und zu verderben genommen.” (2198)Was soll ich weiter sagen? Wohl zwölfhundert DegenVersuchtens hin und wieder mit starken Schwertesschlägen.Da kühlten mit den Wunden die Gäste wohl den Mut.Kein Friede war zu hoffen, drum sah man fließen das Blut (2199)Aus tiefen Todeswunden, deren wurden viel geschlagen.Nach seinen Freunden hörte man jeglichen klagen;Die Kühnen starben alle dem reichen König hehr:Da hatten liebe Freunde nach ihnen Leid und Beschwer. (2200)
37. Abenteuer
Wie Rüdiger erschlagen ward
Die Heimatlosen hatten am Morgen viel getan.Der Gemahl Gotlindens kam zu Hof heranUnd sah auf beiden Seiten des großen Leids Beschwer:Darüber weinte inniglich der vielgetreue Rüdiger. (2201)“O weh, dass ich das Leben,” sprach der Held, “gewann,Und diesem großen Jammer nun niemand wehren kann.So gern ich Frieden schüfe, der König gehts nicht ein,Da ihm das Unheil stärker, immer stärker bricht herein.” (2202) Zu Dietrichen sandte der gute Rüdiger,Ob sie's noch könnten wenden bei dem König hehr?Da entbot ihm der von Berne: “Wer möchte widerstehn?Es will der König Etzel keine Sühne mehr sehn.” (2203)Da sah ein Heunenrecke Rüdigern da stehnMit weinenden Augen, wie er ihn oft gesehn.Er sprach zu der Königin: “Nun seht doch, wie er steht,Den der König Etzel vor allen andern hat erhöht, (2204)“Und dem doch alles dienet, die Leute wie das Land.Wie sind so viel der Burgen an Rüdiger gewandt,Deren er so manche von dem König haben mag!Er schlug in diesem Sturme noch keinen löblichen Schlag. (2205)“Mich dünkt, ihn kümmert wenig was uns hier geschieht,Wenn er nach seinem Willen bei sich die Fülle sieht.Man rühmt, er wäre kühner als jemand möge sein:Das hat uns schlecht bewiesen in dieser Not der Augenschein.” (2206)Mit traurigem Mute der vielgetreue Mann,Als er die Rede hörte, sah er den Heunen an.Er dachte: “Des entgiltst du; du sagst ich sei verzagt:Da hast du deine Märe zu laut bei Hofe gesagt.” (2207)Er zwang die Faust zusammen, da lief er ihn an,Und schlug mit solchen Kräften den heunischen Mann,Dass er ihm vor die Füße niederstürzte tot.Da war nur gemehrt noch dem König Etzel die Not. (2208)“Fahr hin, verzagter Bösewicht,” sprach da Rüdiger,