Vor seinen starken Kräften die Leute bangten überall. (2083) Da stand vor dem Hause manch tausend Mann. Volker und Hagen huben zu reden an Mit Etzeln dem König in hohem Übermut; Das schuf bald große Sorge diesen Helden kühn und gut. (2084) “Wohl wär es,” sprach da Hagen, “Des Volkes Trost im Leib, Wenn die Herren föchten voran in Sturm und Streit, Wie von meinen Herren hier ein jeder tut: Die hauen durch die Helme, dass von den Schwertern fließt das Blut.” (2085) So kühn war Herr Etzel, er fasste seinen Schild: “Nun hütet eures Lebens,” sprach da Kriemhild, “Und bietet Gold den Recken auf der Schilde Rand, Denn erreicht euch Hagen, ihr habt den Tod an der Hand.” (2086) So kühn war der König, er wollt in den Streit, Wozu so reiche Fürsten nun selten sind bereit. Man musste bei den Riemen des Schildes ihn halten an. Hagen der grimme ihn mehr zu höhnen begann: (2087) “Eine ferne Sippschaft war es,” sprach Hagen gleich zur Hand “Die Etzeln und Siegfried zusammen einst verband; Er minnte Kriemhilden eh sie gesehen dich: Böser König Etzel, was rätst du denn wider mich?” (2088) Diese Rede hörte die edle Königin. Darüber ward unmutig Kriemhild in ihrem Sinn, Dass er sie schelten durfte vor König Etzels Bann: Wider die Gäste hub sie aufs neu zu werben an. (2089) Sie sprach: “Wer den Hagen von Tronje mir erschlägt Und mir sein Haupt als Gabe her zur Stelle trägt, Mit rotem Golde füll ich ihm Etzels Schildesrand, Auch geb ich ihm zum Lohne viel gute Burgen und Land.” (2090) “Ich weiß nicht was sie zaudern,” sprach der Fiedelmann, “Niemals haben Helden so verzagt getan, Wenn man bieten hörte so hohen Ehrensold. Wohl sollt ihnen Etzel nimmer wieder werden hold. (2091) “Die hier mit Schimpf und Schanden essen des Königs Brot, Und ihn nun verlassen in der größten Not, Deren seh ich manchen so recht verzagt da stehn, Und tun doch so verwogen; sie können nie der Schmach entgehn.” (2092) * Der reiche Etzel hatte Jammer und Not: Er beklagte seiner Mannen und Freude bittern Tod; Von manchen Landen standen ihm Recken viel zur Seit, Die weinten mit dem Könige sein gewaltiges Leid. (2093) * Da gedachten wohl die Besten: “Wahr ist was Volker sagt.” Von niemand doch von allen ward es so schwer beklagt, Als von Markgraf Iring, dem Herrn aus Dänenland; Was sich nach kurzer Weile wohl nach der Wahrheit befand. (2094)

35. Abenteuer

Wie Iring erschlagen ward

Da rief der Markgraf Iring aus der Dänen Land: “Ich habe nun auf Ehre meine Sinne lang gewandt, Auch ist von mir das Beste wohl oft im Sturm geschehn; Bringt mir meine Waffen: So will ich Hagen bestehn.” (2095) “Das muss ich widerraten,” hub da Hagen an, “Sonst müssen vor mir weichen die in Etzels Bann: Springen eurer zweie oder drei in den Saal, Die send ich wohl verhauen die Stiege wieder zu Tal.” (2096) “Ich wills darum nicht lassen,” rief Iring wieder hin: “Ich versuchte wohl schon früher was gleiche Wagnis schein. Wohl will ich mit dem Schwerte allein zu dir hinan: Was hilft dir das Brüsten, das du mit Reden hast getan?” (2097)
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