Drum hob sich an der Pforte ein ungestümer Drang Und von Schwerthieben auf Helmen lauter Klang. Da kam der kühne Dankwart in eine große Not: Sein Bruder trug da Sorge, wie ihm die Treue gebot. (2037) Da rief mit lauter Stimme Hagen Volkern an; “Seht ihr dort, Geselle, vor manchem Heunenmann Meinen Bruder stehen unter starken Schlägen? Freund! Schützet mir den Bruder, wir verlieren sonst den Degen.” (2038) Der Spielmann gab zur Antwort: “Wohl, es soll geschehn.” Da begann er fiedelstreichend durch den Saal zu gehn: Ein hartes Schwert nicht selten an seiner Hand erklang. Vom Rhein die Recken sagten dafür ihm größlichen Dank. (2039) Volker der kühne zu Dankwarten sprach: “Ihr habt erlitten heute großes Ungemach! Mich hat euer Bruder, ich soll euch helfen gehn: Wollt ihr nun draußen bleiben, so will ich innerhalben stehn.” (2040) Dankwart der schnelle stand außerhalb der Tür: So wehrt' er von der Stiege wer immer trat dafür. Man hörte Waffen hallen den Helden an der Hand: So tat auch innerhalben Volker von Burgondenland. (2041) Der kühne Spielmann rief ihm über die Menge zu: “Der Saal ist wohl verschlossen, Freund Hagen, seid in Ruh: Es ist so gut verschränket König Etzels Tür Von zweier Helden Händen, die gehn wohl tausend Riegeln für.” (2042) Als von Tronje Hagen die Türe sah in Hut, Den Schild warf auf den Rücken der erlauchte Degen gut; Nun begann er erst zu rächen was ihm war geschehn. Da durften seine Feinde sich des Lebens nicht versehn. (2043) Als der Vogt von Berne das Wunder recht ersah, Wie Hagen der Starke zerbrach die Helme da, Der Amelungen König sprang auf eine Bank; Er sprach: “Hier schenket Hagen den allersauersten Trank.” (2044) Der Wirt war sehr in Sorgen, wie ihn zwang die Not; Was schlug man lieber Freunde vor seinen Augen tot! Er selbst war kaum geborgen vor seiner Feinde Schar: Er saß in großen Ängsten: Was half ihm, dass er König war? (2045) Kriemhilde die reiche rief Dietrichen zu: “Hilf mir von der Stell, edler Ritter du, Bei aller Fürsten Tugend aus Amelungenland; Denn erreicht mich Hagen, hab ich den Tod an der Hand.” (2046) “Wie soll ich euch helfen,” sprach Herr Dieterich, “Edle Königstochter? Ich sorge selbst um mich. Es sind so sehr erzürnet die in Gunthers Bann, Dass ich in dieser Stunde niemand wohl befrieden kann.” (2047) “Nicht also, Herr Dietrich, edler Ritter gut: Lass einmal heut erscheinen deinen tugendreichen Mut: Bringe mich von hinnen, oder ich bleibe tot. Hilf mir und dem König aus dieser angstvollen Not.” (2048) “Ich will es versuchen ob euch zu helfen ist; Doch sah ich wahrlich nimmer in langer Tage Frist So bitterlich erzürnet manchen Ritter gut: Ich sehe durch die Helme von Schwestern springen das Blut.” (2049) Mit Kraft begann zu rufen der Ritter auserkorn, Dass seine Stimme hallte wie ein Büffelhorn Und dass die weite Veste schütterte von dem Stoß. Dietrichens Stärke, die war über Maßen groß. (2050) Da hörte König Gunther rufen diesen Mann In dem harten Sturme: Zu lauschen hub er an. Er sprach: “Dietrichs Stimme ist in mein Ohr gekommen: Ihm haben unsre Degen hier wohl jemand benommen. (2051) “Ich seh ihn auf dem Tische winken mit der Hand. Ihr Männer und Freunde von Burgondenland,