Volker der Kühne, hei! Was er Helme zerbrach! (2068)Sich wandte zu dem Schalle Gunther der König hehr:“Hört ihr die Töne, Hagen, die dort VolkerMit den Heunen fiedelt, wenn wer zur Türe trat?Es ist ein roter Anstrich, den er am Fiedelbogen hat.” (2069)“Es reut mich ohne Maßen,” sprach Hagen dagegen,“Dass ich je mich scheiden musste von dem Degen:Ich war sein Geselle, er der Geselle mein,Und kommen wir von hinnen, wir wollens noch in Treue sein. (2070)“Nun schaut, hehrer König, der Volker ist dir hold:Wie fleißig er verdienet dein Silber und dein Gold!Sein Fiedelbogen schneidet durch den harten Stahl,Er wirft von den Helmen die lichten Zierden zu Tal. (2071)“Ich sah nie einen Fiedler so stolz und herrlich stehnAls diesen Tag von Volker dem Degen ist geschehn.Seine Weisen hallen durch Helm und Schildesrand:Gute Rosse soll er reiten und tragen herrlich Gewand.” (2072)So viel der Heunendegen auch waren in dem Saal,Nicht einer blieb am Leben von ihnen allzumal.Da war der Schall beschwichtigt, als niemand bleib zum Streit:Die kühnen Recken legten da ihre Schwerter beiseit. (2073)
34. Abenteuer
Wie sie die Toten aus dem Saale warfen
Da setzten sich die Herren aus Müdigkeit zu Tal.Volker und Hagen die gingen vor den SaalÜber den Schild sich lehnend in ihrem Übermut:Da pflagen launger Reden diese beiden Helden gut. (2074)Da sprach von Burgonden Geiselher der Degen:“Noch dürft ihr lieben Freunde nicht der Ruhe pflegen;Ihr sollt erst die Leichen aus dem Hause tragen:Wir werden noch bestanden, das will ich wahrlich euch sagen. (2075)“Sie sollen untern Füßen uns hier nicht länger liegen.Bevor im Sturm die Heunen mögen uns besiegen,Wir haun noch manche Wunde, die mir gar sanfte tut:Des hab ich,” sprach da Geiselher, “einen willigen Mut.” (2076)“O wohl wir solches Herren,” sprach Hagen dagegen,“Der Rat geziemte niemand als einem solchen Degen,Wie unsern jungen Herren wir diesen Tag gesehn:Ihr Burgonden möget alle drob in Freuden stehn.” (2077)Da folgten sie dem Rate und trugen vor die TürSiebentausend Tote, die warfen sie dafür;Vor des Saales Stiege fielen sie zu Tal:Da erhoben ihre Freunde mit Jammern kläglichen Schall. (2078)Darunter war noch mancher nur so mäßig wund,Käm ihm gute Pflege, er würde noch gesund;Doch von dem hohen Falle fand er nun den Tod:Das klagten ihre Freunde: Es zwang sie wahrhafte Not. (2079)Da sprach der Fiedelspieler, Volker gar unverzagt:“Nun sah ich doch, man hat mir die Wahrheit gesagt:Die Heunen sind feige, sie klagen wie ein Weib,Statt dass sie pflegen sollten der Schwerverwundeten Leib.” (2080)Da mocht ein Markgraf wähnen, er mein es ernst und gut:Der Verwandten einen sah er gefallen in das Blut;Er dacht ihn wegzutragen und wollt ihn schon umfahn:Den schoss ob ihm zu Tode dieser kühne Fiedelmann. (2081)Eine große Flucht erhob sich, als das die andern sahnSie begannen all zu fluchen demselben Fiedelmann.Einen Spieß vom Boden nahm er, der war scharf und hart,Der von einem Heunen zu ihm herauf geschossen ward. (2082)Den schoss er durch die Veste von sich kräftiglichÜber ihre Häupter. Das Volk Etzels wichErschreckt von seinem Wurfe weiter von dem Saal;