Haltet ein mit Streiten: Lasst hören erst und sehn, Was von meinen Mannen hier dem Degen sei geschehn. (2052) Als so der König Gunther bat und auch gebot, Da senkten sie die Schwerter in des Streites Not. Das war Gewalt bewiesen, dass niemand da mehr schlug. Er fragte den von Berne um die Märe schnell genug. (2053) Er sprach: “Viel edler Dietrich, was ist euch hier geschehn Von meinen Freunden? Ihr sollt mich willig sehn: Zur Sühn und zur Buße bin ich euch gern bereit. Was euch jemand täte, das war mir inniglich leid.” (2054) Da sprach der Degen Dietrich: “Mir ist nichts geschehn; Lasst mich mit euerm Frieden aus dem Hause gehn Von diesem schweren Streite mit dem Gesinde mein: Dafür will ich euch wahrlich immer dienstbeflissen sein.” (2055) “Was müsst ihr also flehen?”, sprach da Wolfhart, Es hält der Fiedelspieler die Tür nicht so verwahrt: Wir öffnen sie so mächtig, dass man ins Freie kann.” “Schweige,” sprach Herr Dietrich, “du hast den Teufel getan.” (2056) Da sprach König Gunther: “Den Urlaub geb ich gleich: Führet aus dem Hause so viel ihr wollt mit euch, Ohne meine Feinde: Die sollen hier bestehn. Durch sie ist mir viel Leides hier bei den Heunen geschehn.” (2057) Als das der Berner hörte, mit einem Arm umschloss Er die edle Königin, ihre Angst war groß; Da führt' er an dem andern Etzeln aus dem Haus. Auch folgten Dietrichen vieler stolzer Degen hinaus. (2058) Da sprach der Markgraf, der edle Rüdiger: “Soll aber aus dem Hause noch kommen jemand mehr, Der euch gerne dienet, wohlan, so macht mirs kund: So walte steter Frieden in getreuer Freunde Bund.” (2059) Zur Antwort gab ihm Geiselher von Burgondenland: “Einigkeit und Friede sei euch von uns bekannt; Ihr haltet stete Treue und die in euerm Lehn: Ihr sollt mit euern Freunden ohne Furcht von hinnen gehn.” (2060) Als Rüdiger der Degen räumte Etzels Saal, Fünfhundert oder drüber, die folgten ihm zumal. Das ward aus großer Treue von den Herren getan; Wodurch der König Gunther bald großen Schaden gewann. (2061) Da sah ein Heunenrecke König Etzeln gehn Neben Dietrichen: Des wollt er Frommen sehn. Dem gab der Fiedelspieler einen solchen Schlag, Dass gleich vor Etzels Füßen ihm das Haupt am Boden lag. (2062) Als der Wirt des Landes kam vor des Hauses Tor, Da wandt er sich und blickte zu Volkern empor. “O weh mir dieser Gäste! Das ist grimme Not: Dass alle meine Recken vor ihnen finden den Tod! (2063) “Weh dieses Hofgelages!”, sprach der König hehr; “Da drinnen ficht einer, der heißet Volker, Gleich einem wilden Eber und ist ein Fiedelmann: Ich dank es meinem Heile, dass ich dem Teufel entrann. (2064) “Seine Weisen lauten übel, seine Striche sind rot; Wohl schlagen seine Töne mir manchen Helden tot. Ich weiß nicht was uns vorwirft derselbe Fiedelmann, Dass ich in meinem Leben so leiden Gast nicht gewann.” (2065) * Zu den Herbergen gingen die beiden Recken hehr, Dietrich von Berne und Markgraf Rüdiger. Sie wollten gerne beide des Streits entledigt sein, Und geboten ihren Degen, dass sie den Zwist sollten scheun. (2066) * Und hätten die Burgonden des Leides sich versehn, Das ihnen von den beiden noch sollte geschehn, Sie wären aus dem Hause so leicht nicht gekommen, Eh sie eine Strafe von den Kühnen hätten genommen. (2067) Sie hatten die sie wollten entlassen aus dem Saal; Da hob sich innerhalben ein fürchterlicher Schall. Die Gäste rächten bitter ihr Leid und ihr Schmach;