Einen Wurfspieß Hagen vor seinen Füßen sah; Auf Iring den Dänen schoss der Degen da, Dass ihm die Stange aus dem Haupte stand: Der Recken Hagen hatt ihm ein grimmes Ende gesandt. (2131) Iring musste wieder zu den Dänen fliehn. Eh man dem Degen konnte den Helm vom Haupte ziehn Und ihn vom Speer befreien, erschien ihm schon der Tod. Da weinten seine Freunde, es zwang sie wahrhafte Not. (2132) Da kam die Königstochter auch zu ihm heran: Iring den starken hub sie zu klagen an; Sie beweinte seine Wunden, es war ihr grimmig leid. Da sprach vor seinen Freunden dieser Recke kühn im Streit: (2133) “Lasst die Klage bleiben, viel hehre Königin. Was hilft eurer Weinen? Mein Leben muss dahin Schwinden aus den Wunden, die an mir offen stehn: Der Tod will mich nicht länger euch und Etzeln dienen sehn.” (2134) Zu Thüringern und Dänen sprach er hingewandt: “Die Gaben, so die Königin euch beut, soll eure Hand Nicht zu erwerben trachten, ihr lichtes Gold so rot: Und besteht ihr Hagen, so müsst ihr schauen den Tod.” (2135) Seine Farbe war erblichen, des Todes Zeichen trug Iring der kühne; ihnen war es leid genug. Er konnte nicht gefunden der Held in Hawarts Lehn: Da musst es an ein Streiten von den Dänenhelden gehn. (2136) Irnfried und Hawart sprangen vor den Saal Wohl mit tausend Helden: einen ungestümen Schall Vernahm man allenthalben, kräftig und groß. Hei! Was man scharfer Speere auf zu den Burgonden schoss! (2137) Irnfried der Kühne lief den Spielmann an, Daher er großen Schaden von seiner Hand gewann: Der edle Fiedelspieler den Landgrafen schlug Durch den Helm den festen: Wohl war er grimmig genug. (2138) Da schlug dem kühnen Spielmann Irnfried einen Schlag, Dass er des Panzers Ringe dem Helden zerbrach, Und sich sein Harnisch färbte von Funken feuerrot: Dennoch fiel der Landgraf von dem Spielmann in den Tod. (2139) Zusammen waren Hagen und Hawart gekommen. Da mochte Wunder schauen wer es wahrgenommen. Die Schwerter fielen kräftig den Helden an der Hand: Da musste Hawart sterben vor dem aus Burgondenland. (2140) Die Thüringer und Dänen sahn ihres Herren Tod: Da hob sich vor dem Hause eine furchtbare Not; Eh sie die Tür gewannen mit kraftreicher Hand, Da ward noch verhauen mancher Helm und Schildesrand. (2141) “Weichet,” sprach da Volker, “lasst sie zum Saale gehn; Was sie im Sinne haben kann dennoch nicht geschehn. Sie müssen all ersterben hier in kurzer Zeit: Sie ernten mit dem Tode was ihnen Kriemhilde beut.” (2142) Als die Übermütigen drangen in den Saal, Da wurde manchem Helden das Haupt geneigt zu Tal, Dass er ersterben musste von ihren starken Schlägen. Wohl stritt der kühne Gernot, so tat auch Geiselher der Degen. (2143) Tausend und Viere, die kamen in das Haus: Da hörte man erklingen den hellen Schwertersaus. Bald wurden doch die Recken alle drin erschlagen: Man mochte große Wunder von den Burgonden sagen. (2144) Da gab es eine Stille, als der Lärm verscholl! Das Blut allenthalben durch die Lücken quoll Zu den Rinnsteinen von den toten Degen: Das taten die vom Rheine mit ihren kräftigen Schlägen. (2145) Da saßen wieder ruhend die aus Burgondenland; Sie legten mit den Waffen die Schilde von der Hand. Da stand noch vor dem Hause der kühne Fiedelmann, Erwartend ob noch jemand zum Streite zöge heran. (2146) Der König klagte heftig, dazu die Königin;