Da musst er seinen Freunden versagen dienstbereiten Gruß. (2241) Da rief der edle Markgraf hinüber in den Saal: “Ihr kühnen Nibelungen, nun wehrt euch allzumal. Ihr solltet mein genießen, ihr entgeltet mein: Einst waren wir befreundet: Der Treue will ich ledig sein.” (2242) Da erschraken dieser Märe die Notbedrängten sehr. Es ward davon der Freude bei niemanden mehr, Dass sie bestreiten wollte, dem jeder Liebe trug: Sie hatten von den Feinden schon Leid erfahren genug. (2243) “Das verhüte Gott vom Himmel!”, sprach Gunther der Degen. “Dass ihr eurer Freundschaft also tut entgegen Und der großen Treue, worauf uns sann der Mut: Ich will euch wohl vertrauen, dass ihr das nimmermehr tut.” (2244) “Es ist nicht mehr zu wenden,” sprach der kühne Mann, “Ich muss mit euch streiten, wie ich den Schwur getan. Nun wehrt euch, kühne Helden, so lieb euch seid er Leib: Mir wollt es nicht erlassen des Königs Etzel Weib.” (2245) “Ihr widersagt uns allzu spät,” sprach der König hehr. “Nun mög euch Gott vergelten, viel edler Rüdiger, Die Treue und die Liebe, die ihr uns habt getan, Wenn ihr bis an das Ende auch halten wolltet daran. (2246) “Wir wolltens immer danken was ihr uns habt gegeben, Ich und meine Freunde, ließet ihr uns leben: Ihr gabt uns hehre Gaben, als ihr uns führet her Ins Heunenland zu Etzeln: Bedenket das, edler Rüdiger.” (2247) “Wie gern ich euch das gönnte!”, sprach Rüdiger der Degen, “Wenn ich euch meiner Gabe die Fülle dürfte wägen Nach meinem Wohlgefallen; wie gerne tät ich das, So mir es nicht erwürbe der edeln Königin Hass!” (2248) “Lasst ab, edler Rüdiger,” sprach da Gernot, “Nie ward ein Wirt gefunden, der es den Gästen bot So freundlich und so gütlich als uns von euch geschehn: Des sollt ihr auch genießen, so wir lebendig entgehn.” (2249) “Das wollte Gott,” sprach Rüdiger, “viel edler Gernot, “Dass ihr am Rheine wäret, und ich wäre tot: So rettet' ich die Ehre, da ich euch soll bestehn; Es ist an fremden Degen von Freunden nie so arg geschehn.” (2250) “Nun lohn euch Gott, Herr Rüdiger,” sprach da Gernot, “Eure reiche Gabe. Mich reuet euer Tod, Soll an euch verderben so tugendlicher Mut. Hier trag ich eure Waffe, die ihr mir gabet, Degen gut. (2251) Die hat mir nie versagt noch in aller dieser Not; Es fiel vor ihrer Schärfe so mancher Ritter tot; Sie ist stark und lauter, herrlich und gut: Gewiss, so reiche Gabe nie wieder ein Recke tut. (2252) Und ist euch nicht zu raten, und wollt ihr uns bestehn, Erschlagt ihr mir die Freunde, die hier noch bei mir stehn, Mit euerm Schwerte nehm ich Leben euch und Leib: So reuet ihr mich, Rüdiger, und euer herrliches Weib.” (2253) “Das wolle Gott, Herr Gernot, und möchte das geschehn, Dass hier nach euerm Willen alles könnt ergehn, Und dass gerettet würde eurer Freunde Leib: Euch sollten wohl vertrauen meine Tochter und mein Weib.” (2254) Da sprach von Burgonden der schönen Ute Kind: “Wie tut ihr so, Herr Rüdiger? Die mit mir kommen sind. Die sind euch all gewogen; ihr greifet übel zu: Eure schöne Tochter wollt ihr verwitwen allzufrüh. (2255) Wenn ihr und eure Recken mich wollt im Streit bestehn, Wie wäre das unfreundlich, wie wenig ließ es sehn, Dass ich euch vertraute vor jedem andern Mann, Als ich zu einem Weibe eure Tochter mir gewann.” (2256) “Gedenkt eurer Treue, viel edler König hehr, Und schickt euch Gott von hinnen,” so sprach Rüdiger, “So soll es nicht entgelten die liebe Tochter mein: Bei aller Fürsten Tugend geruht ihr gnädig zu sein.” (2257)
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