Krummbein machte einen Buckel und schnurrte.

»Hallo«, sagte sie,»ich bin gerade fertig geworden!«

»Ich auch!«, sagte Ron ausgelassen und warf seine Feder hin.

Hermine setzte sich, legte ihre Sachen auf einen leeren Sessel und zog das Blatt mit Rons Voraussagen zu sich her.

»Wird kein besonders guter Monat fur dich, oder?«, sagte sie mit schragem Lacheln, wahrend Krummbein es sich auf ihrem Scho? gemutlich machte.

»Tjaah, wenigstens bin ich vorgewarnt«, gahnte Ron.

»Sieht aus, als ob du zweimal ertrinkst«, sagte Hermine.

»Ach nein, wirklich?«, sagte Ron und warf einen Blick auf seine Vorhersagen.»Dann andere ich das eine lieber in Zertrampeltwerden von einem wild gewordenen Hippogreif.«

»Meinst du nicht, jeder merkt, da? ihr alles erfunden habt?«, fragte Hermine.

»Wie kannst du nur so etwas sagen!«, rief Ron mit gespielter Entrustung.»Wir haben hier geschuftet wie die Hauselfen!«

Hermine hob die Brauen.

»Ist doch nur so 'ne Redewendung«, sagte Ron hastig.

Auch Harry legte jetzt seine Feder weg, nachdem er zum guten Schlu? seinen Tod durch Enthauptung vorausgesagt hatte.

»Was ist dadrin?«, fragte er und deutete auf das Kastchen.

»So 'n Zufall, da? du fragst«, sagte Hermine und warf Ron einen garstigen Blick zu. Sie hob den Deckel des Kastchens ab.

Darin lagen etwa funfzig Anstecker in verschiedenen Farben, doch alle mit derselben Aufschrift: B.ELFE.R.

»Belfer?«, sagte Harry, nahm einen Anstecker und betrachtete ihn.»Was ist das?«

»Nicht Belfer«, sagte Hermine hochst ungehalten.»Es hei?t B-ELFE-R, Bund fur ELFEnRechte.«

»Nie davon gehort«, sagte Ron.

»Naturlich nicht«, fauchte Hermine,»ich hab ihn eben erst gegrundet.«

»Achja?«, sagte Ron milde uberrascht.»Wie viele Mitglieder hat er?«

»Na ja – wenn ihr mitmacht – drei«, sagte Hermine.

»Und du glaubst im Ernst, wir wollen mit Ansteckern rumlaufen, auf denen ›Belfer‹ steht?«

»B-ELFE-R!«, zurnte Hermine.»Zuerst hatte ich ›Stoppt die schandliche Mi?handlung unserer magischen Mitgeschopfe – Bewegung zur Starkung der Elfenrechte‹, aber das hat nicht draufgepa?t. Dafur ist es jetzt der Titel unseres Manifests.«

Sie wedelte mit dem Pergament unter ihren Nasen.»Ich hab in der Bibliothek grundlich nachgeforscht. Die Elfenversklavung reicht schon Jahrhunderte zuruck. Ich kann einfach nicht fassen, da? bisher niemand was dagegen unternommen hat.«

»Hermine – nun hor mal gut zu«, sagte Ron laut.»Sie. Mogen. Es. Sie mogen es, versklavt zu sein!«

»Unser kurzfristiges Ziel«, sagte Hermine, noch lauter sogar als Ron und scheinbar ohne ein Wort gehort zu haben,»ist die Durchsetzung fairer Lohne und Arbeitsbedingungen. Zu unseren langfristigen Zielen gehort die Anderung des Gesetzes uber den Nichtgebrauch von Zauberstaben und der Versuch, eine Elfe in die Abteilung zur Fuhrung und Aufsicht Magischer Geschopfe zu bringen, denn dort sind sie skandalos schlecht vertreten.«

»Und wie stellen wir das an?«, fragte Harry.

»Zuerst mal werben wir Mitglieder an«, sagte Hermine munter.»Ich dachte an zwei Sickel fur die Mitgliedschaft -dafur gibt es einen Anstecker – und mit dem Erlos konnen wir unsere Flugblattkampagne bezahlen. Du bist der Schatzmeister, Ron – oben hab ich fur dich eine Sammelbuchse -, und Harry, du bist der Sekretar, also war's am besten, wenn du alles mitschreibst, was ich jetzt sage, um unser erstes Treffen festzuhalten.«

Eine Pause trat ein, in der Hermine die beiden anstrahlte und Harry nur dasa?, hin- und hergerissen zwischen Arger uber Hermine und Belustigung uber Rons Miene. Nicht Ron brach das Schweigen, der ohnehin aussah, als hatte es ihm zeitweilig die Sprache verschlagen, sondern ein leises tok, tok am Fenster. Harry spahte durch den inzwischen leeren Gemeinschaftsraum und sah eine ins Mondlicht getauchte Schnee-Eule auf dem Fenstersims hocken.

»Hedwig!«, rief er, sprang aus dem Sessel, sturmte hinuber und ri? das Fenster auf.

Hedwig flog herein, schwebte durch den Raum und lie? sich auf dem Tisch mit Harrys Vorhersagen nieder.

»Wird langsam Zeit!«, sagte Harry und rannte ihr nach.

»Sie hat eine Antwort!«, sagte Ron aufgeregt und deutete auf das schmuddelige Stuck Pergament, das an Hedwigs Bein gebunden war. Hastig knupfte Harry das Pergament los und setzte sich, um es zu lesen, woraufhin Hedwig ihm aufs Knie flatterte und leise schuhuhte.

»Was schreibt er?«, fragte Hermine atemlos.

Der Brief war sehr kurz und sah aus, als ware er in gro?er Hast hingekritzelt worden. Harry las ihn laut vor:

Harry,

ich fliege sofort nach Norden. Diese Neuigkeit uber deine Narbe ist nur das letzte Glied in einer Kette merkwurdiger Geruchte, die mir hier zu Ohren gekommen sind. Wenn sie wieder anfangt zu schmerzen, geh unverzuglich zu Dumbledore – es hei?t, er habe Mad-Eye aus dem Ruhestand zuruckgeholt, was bedeutet, da? wenigstens er, wenn auch sonst keiner, die Zeichen liest.

Ich melde mich bald. Meine besten Wunsche an Ron und Hermine. Halt die Augen offen, Harry.

Sirius

Harry sah zu Ron und Hermine auf, die ihn mit gro?en Augen anstarrten.

»Er fliegt nach Norden?«, flusterte Hermine.»Er kommt zuruck?«

»Was sind das fur Zeichen, die Dumbledore liest?«, fragte Ron vollkommen perplex.»Harry, was ist los mit dir?«

Harry hatte sich gerade mit der Faust gegen die Stirn geschlagen und Hedwig aus seinem Scho? geworfen.

»Ich hatt's ihm nicht sagen sollen!«, rief er wutend.

»Wovon redest du eigentlich?«, sagte Ron verdutzt.

»Jetzt denkt er, er mu? zuruckkommen!«, sagte Harry und donnerte seine Faust so heftig auf den Tisch, da? Hedwig auf Rons Stuhllehne flatterte und entrustet grummelte.»Zuruckkommen, weil er glaubt, ich sei in Schwierigkeiten! Aber mir geht's doch gut! Und fur dich hab ich nichts«, fauchte er Hedwig an, die erwartungsvoll mit dem Schnabel klackerte,»da mu?t du schon hoch in die Eulerei, wenn du was zu fressen willst.«

Hedwig warf ihm einen zutiefst beleidigten Blick zu, erwischte ihn mit ausgebreitetem Flugel unsanft am Kopf und flog zum offenen Fenster hinaus.

»Harry -«, setzte Hermine beschwichtigend an.

»Ich geh schlafen«, sagte Harry barsch.»Bis morgen fruh dann.«

Oben im Schlafsaal zog er seinen Pyjama an und legte sich ins Himmelbett, doch er spurte nicht die geringste Mudigkeit.

Wenn Sirius zuruckkame und gefa?t wurde, ware es seine, Harrys, Schuld. Warum hatte er nicht den Mund gehalten? Ein paar Sekunden Schmerz und er mu?te gleich losjammern… hatte er nur kuhlen Kopf bewahrt und alles fur sich behalten…

Kurze Zeit spater horte er Ron in den Schlafsaal kommen, doch er sprach ihn nicht an. Lange lag Harry wach und starrte auf den dunklen Baldachin uber seinem Bett. Im Schlafsaal herrschte vollkommene Stille, und ware Harry nicht so tief in Gedanken versunken gewesen, ware ihm aufgefallen, da? Neville nicht wie ublich schnarchte und er daher nicht der Einzige war, der keinen Schlaf fand.

Beauxbatons und Durmstrang

Als hatte Harrys Kopf im Schlaf unermudlich gearbeitet, erwachte er fruh am nachsten Morgen mit einem

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