Er rannte hinter ihr her und erreichte sie auf halber Hohe der Marmortreppe.

»Ahm – willste mit mir zusammen nach Hogsmeade, am Valentinstag?«

»Oooh, ja!«sagte sie, wurde knallrot und strahlte ihn an.

»Gut… nun… das ist also abgemacht,«sagte Harry, und mit dem Gefuhl, da? der Tag doch nicht vollig vergebens war, sprang er los zur Bibliothek, um Ron und Hermine vor ihrem Nachmittagsunterricht abzuholen… Gegen sechs Uhr abends jedoch konnte selbst das Leuchten dieser erfolgreichen Verabredung mit Cho Chang nicht seine unheilvollen Gefuhle erhellen, die sich mit jedem Schritt verstarkten, den Harry auf Snapes Buro zuging.

Als er die Tur erreichte hielt er inne. Er ware an fast jedem anderen Ort lieber gewesen als hier. Dann, nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, trat er ein.

Der dustere Raum war umsaumt von Regalen, die hunderte von Einmachglasern enthielten, in denen schleimige Teile von Pflanzen und Tieren in verschiedenfarbigen Substanzen gelagert wurden. In einer Ecke stand der Schrank voller Zutaten, von denen Snape – nicht ohne Grund – einmal behauptet hatte, da? Harry sie gestohlen hatte. Harrys Aufmerksamkeit wurde jedoch in Richtung des Schreibtisch gelenkt, wo ein flaches Steinbecken mit eingravierten Runen und Symbolen innerhalb einer Ansammlungen von leuchtenden Kerzen lag. Harry erkannte es sofort – es war Dumbledors Denkarium. Verwundert daruber, was das hier zu suchen hatte, schreckte er auf, als Snapes kalte Stimme aus der Dunkelheit kam.

»Schliess die Tur hinter Dir, Potter.«

Harry tat es wie befohlen, mit dem entsetzlichen Gefuhl sich selbst einzusperren. Als er sich wieder zum Raum drehte, hatte sich Snape ins Licht bewegt und zeigte wortlos auf den Stuhl gegenuber von seinem Schreibtisch. Harry setzte sich, ebenso wie Snape es tat, der ihn mit seinen kalten schwarzen Augen fixierte ohne zu zwinkern, mit Abneigung in jedem Gesichtszug.

»Nun, Potter, Du weisst warum Du hier bist,«sagte er.»Der Schulleiter hat mich gebeten, dich in Occlumantie zu unterrichten. Ich kann nur hoffen, da? du dir das besser aneignest als Zaubertranke.«

»Richtig,«sagte Harry knapp.

»Das mag keine der ublichen Unterrichtsstunden sein, Potter,«sagte Snape, seine Augen verschmalerten sich boshaft,

»aber ich bin immer noch Dein Lehrer und Du wirst mich daher immer mit»Sir«oder»Professor«ansprechen.«

»Ja… Sir,«sagte Harry.

Snape beobachtete ihn noch eine Weile mit zusammengekniffenen Augen, dann sprach er»Nun, Occlumantie. Wie ich dir bereits in der Kuche deines geschatzten Paten erklart habe, versiegelt dieser Bereich der Magie den Geist gegen magisches Eindringen und Einflussnahme.«

»Und warum denkt Professor Dumbledore, da? ich das brauche, Sir?,«sagte Harry, blickte Snape direkt in die Augen und fragte sich, ob Snape antworten wurde.

Snape blickte ihn ebenfalls einen Moment lang an und sagte dann abschatzig:»Sicherlich hattest sogar du das mittlerweile herausfinden konnen, Potter? Der dunkle Lord ist sehr geschickt in Legilimantie -«

»Was ist das? Sir?«

»Das ist die Fahigkeit, Gefuhle und Erinnerungen aus dem Geist anderer Personen -«

»Er kann Gedanken lesen?,«fragte Harry sofort, seine schlimmsten Befurchtungen schienen sich zu bestatigen.

»Du hast keinerlei Feingespur, Potter,«sagte Snape, seine dunklen Augen funkelten.»Du erkennst keine feinen Unterschiede. Das ist eine der Unzulanglichkeiten, die dich zu einem so klaglichen Zaubertrank-Brauer machen.«

Snape hielt einen Moment lang inne bevor er weitermachte, anscheinend um das Vergnugen zu genie?en, Harry beleidigt zu haben

»Nur Muggles reden von Gedankenlesen. Der Geist ist kein Buch, das man beliebig offnen und in aller Ruhe untersuchen kann. Gedanken sind nicht in die Innenseite des Schadels gezeichnet, damit sie von jedem Eindringling durchgelesen werden konnen. Der Geist ist eine komplexe und vielschichtige Sache, Potter – zumindest ist das bei den meisten so. Er grinste selbstgefallig. Es stimmt allerdings, da? diejenigen, die das Legilimantie beherrschen, fahig sind, sich unter bestimmten Umstanden in den Geist ihrer Opfer zu vertiefen und richtig zu interpretieren, was sie dort erfahren haben. Der dunkle Lord zum Beispiel merkt fast immer, wenn jemand ihn belugt. Nur diejenigen, die meisterhaft Occlumantie konnen, sind in der Lage, die Gefuhle und Erinnerungen zu verschlie?en, die der Luge widersprechen, und konnen auf diese Weise in seiner Anwesenheit Falschheiten au?ern ohne erkannt zu werden.«

Wie auch immer Snape es ausdruckte, Legilimantie horte sich fur Harry wie Gedankenlesen an, und er mochte das uberhaupt nicht.

»Also konnte er wissen, was wir jetzt gerade denken? Sir?«

»Der Dunkle Lord ist in weiter Ferne und die Mauern und Landereien von Hogwarts werden von vielen uralten Bannen und Zaubern beschutzt, um die korperliche und geistige Sicherheit derjenigen zu sichern, die in ihnen verweilen,«sagte Snape.»Zeit und Raum bedeuten etwas in der Zauberei, Potter. Augenkontakt ist oft unerlasslich fur die Legilimantie.«

»Also warum mu? ich dann Occlumantie lernen?«.Snape beaugte Harry, wahrend er sich mit einem langen, dunnen Finger den Mund entlang fuhr.

»Die gebrauchlichen Regeln scheinen nicht auf dich anwendbar zu sein, Potter. Der Fluch, der fehlschlug dich zu toten, scheint eine Art Verbindung zwischen dir und dem Dunklen Lord geschaffen zu haben. Die Anzeichen legen das manchmal nahe, wenn dein Geist ganz entspannt und verwundbar ist – wenn du schlafst, zum Beispiel – dann teilst du die Gedanken und Gefuhle des Dunklen Lords. Der Schulleiter glaubt, da? es nicht ratsam ist, damit fort zu fahren. Er bat mich dich zu unterrichten, wie du deinen Geist vor dem Dunklen Lord verschlie?en kannst.«

Harrys Herz schlug wieder schneller. Das ergab alles keinen Sinn.

»Aber warum mochte Professor Dumbledore, da? es aufhort?«fragte er unvermittelt.»Ich mag es nicht besonders, aber es war doch nutzlich, nicht war? Ich meine… Ich sah die Schlange Mister Weasley angreifen und wenn ich es nicht getan hatte, ware Professor Dumbledore nicht in der Lage gewesen ihn zu retten, nicht wahr? Sir?«

Snape starrte Harry einen kurzen Moment lang an, immer noch seinen Mund mit dem Finger nachfahrend. Als er wieder sprach, sprach er langsam und wohluberlegt, als wurde er jedes Wort abwagen.

»Es scheint so, als ob der Dunkle Lord sich bis vor kurzem nicht uber die Verbindung zwischen dir und ihm selbst bewusst war. Bis jetzt scheint es so, als ob du seine Gefuhle erfahren hattest, und seine Gedanken geteilt hattest, ohne das er etwas davon wu?te. Wie auch immer, die Vision, die du kurzlich vor Weihnachten hattest -«

»Die, uber die Schlange und Mister Weasley?«

»Unterbreche mich nicht, Potter,«sagte Snape mit gefahrlicher Stimme.» Wie ich gerade sagte, die Vision, die du kurzlich vor Weihnachten hattest, verkorpert so ein kraftvolles Eindringen in die Gedanken des Dunklen Lord -«

»Ich sah in den Schlangenkopf, nicht in seinen!«

»Ich dachte, ich hatte dir gesagt, da? du mich nicht unterbrechen sollst, Potter?«

Aber Harry kummerte sich nicht darum, ob Snape wutend war; es schien zumindest so, als kame er endlich zum Kern der Sache; ohne es zu bemerken, hatte er sich auf seinem Stuhl nach vorne gelehnt, hockte auf der au?ersten Kante, angespannt, als ob er bereit sei loszufliegen.

»Wie kommt es, da? ich durch die Augen der Schlange sah, wenn ich doch Voldemorts Gedanken teile?«

»Sag den Namen des Dunklen Lords nicht!«fauchte Snape.

Es folgte ein boshaftes Schweigen. Sie starrten einander zornig uber das Denkarium hinweg an.

»Professor Dumbledore sagt seinen Namen,«sagte Harry ruhig.

»Dumbledore ist ein au?erst machtiger Zauberer,«murmelte Snape.» Wahrend er sich vielleicht sicher genug fuhlt seinen Namen auszusprechen… der Rest von uns…«Er rieb seinen linken Unterarm, scheinbar unbewusst, an der Stelle, von der Harry wu?te, das an ihr das Dunkle Mal in seine Haut eingebrannt war.

»Ich wollte nur wissen,«begann Harry erneut, seine Stimme zur Hoflichkeit zwingend,»warum -«

»Du scheinst den Verstand der Schlange aufgesucht zu haben, weil dies der Ort war, an dem der Dunkle Lord

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