gestorben. Harry begriff nicht, was denn so schrecklich sein sollte.

»Willst du mir sagen, was daran falsch ist, wenn ich eine dreckige alte Schlange daran hindere, Justin den Kopf abzubei?en?«, fragte er.»Ist doch egal, wie ich es angestellt habe, solange Justin nicht bei der Kopflosenjagd mitmachen mu?«

»Es ist nicht egal«, meldete sich Hermine endlich mit gedampfter Stimme.»Denn Salazar Slytherin war beruhmt dafur, da? er mit Schlangen reden konnte. Deshalb ist das Symbol des Hauses Slytherin eine Schlange.«

Harry klappte der Mund auf.

»Genau«, sagte Ron.»Und jetzt denkt die ganze Schule, du bist sein Urururururgro?enkel oder so ahnlich -«

»Aber das bin ich nicht«, sagte Harry mit einem Anflug von Panik, den er sich selbst nicht recht erklaren konnte.

»Das wirst du kaum beweisen konnen«, sagte Hermine.»Er lebte vor ungefahr einem Jahrtausend; nach allem, was wir wissen, konntest du es sein.«

Harry lag in dieser Nacht noch stundenlang wach. Durch eine Lucke im Vorhang um sein Bett sah er Schnee am Turmfenster vorbeitreiben. Er dachte nach…

Konnte er ein Nachfahre Salazar Slytherins sein? Er wu?te schlie?lich nichts uber die Familie seines Vaters. Die Dursleys hatten ihm Fragen uber seine Zaubererverwandtschaft immer verboten.

Leise versuchte Harry etwas in der Schlangensprache zu sagen. Doch Worte wollten nicht kommen. Offenbar ging es nur, wenn er einer Schlange in die Augen blickte.

»Aber ich bin in Gryffindor«, dachte Harry.»Der Sprechende Hut hatte mich nicht hierher gesteckt, wenn ich Slytherin-Blut hatte…«

»Ach«, sagte eine boshafte leise Stimme in seinem Gehirn.»Aber der Sprechende Hut wollte dich doch nach Slytherin stecken, erinnerst du dich nicht?«

Harry drehte sich auf die Seite. Morgen wurde er Justin in Krauterkunde treffen und ihm erklaren, da? er die Schlange von ihm abgehalten und sie nicht aufgestachelt hatte, was (wie er, wutend sein Kissen zusammenknullend, dachte) doch jeder Dummkopf hatte erkennen mussen.

Am nachsten Morgen allerdings hatte sich das nachtliche Schneetreiben in einen so dichten Schneesturm verwandelt, da? Krauterkunde ausfiel: Professor Sprout wollte den Alraunen Socken und Schals uberziehen, und das war eine so vertrackte Angelegenheit, da? sie niemand anderen damit betrauen wollte – besonders jetzt, da die Alraunen rasch wachsen und Mrs Norris und Colin Creevey ins Leben zuruckholen sollten.

Harry sa? am Kaminfeuer im Gemeinschaftsraum und grubelte uber den gestrigen Abend nach, wahrend Ron und Hermine die freie Stunde nutzten, um Zaubererschach zu spielen.

»Um Himmels willen, Harry«, sagte Hermine entnervt, als einer von Rons Laufern ihren Springer vom Pferd zerrte und ihn vom Brett schleifte.»Dann geh doch und such Justin, wenn es dir so wichtig ist.«

Also stand Harry auf und stieg durch das Portratloch. Wo konnte Justin wohl stecken?

Wegen des dichten Schneetreibens war es im Schlo? dunkler als sonst tagsuber. Bibbernd vor Kalte ging Harry an den Klassenzimmern vorbei, in denen Unterricht stattfand, und erhaschte dabei augenblicksweise, was drinnen vorging. Professor McGonagall herrschte gerade einen Schuler an, der, nach ihren Worten zu schlie?en, seinen Freund in einen Dachs verwandelt hatte. Harry widerstand dem Drang, einen Blick hineinzuwerfen, und ging vorbei. Justin nutzte vielleicht seine freie Stunde, um ein wenig zu arbeiten, und Harry beschlo? zuerst in der Bibliothek nachzuschauen.

Eine Gruppe von Hufflepuffs, die auch Krauterkunde gehabt hatten, sa?en tatsachlich hinten in der Bibliothek, aber sie schienen nicht zu arbeiten. Durch die langen Reihen hoher Bucherregale konnte Harry sehen, da? sie die Kopfe eng zusammengesteckt hatten und offenbar angespannt miteinander tuschelten. Er konnte nicht erkennen, ob Justin dabei war, und trat naher. Auf dem Weg erhaschte er einen Fetzen ihres Gesprachs, und in der Abteilung Unsichtbarkeit blieb er stehen und lauschte.

»Na, jedenfalls«, sagte ein stammiger Junge,»hab ich Justin geraten, er solle sich in unserem Schlafsaal verstecken. Ich wurde sagen, wenn Potter ihn als sein nachstes Opfer ausersehen hat, dann ist es besser, wenn er sich eine Weile bedeckt halt. Naturlich hat Justin auf so etwas gewartet, seit ihm gegenuber Potter herausgerutscht ist, da? er ein Muggelkind ist. Justin mu?te ausgerechnet ihm sagen, da? er eigentlich nach Eton gehen sollte. So was plappert man nicht aus, wenn der Erbe Slytherins auf Jagd ist, oder?«

»Du bist also sicher, da? es Potter ist, Ernie?«, sagte ein Madchen mit blonden Zopfen angstlich.

»Hannah«, erwiderte der stammige Junge ernst.»Er ist ein Parselmund. Jeder wei?, das ist das Erkennungszeichen eines schwarzen Magiers. Hast du jemals von einem anstandigen gehort, der zu Schlangen sprechen konnte? Slytherin selbst haben sie Schlangenzunge genannt.«

Diesen Worten folgte ein lautes Murmeln, und Ernie fuhr fort:

»Erinnert ihr euch, was an der Wand geschrieben stand: Feinde des Erben, nehmt euch in Acht. Potter mu? sich mit Filch in die Wolle gekriegt haben. Und kurz danach wird Filchs Katze angegriffen. Dieser Erstkla?ler Creevey hat Potter beim Quidditch-Spiel geargert, weil er Bilder von ihm machte, als Potter im Schlamm lag. Und was passiert kurz danach? Creevey wird angegriffen.«

»Er kommt mir aber immer so nett vor«, sagte Hannah unsicher,»und au?erdem, nun ja, er war es immerhin, der Du-wei?t-schon-wen verjagt hat. Er kann nicht durch und durch bose sein, oder?«

Ernie senkte geheimnistuerisch die Stimme, die Hufflepuffs beugten sich noch weiter vor und Harry stahl sich naher heran, um Ernies Worte zu erhaschen.

»Keiner wei?, wie er diesen Angriff von Du-wei?t-schon-wem uberlebt hat. Uberlegt doch mal, er war noch ein Baby, als es passierte. Normalerweise ware er in Stucke gerissen worden. Nur ein wirklich machtiger schwarzer Magier konnte einen solchen Fluch uberleben.«Er senkte die Stimme zu einem eindringlichen Flustern:»Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ihn Du-wei?t-schon-wer uberhaupt toten wollte. Wollte keinen anderen Schwarzen Lord haben, der mit ihm um die Macht streitet. ich frag mich, welche anderen Krafte Potter noch verbirgt?«

Harry hielt es nicht langer aus. Er rausperte sich laut und trat hinter den Regalen hervor. Wenn er nicht so wutend gewesen ware, hatte er das Schauspiel, das sich ihm bot, lustig gefunden: Die versammelten Hufflepuffs sahen aus, als waren sie von seinem blo?en Anblick versteinert, und aus Ernies Gesicht war jede Farbe gewichen.

»Hallo«, sagte Harry.»Ich bin auf der Suche nach Justin Finch-Fletchley.«

Offensichtlich hatten sich die schlimmsten Befurchtungen der Hufflepuffs bestatigt. Alle blickten angsterfullt auf Ernie.

»Was willst du von ihm?«, sagte Ernie mit zittriger Stimme.

»Ich will ihm sagen, was im Duellierclub wirklich mit der Schlange passiert ist«, sagte Harry.

Ernie bi? sich auf die wei?en Lippen, holte tief Luft und sagte:

»Wir waren alle da. Wir haben gesehen, was passiert ist.«

»Dann hast du auch gesehen, da? die Schlange zuruckgewichen ist, nachdem ich zu ihr gesprochen habe?«, sagte Harry.

»Alles, was ich gesehen habe, war, da? du Parsel gesprochen und die Schlange auf Justin gehetzt hast«, erwiderte Ernie starrkopfig.

»Ich hab sie nicht auf ihn gehetzt!«, sagte Harry mit vor Wut zitternder Stimme.»Sie hat ihn nicht einmal beruhrt!«

»Es war aber sehr knapp«, sagte Ernie.»Und falls du auf irgendwelche krummen Gedanken kommen solltest«, fugte er rasch hinzu,»sag ich dir lieber, da? du meine Familie bis auf neun Generationen von Hexen und Zauberern zuruckverfolgen kannst und mein Blut so rein ist wie nur moglich, also

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