Gebieten umgetan, und Losten selbst gab zu, da? er in der Physik seinem Schuler nicht mehr viel beibringen konnte. Und da es andere junge Denklinge gab, um die er sich kummern mu?te, traf er sich mit Odeen nicht mehr so oft wie fruher.

Odeen fand Losten mit zwei halbwuchsigen Denklingen in der Strahlungskammer. Losten sah ihn sofort durch das Glas und kam heraus, wobei er die Tur fest hinter sich schlo?.

'Mein lieber Linksling', sagte er und streckte dem anderen in einer Geste der Freundschaft die Auslaufer entgegen (so da?

Odeen wie fruher den perversen Wunsch verspurte, sie zu beruhren; doch er hielt sich zuruck). 'Wie geht es dir?'

'Ich wollte dich nicht storen, Losten-Herr.'

'Storen? Die beiden kommen eine Weile auch allein zurecht. Sie sind wahrscheinlich froh, da? ich mal verschwinde. Ich bin sicher, da? ich sie mit meinem vielen Gerede sehr ermude.'

'Unsinn. Du hast mich immer fasziniert, und ich bin sicher, da? du sie auch fesselst.'

'Na, na. Es ist sehr nett, da? du das sagst. Ich sehe dich regelma?ig in der Bibliothek und hore von anderen, da? du in deinen fortgeschrittenen Kursen gut weiterkommst, und in solchen Momenten fehlt mir mein bester Student doch irgendwie. Wie geht es Tritt? Ist er auf seine Weise noch immer so stur?'

'Er wird von Tag zu Tag sturer. Er gibt der Triade neue Kraft.'

'Und Dua?'

'Dua? Ich bin gekommen... Sie ist sehr ungewohnlich.'

Losten nickte. 'Ja, ich wei?.' Er trug einen Ausdruck zur Schau, den Odeen als Melancholie zu identifizieren wu?te.

Odeen wartete einen Augenblick und beschlo? dann, direkt zur Sache zu kommen. 'Losten-Herr', fragte er, 'ist sie uns gebracht worden, Tritt und mir, weil sie ungewohnlich ist?' 'Wurde dich das uberraschen? Du selbst bist sehr ungewohnlich, und du hast mir mehrmals gesagt, da? das auch bei Tritt der Fall ist.'

'Ja', sagte Odeen aus tiefstem Herzen. 'Das ist er.'

'Sollte dann eure Triade nicht auch einen ungewohnlichen Gefuhlsling haben?'

'Es gibt viele Moglichkeiten, ungewohnlich zu sein', meinte Odeen nachdenklich. 'In gewisser Weise machen Duas seltsame Angewohnheiten Tritt zu schaffen und bereiten mir Sorge. Durfte ich dich um einen Rat bitten?'

'Naturlich.'

'Sie hat nichts ubrig fur - fur das Verschmelzen.'

Losten horte ihm ernsthaft und allem Anschein nach ohne Verlegenheit zu.

Odeen fuhr fort: 'Das Verschmelzen gefallt ihr durchaus, wenn es dazu kommt, aber es ist nicht immer leicht, sie soweit zu bringen.'

'Wie steht Tritt zum Verschmelzen?' fragte Losten. 'Ich meine, abgesehen von der Lust des Augenblicks? Was bringt es ihm daruber hinaus?'

'Die Kinder naturlich', antwortete Odeen. 'Ich mag sie, und auch Dua mag sie, aber Tritt ist der Eiterung. Verstehst du?' (Es wollte ihm plotzlich scheinen, als konnte Losten die Feinheiten einer Triade unmoglich begreifen.)

'Ich versuche zu verstehen. Es scheint also, da? Tritt mehr von dem Verschmelzen hat als nur die Lust. Und wie steht es mit dir? Was hast du davon?'

Odeen uberlegte. 'Ich glaube, du wei?t das. Eine Art geistige Anregung.'

'Ja, ich wei?, aber ich wollte sicher sein, da? du es verstehst. Ich wollte sichergehen, da? du es nicht vergessen hast. Du hast mir oft gesagt, da? dir nach einer Periode des Verschmelzens, die immer einen seltsamen Zeitverlust bringt - und ich mu? zugeben, ich habe dich oft sehr lange nicht gesehen , plotzlich viele Dinge verstandlich waren, die du vorher nicht begreifen konntest.'

'Es war, als ob mein Gehirn in der Zwischenzeit aktiv geblieben ware', sagte Odeen. 'Es war, als gabe es da eine Zeit, die, obwohl ich ihr Verstreichen nicht bemerkte und ich mir meiner Existenz uberhaupt nicht bewu?t war, irgendwie lebensnotwendig fur mich war; eine Zeit, in der ich klarer und intensiver denken konnte, weil mich die weniger intellektuelle Seite des Lebens nicht ablenken konnte.'

'Ja, und jedesmal hast du in deinem Weltverstandnis einen gewaltigen Sprung vorwarts gemacht. Das ist durchaus ublich bei euch Denklingen, obwohl ich zugeben mu?, da? du der einzige warst, der seine Fortschritte mit solcher Geschwindigkeit machte. Ich bin ehrlich der Meinung, da? dir kein Denkling das Wasser reichen kann.'

'Wirklich?' fragte Odeen und versuchte nicht ungebuhrlich erfreut zu erscheinen.

'Andererseits irre ich mich vielleicht ' Losten amusierte sich uber den plotzlichen Lichtverlust des anderen , 'aber das ist unwichtig. Es geht darum, da? du und Tritt noch etwas aus dem Verschmelzen gewinnt.'

'Ja. Ganz gewi?.'

'Aber was hat Dua davon?'

Es folgte eine lange Pause. 'Ich wei? es nicht', antwortete Odeen.

'Hast du sie jemals gefragt?'

'Nein.'

'Wenn sie also', sagte Losten, 'aus einem Verschmelzen nur das Lustgefuhl mit nach Hause nimmt, und wenn du und Tritt noch etwas Zusatzliches habt - warum sollte sie es dann so gern haben wie ihr?'

'Andere Gefuhlslinge brauchen offenbar nicht. ..' begann Odeen abwehrend.

'Andere Gefuhlslinge sind auch nicht wie Dua. Du hast mir das oft genug selbst gesagt und sogar, wie ich glaube, mit Befriedigung.'

Odeen schamte sich. 'Ich hatte angenommen, es ware vielleicht etwas anderes.' 'Und was sollte das sein?'

'Es ist schwer zu erklaren. Wir kennen einander in der Triade, wir erspuren einander; in mancher Beziehung sind wir die Teile eines einzigen Individuums - eines nebelhaften Individuums, das daherkommt und wieder geht. Die meiste Zeit ist dieses Wesen nicht bei Bewu?tsein. Wenn wir zu konzentriert daruber nachdenken, verlieren wir es aus dem Griff, so da? es keinerlei Klarheit gewinnt. Wir...' Odeen verhedderte sich hoffnungslos. 'Es ist sehr schwierig, einem Au?enstehenden die Triade zu erklaren...'

'Trotzdem versuche ich zu verstehen. Du glaubst, du hast einen Teil von Duas innerem Wesen geschaut; etwas, das sie geheimzuhalten versuchte, meinst du das?'

'Ich bin sicher. Es ist nur ein sehr vager Eindruck, der sich dann und wann in einem Winkel meines Bewu?tseins bildet.'

'Nun?'

'Ich glaube manchmal, Dua will gar keinen Baby-Gefuhlsling.'

Losten blickte ihn ernst an. 'Ihr habt bisher nur zwei Kinder, richtig? Einen kleinen Linksling und einen kleinen Rechtsling.'

'Ja, nur zwei. Der Gefuhlsling ist schwer in Gang zu bringen, das wei?t du.'

'Ich wei?.'

'Und Dua macht sich einfach nicht die Muhe, die notige Energie aufzunehmen. Sie versucht es gar nicht. Sie hat immer wieder Grunde, die ich aber nicht glauben kann. Es will mir scheinen, da? sie aus irgendeinem Grunde einfach keinen Ge-fuhlsling will. Was mich angeht - nun, wenn Dua im Augenblick wirklich noch kein Baby wollte, wurde ich sie gewahren lassen. Aber Tritt ist ein Elterling, und er will ein Baby, er mu? eins haben, und irgendwie kann ich ihn nicht enttauschen, nicht einmal, um Dua zu helfen.'

'Wenn Dua aber einen vernunftigen Grund dafur hatte, da? sie keinen Gefuhlsling will, wurde das fur dich einen Unterschied machen?'

'Fur mich bestimmt, aber nicht fur Tritt. Er versteht so etwas nicht.'

'Aber du wurdest dir dann Muhe geben, ihn hinzuhalten?'

'Ja, das wurde ich, so lange ich konnte.'

'Ist dir aufgefallen', fragte Losten, 'da? kaum ein Weichwesen ' er zogerte, als suchte er nach einem Wort, und benutzte dann doch die ubliche Bezeichnung - 'weiterzieht, ehe die

Kinder geboren sind - alle drei, wobei der Baby-Gefuhlsling das letzte ist?'

'Ja, ich wei?.' Odeen fragte sich, wieso ihm Losten eine so elementare Frage stellte.

'Dann ist also die Geburt eines Baby-Gefuhlslings ein Zeichen dafur, da? die Zeit zum Weiterziehen reif

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